Tempo-30 in der Bahnhofstraße? Das wäre ein Schritt, um den Lärmaktionsplan zuk erfüllen. Foto: Stopper

Lärmaktionsplan: Fachbüro macht Vorschläge. Vor allem Schlatt leidet unter Verkehrskrach.

Hechingen - Tempo-30 unter anderem in Schlatt und auf Teilen der Bahnhofstraße, Tempo 80 auf der B 27 bei Hechingen Mitte – das wären mögliche Maßnahmen, mit denen Hechingen die gesetzlichen Vorgaben zum Lärmschutz umsetzen könnte.

So weit ist es allerdings noch nicht. Am Donnerstag im Gemeinderat wurde zunächst das Konzept für den Lärmaktionsplan vorgestellt, über den am Montag, 21. Januar (Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben) in einer Bürgeranhörung diskutiert werden kann. Was dann genau passieren soll, will der Gemeinderat in der Februar- oder der Märzsitzung beschließen.

Allerdings: So völlig freie Hand, ob sie überhaupt was ändern wollen, haben die Gemeinderäte nicht, denn es gibt eine EU-Richtlinie zum Lärmschutz, die 2005 in ein Bundesgesetz gefasst wurde. Hechingen hat ein Bruchsaler Ingenieurbüro mit der Lärmerfassung in der Stadt beauftragt, jetzt liegen die Ergebnisse vor. Falls sich jemand wundert, weshalb er nie Messwagen gesehen hat – die Lärmbelastung wurde im Büro am Computer aus Verkehrs-, Straßen- und Gebäudedaten errechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass an einigen Stellen Grenzwerte überschritten werden und folglich Handlungsbedarf besteht.

Bitter für die Bewohner des Prinzlinggebiets und die Stettener B 27-Anlieger: Sie hatten massiv gegen die Lärmbelastung protestiert und hoffen auf Maßnahmen. Für sie fallen die Messergebnisse aber gar nicht so schlimm aus, wurde ausgerechnet. Ingenieur Martin Reichard deutete aber an, dass durch ein Gerichtsurteil die Grenzwerte gesenkt werden könnten. Dann wäre auch hier Handlungsbedarf.

Derzeit gibt es andere Stellen in Hechingen mit gesundheitsgefährdendem Lärm. Das sind 70 Dezibel tagsüber, 60 Dezibel nachts. Und diese Stellen finden sich im Bereich von Obertorplatz, Bahnhofstraße und Hofgartenstraße, Neustraße, beim Stockoch und vor allem auch in Schlatt, wo täglich 15 000 Autos durchkurven. "Hier muss man wirklich was tun", meinte der Ingenieur.

Aber was? Eine schnelle Lösung sind Geschwindigkeitsbeschränkungen. Vorgeschlagen wird, nur mit Gültigkeit in der Nacht: Tempo 30 für die Bundesstraße in Schlatt, für die Bahnhofstraße zwischen Gutleuthausstraße über den Kleiner-Kreisel bis Einfahrt Stutenhofstraße, in der Haigerlocher Straße zwischen Europakreisel und Fachmarktzentrum, in der Neuen Rottenburger Straße zwischen Bronnenwiesen und Am Ettenbach und in der Hechinger Straße ab Klosterstraße bis Haldenbergweg. Und weil von der B 27 in Hechingen doch Lärm ausgeht, soll bei der Abfahrt Mitte ein Stück nur Tempo 80 gefahren werden. Noch besser wäre der Einbau lärmmindernder Straßenbeläge, so der Ingenieur. Aber bis so etwas umgesetzt sei, vergingen viele Jahre. Auch der Ausbau von öffentlichem Nahverkehr und der Umstieg von mehr Leuten aufs Fahrrad könnte helfen.

Die Gemeinderäte zeigten sich einerseits offen für die Idee, die Einwohner vor Lärm zu schützen, hatten aber doch auch Bedenken. Tempo-80 auf der B 27 – dürfe die Stadt das überhaupt anordnen, fragte Regina Heneka. Wird bei Tempo-30 nicht mehr Abgas produziert? (Frage: Margret Simoneit. Antwort des Ingenieurs: Nein). Wurden die wechselnden Windverhältnisse in die Berechnung einbezogen? (Frage: Hannes Reis. Antwort Ingenieur: Ja) und Lorenz Welte wagte sogar den Hinweis, dass Lärmschutz auch nicht alles im Leben ist. Er selber sei Pendler auf der B 27, und wenn da bald durchgehend Tempo 80 gelte, sei er um einiges länger unterwegs. Auch die Frage, ob der vierspurige Ausbau in Richtung Tübingen überhaupt noch Sinn macht bei Tempo 80 für alle stellte er als Frage in den Raum.

Viel Stoff für ausgiebige Diskussionen also. Die Bürgerinformationsveranstaltung am 21. Januar wird mit Sicherheit sehr interessant werden. Das Ergebnis ist offen.