Thomas Lindner, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Zollernalbkreis begrüßte in der Hechinger Stadthalle die Gäste, Stefan Wolf, Vorstand der Elring Klinger AG, die Milliardenumsätze als Automobilzulieferer macht, erklärte in einem Vortrag, wo er die Risiken und Chancen des Umstiegs auf E-Mobilität für seine Branche sieht. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Herbstempfang IHK Reutlingen, Tübingen, Zollernalb / Einflussreicher Firmenchef Stefan Wolf gibt Prognosen ab

Hier macht die sich anbahnende Konjunkturkrise schon tiefe Sorgenfalten, aber hier wird auch an Lösungen gearbeitet – das betonte die IHK Reutlingen, Tübingen, Zollernalb am Mittwoch bei ihrem Herbstempfang in der Hechinger Stadthalle.

Hechingen. Diese IHK zählt Weltmarktführer in ihren Reihen, darunter auch die Elring Klinger AG, die unter anderem für 70 Prozent aller auf der Welt produzierten Motoren die Zylinderkopfdichtungen herstellt und eineinhalb Milliarden Euro Umsatz pro Jahr macht.

Und so hatte es sehr große Relevanz, was der Vorsitzende dieser AG, Stefan Wolf, im Festvortrag über "Perspektiven neuer Antriebstechniken und deren Auswirkungen auf die regionale Automobilzulieferindustrie" den etwa 300 Gästen aus allen drei Landkreisen erklärte.

Der aktuelle Umbruch sei so gravierend, wie vor über 100 Jahren der Umstieg vom Pferd auf Automobile, sagte er. Und Deutschland mit seiner bedeutenden Autoindustrie betreffe das besonders. Um so schlimmer, dass die Branche seit "Diesel-Gate" 2015 einen schlechten Ruf habe und ihr gleichzeitig von der Politik strangulierende Abgas-Vorgaben gemacht würden. Seine Prognose: Autos mit Verbrennungsmotoren wird es noch länger geben, aber ihr Anteil an Autos wird bald schon rapide sinken. Während ein großer Benzinmotor 3000 Teile hat, habe ein E-Motor nur 100. Sehr viele Automobilzulieferfirmen in der Region werden deshalb ernste Probleme bekommen, Arbeitsplätze im klassischen Motorenbau werden in großer Zahl verschwinden. Aber es gebe auch Chancen für Unternehmen, die die neuen Gegebenheiten erkennen und für die Antriebe der Zukunft Teile produzieren. Das seien auch Chancen für Beschäftigte, wenn sie bereit seien, auf die neuen Herausforderungen durch Umschulung und Fortbildung zu reagieren.

Die Zukunft der E-Mobilität sieht Stefan Wolf nicht nur in der Batterie-Technik sondern in hohem Maße auch in Brennstoffzellen, die ebenfalls direkt Strom produzieren, deren Treibstoff Wasserstoff aber viel einfacher und schneller zu speichern und für Automobile zu tanken ist. Was er auch erwähnte: Von der Politik fühlt sich seine Branche derzeit zu wenig unterstützt. Während China mit glasklaren Zielsetzungen genau in der E-Mobilität Fortschritt und die Forschung fördere, gebe es in Deutschland derzeit gerade mal 70 Wasserstoffzapfsäulen. Wolf gab sich zum Abschluss kämpferisch. Unternehmer müssten sich anstrengen, Beschäftigte auch durch Lohnzurückhaltung mitziehen, dann gebe es Chancen.

Thomas Lindner, der IHK-Vizepräsident und Vorsitzende des IHK-Gremiums Zollernalbkreis, betonte in seiner Rede ebenfalls die tiefen Sorgen, die ihm die aktuelle Konjunkturentwicklung bereitet. Die Exporte gingen deutlich zurück. Zwar laufe es in Handel, Bau und Dienstleistungen noch gut, aber auch diese Branchen hingen langfristig am Wohl und Wehe der produzierenden und exportierenden Industrie.

Seine Kritik: Die Regierung habe die Jahre der guten Konjunktur falsch genutzt, vor allem "soziale Errungenschaften" beschlossen, dafür aber Investitionen in die industrielle Zukunft vernachlässigt. "Ich kann mich an kein einziges unternehmerfreundliches Gesetz der vergangenen Jahre erinnern", beklagte er und mahnte: "Wohlstand ist kein Naturgesetz". Unternehmer zu fördern, das sei die Aufgabe der Stunde.

Hechingens Bürgermeister Philipp Hahn folgte diesem Ratschlag und nutzte seine Begrüßung, um die letzte noch freie Fläche im neuen Hechinger Gewerbegebiet anzupreisen. 50 Euro der Quadratmeter. Mit solchen substanziellen Auftritten imponiert man Unternehmern, wie der starke Beifall zeigte.