Der Theologe Karl-Josef Kuschel stellte in der Synagoge sein neuestes Buch über Theodor Heuss vor. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Theologe referiert in der Synagoge

Von Willy Beyer Hechingen. Im Dezember jährte sich zum 50. Mal der Todestag von Theodor Heuss. Anlässlich des bundesweiten Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus stellte der Theologe Karl-Josef Kuschel am Donnerstag nun ein Buch über den ersten Bundespräsidenten vor.

"Theodor Heuss, die Schoah, das Judentum, Israel. Ein Versuch." heißt das neueste Werk Kuschels, das er in der Alten Synagoge präsentierte. "Einem Raum, der mir viel bedeutet", bekannte der Vordenker des interreligiösen Dialogs, wie Norbert Kirchmann den Autor nannte.

Der Tübinger Professor beschrieb mit Rezitationen aus seinem Buch Heuss zunächst als "Homme de lettre", der etwa Hermann Hesses Roman "Gertrud" rezensiert hat und 1913 Schriftleiter von dessen Zeitschrift "März" war. Theodor Heuss sei der "Founding Father" des nachfaschistischen Deutschlands, der nicht nur als Vater des Grundgesetzes und erster Präsident der Bundesrepublik, sondern auch durch seinen Einsatz für den deutsch-israelischen Dialog nach 1945 die folgende Zeit maßgeblich geprägt habe, sagte Kuschel. Und zwar in einer Zeit der Verdrängung, in der Heuss die Deutschen mit seinen "Feldzügen wider das Vergessen" einer Selbstreinigung unterzogen habe.

Der Referent ließ Zeitzeugen von Heuss zu Wort kommen, beschrieb ihn als "Homo Politicus".

Der Geiger Jochen Brusch und Norbert Kirchmann am Klavier gestalteten den musikalischen Teil der Veranstaltung in der Alten Synagoge. Sie spielten zu Herzen gehende Stücke wie Bruchs "Kol nidrei" nach hebräischen Melodien, oder das auf Wunsch des Referenten zweimal intonierte Hauptthema aus "Schindlers Liste".