Die Herstellung und der Vertrieb von Textilien wurde in den vergangenen zwei Jahrhunderten maßgeblich von jüdischen Unternehmen und Familien getragen. Diesen Teil der Heimatgeschichte beleuchtet eine Tagung in Hechingen. Unser Bild zeigt die Kleiderfabrik Stern in Horb um das Jahr 1930. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Tagung im Bildungshaus St. Luzen befasst sich mit Geschichte der jüdischen Textilindustrie

Hechingen. Mit der jüdischen Textilindustrie in all ihren Facetten beschäftigt sich eine überregionale Tagung am Sonntag, 10. Oktober, im Bildungshaus St. Luzen. Organisator ist der Verein Alten Synagoge Hechingen.Die Tagung "Juden in der Textilindustrie" widmet sich einem gewichtigen Bereich der Heimatgeschichte des Zollernalbkreises und angrenzender Kreise. Allein in Hechingen arbeiteten 1925 mehr als 2000 Personen in Textilbetrieben, die von jüdischen Unternehmern begründet und geführt wurden. Letztlich wurde im ganzen südwestdeutschen Raum die Herstellung und der Vertrieb von Textilien in den vergangenen zwei Jahrhunderten maßgeblich von jüdischen Unternehmern getragen.

Bei der Tagung soll diese regionale und überregionale Geschichte der jüdischen Textilindustrie mit ihren historischen, religiösen und kulturellen Hintergründen beleuchtet werden. Die Veranstaltung wird vom Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb ausgerichtet. Der Verbund, der sich vor einem Monat als gemeinnütziger Verein konstituierte und seit Oktober 2008 die Zeitschrift "Gedenkstätten- Rundschau" herausgibt, vereinigt unter seinem Dach die Gedenkstätten Synagoge Rottenburg-Baisingen, Ehemalige Synagoge Haigerloch, Alte Synagoge Hechingen, Ehemalige Synagoge Rexingen, Ehemalige Synagoge Rottweil, Gedenkstätten KZ Bisingen, KZ-Gedenkstätten Eckerwald/Schörzingen und Dautmergen-Schömberg, Stauffenberg-Gedenkstätte Albstadt-Lautlingen und die Geschichtswerkstatt Tübingen.

Der Verbund ist schon seit längerem bemüht, Einzelaktivitäten zu bündeln, um sie weiträumiger und konzentrierter nach außen darstellen zu können. Vor vier Jahren fand in Rexingen die viel beachtete Tagung "JüdischeViehhändler zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb" statt, zu der ein Tagungsband erschien, dessen zweite Auflage bereits vorbereitet wird.

Die Tagung am 10. Oktober, die auch von der Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg unterstützt wird, beginnt um 13.30 Uhr und endet – aufgelockert durch Diskussionen, Kaffeepause und Abendimbiss – gegen 19 Uhr.

Es werden Referate zur hören sein vom Vorsitzenden des Hechinger Synagogenvereins, Karl-Hermann Blickle, vom Landesrabbiner a.D. Joel Berger, von dem Sozialhistoriker Uri Kaufmann, von Doris Muth vom Maschenmuseum Lautlingen, von Irene Scherer und Welf Schröter vom Löwenstein-Forschungsverein Mössingen, der die Geschichte der Pausa in Mössingen erforscht, und von Winfried Hecht vom Stadtarchiv Rottweil.

Im Zentrum der Tagung steht die "Jüdischkeit" der Textilindustrie, ihre Geschichte in Hechingen, im Zollernalbkreis bis hin nach Rottweil und Mössingen. Während der Tagung wird eine Installation mit Kleiderbügeln aufgebaut, die auf ehemalige jüdische Textilbetriebe und die Menschen, die in ihnen gearbeitet haben, aufmerksam machen wird. Dafür bitten die Veranstalter der Tagung um Mithilfe: Wer einen Kleiderbügel einer jüdischen Textilfirma besitzt, wird gebeten, ihn für die Dauer der Tagung auszuleihen.

Weitere Informationen: Verein Alte Synagoge Hechingen, Heiligkreuzstraße 55, 72379 Hechingen; Email: Alte-Synagoge-Hechingen@t-online.de; Telefon 07471/93 32 22.