Foto: Stopper/Vogt

Mehrere Häuser schwer beschädigt. Frau unter dramatischen Umständen gerettet. Drei Verletzte.

Hechingen - Dramatische Stunden am Montagabend in Hechingen: Ein Feuer in der eng bebauten Altstadt hat ein Gebäude komplett zerstört und weitere schwer beschädigt. Die Feuerwehr hatte Mühe, eine ältere Frau aus dem Gebäude zu retten. Eine Zeit lang drohte ein Großbrand.

Ein Zeichen für das Ausmaß des Feuers: Noch gegen 22 Uhr konnte Stadtbrandmeister Maik Bulach nicht völlig ausschließen, dass sich der Brand auf die Hofapotheke ausbreitet. Diese Entwicklung war nicht zu ahnen gewesen, als er um 16.45 Uhr wegen eines Zimmerbrands alarmiert wurde. Beim Eintreffen schien die Lage beherrschbar, leichter Rauch drang aus den Fenstern des Gebäudes Marktstraße 1 gegenüber vom Gasthaus Fecker. Zwei Anwohner wurden mit der Drehleiter zur Marktstraße hin aus dem zweiten Obergeschoss geholt.

Dann die erste dramatische Wendung. Vom anderen Ende des Gebäudes rief eine eingeschlossene Frau aus dem zweiten Obergeschoss um Hilfe. Über eine tragbare Leiter drang ein Rettungstrupp zu ihr vor. "Sie erhielt eine Rettungsmaske und war damit nicht mehr in Gefahr", versichert Maik Bulach. So habe man warten können, bis die Burladinger Drehleiter zu ihrer Rettung eintrifft.

Atemschutzträger suchten unterdessen in dem verwinkelten Gebäude nach weiteren Bewohnern und nach dem Brandherd. Ohne Erfolg. Hitze und Rauch nahmen zu. Von Stromleitungen schmolz die Isolierung, Wehrmänner erhielten beim Löschen Stromschläge. "Wir konnten den Brandherd nicht finden", so Bulach. Das Feuer habe sich vermutlich in den mit Spreu gefüllten Böden und in den Wänden ausgebreitet.

Als das Risiko zu groß wurde, habe er den Rückzug aus dem Gebäude angeordnet. Dann trat das ein, was er erwartet hatte. Der mittlerweile auf über 400 Grad erhitzte Rauch entzündete sich, Flammen züngelten aus dem Dach. Zu dem Zeitpunkt war längst Großalarm gegeben. Alle Hechinger Wehren sowie die Kollegen aus Bisingen, Rangendingen, Burladingen, Balingen und Rottweil kamen zu Hilfe. 150 Feuerwehrleute kämpften bei Frost auf den durch gefrorenes Löschwasser glitschigen Straßen gegen das hoch aufschießende Feuer. 35 Sanitäter waren im Einsatz. Sechs Hausbewohner wurden wegen Rauchgasvergiftungen behandelt, drei davon in der Klinik. Auch zwei Sanitäter erlitten Rauchvergiftungen, ein Feuerwehrmann verletzte sich bei einem Sturz. Die mit der Drehleiter gerettete Frau verbrachte die Nacht in der Intensivstation.

Auch die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, die Schaulustigen unter Kontrolle zu halten. Trotz der Gefahr, sich Rauchvergiftung einzufangen, verließen viele nur murrend den Einsatzort. Polizei und Rettungsdienst riegelten den Bezirk schließlich weiträumig ab.

Nach einer Stunde war das offene Feuer auf dem Dach gelöscht, der Brand aber noch lange nicht aus, wie Rauchschwaden bewiesen. "Die Häuser sind verwinkelt zusammengebaut, durchgehende Wände fehlen", erklärte Maik Bulach. Vom Dach bis zum Keller wurde in der Hofapotheke eine Schneise gerissen, damit sich ein Schwelbrand nicht weiter ausbreiten kann. Die Feuerwehr setzte den Einsatz noch über Stunden hinweg fort. Die Brandstelle wurde anschließend genau beobachtet.