Ulrich Holland, Vorsitzender des Heimbeirats, und Melanie Amann, Pflegedienstleiterin des Alten-und Pflegeheims St. Elisabeth, beim Gespräch mit unserer Zeitung. Foto: Witte Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: In Pflegeheimen der Stiftung St. Elisabeth sind wieder Besuche möglich / Bewohner schätzen Angebot

Wochenlang galt für die Bewohner des Alten-und Pflegeheims St. Elisabeth ein striktes Kontakt- und Besuchsverbot. Seit einer Woche können die Angehörigen die Bewohner in einem extra dafür eingerichteten Raum wieder besuchen.

Hechingen. Auf den ersten Blick wirkt der Besuchstisch, an dem die Bewohner des Pflege- und Altenheims St. Elisabeth durch eine Scheibe mit Besuchern sprechen können, nicht sonderlich einladend. Das Gespräch mit Ulrich Holland, Vorstand des Heimbeirats, gestaltet sich jedoch ganz entspannt – vor allem dadurch, dass auf diese Weise niemand eine Mund-Nasen-Schutzmaske aufsetzen muss. Der Bewohner sitzt im Inneren der Einrichtung, der Besucher sitzt draußen – bei dem aktuell warmen Wetter kein Problem. Der örtliche Schreiner Jochen Jornitz hat die Plexiglasscheibe, an der Angehörige sich relativ unkompliziert mit den Bewohnern treffen können, gebaut.

Die Möglichkeit, sich an der Scheibe zu treffen besteht weiterhin und wird von vielen Bewohnern gerne genutzt. "Es gibt eine ganze Reihe an Bewohnern, die lieber so Kontakt halten wollen", sagt Heimleiter Martin Bummer. Gerade älteren Leuten, zu denen auch viele der Angehörigen zählen, falle es häufig schwer, sich über längere Zeit mit einer Maske im Gesicht aufzuhalten, geschweige denn miteinander zu unterhalten.

Nichts desto trotz besteht in St. Elisabeth nun seit bereits einer Woche auch die Möglichkeit, den Bewohnern in einem Raum gegenüber zu sitzen. Für Holland kam die Lockerung eher überraschend: "Auf der einen Seite haben wir die Lockerung des Besuchsverbots und das Bedürfnis der Bewohner nach Kontakt zu ihren Angehörigen", sagt der Vorstand des Heimbeirats: "Auf der anderen Seite muss die Leitung des Heims die Verantwortung für den Schutz der Bewohner tragen". Es sei ein schmaler Grad gewesen, einen Kompromiss zwischen beiden Anforderungen auszuarbeiten.

Der bürokratische Aufwand war groß

Das Ergebnis: Die Besucher betreten nur einen bestimmten Bereich der Einrichtung, sodass die Gefahr, das Virus dort zu verbreiten, möglichst gering gehalten wird. "Der Veranstaltungsraum für die Aktivierung wurde freigeräumt und darin wurden zwei große Tische aufgebaut, an denen man sich gegenüber sitzen kann", erklärt Holland das Konzept, dass die Leitung des Hauses gemeinsam mit dem Heimbeirat ausgearbeitet hat. Der bürokratische Aufwand war groß: "Man muss in Deutschland für alles immer ein Konzept machen", kritisiert Heimleiter Bummer und wünscht sich, dass so etwas auch etwas unbürokratischer ablaufen könnte.

Alle Vorgaben, welche die Corona-Verordnung enthält, einzuhalten, war eine Herausforderung: "Die Umsetzung der Lockerung ist für die Pflegekräfte ein großer organisatorischer Aufwand gewesen", sagt Pflegedienstleiterin Melanie Amann.

Wer in den Besucherraum gehen möchte, sollte sich 24 Stunden vorher anmelden. Der Zugang erfolgt durch eine Art Schleuse, im Fall St. Elisabeth durch die Tiefgarage – damit die Besucher nicht durch das ganze Haus gehen müssen. Hinweisschilder machen auf die einzuhaltenden Sicherheitsmaßnahmen aufmerksam. Es werden Kontaktformulare ausgefüllt, Hände desinfiziert und die Besucher tragen eine Maske. Ein Angestellter des Heims misst die Temperatur der Besucher um auszuschließen, dass diese Fieber haben.

Nach dem Besuch wird alles desinfiziert

Trotz des Aufwands nehmen viele Angehörige das Angebot wahr: "Vorher haben wir eine Schreiben an die Angehörigen geschickt, danach waren wir für die nächsten fünf Tage sozusagen Besuchermäßig ausgebucht", so Amann. "Die Daten der Besucher werden nach vier Wochen wieder gelöscht", fügt Holland hinzu. Ist der Besucher gegangen, werden alle Flächen desinfiziert und der Besuchsraum wird gut durchgelüftet.

"Wir haben aber auch ein digitales Angebot", sagt Holland zum Schluss. In St. Elisbeth wurde ein Raum zum Skypen eingerichtet, er selbst hat sich auf diese Weise erst kürzlich mit seinen beiden Söhnen, die in Berlin leben, unterhalten. "Der Bildschirm ist riesig", sagt Amann, und halte sogar für eine Konferenz mit mehreren Teilnehmern her. Und man denke darüber nach, dieses Angebot auch dann, wenn sich die Situation mit Corona wieder entspannt hätte, weiter bestehen zu lassen – gerade wenn Angehörige weiter weg wohnen, sei es eine gute Möglichkeit. Den persönlichen Kontakt könne Skype jedoch natürlich nicht ersetzen, gibt Holland zu bedenken. Als er seine Frau zum Geburtstag mit der neuen Technik überfiel, habe sie eher irritiert reagiert – es fehlte einfach die zwischenmenschliche Nähe.