Die Hechinger Kreismülldeponie aus der Vogelperspektive – eine Goldgrube? Die Probebohrungen machen deutlich: Die Ausbeutung könnte sich in 20 bis 30 Jahren lohnen. Foto: Archiv

Unter Müllbergen schlummern oft Wertstoffe. Was liegt wo auf der Hechinger Deponie?

Zollernalbkreis - Unter Müllbergen schlummern oft Wertstoffe. Ein Forschungsprojekt der Universität Gießen zeigt, was wo auf der Hechinger Deponie liegt und ob der Abbau sich lohnt. Stefan Gäth, Leiter des Lehrstuhls für Abfall- und Ressourcenmanagement, stellte die Ergebnisse vor.

Der Erste Landesbeamte Matthias Frankenberg erinnerte im Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik daran, dass die Universität mit einem dreijährigen Forschungsprojekt beauftragt worden sei mit dem Ziel, herauszufinden, ob der Abbau von Eisen- und Buntmetallen sich lohne. 143 000 Euro wurden vom Land Baden-Württemberg für das Projekt zur Verfügung gestellt, weitere 75 000 Euro muss der Zollernalbkreis finanzieren. »Es handelt sich nicht um den Schatz im Silbersee oder um Edelsteine, aber in der Deponie liegen viele wertvolle Materialien«, sagte Frankenberg.

Welche Wertstoffe gibt es?

Stefan Gäth lieferte die Probe aufs Exempel. In den kommenden 40 Jahren werde die Weltbevölkerung um drei Milliarden Menschen zunehmen, sagte er, und die Blechlawine auf den Straßen um mehr als das siebenfache. Dann würden Metalle ein Vielfaches von dem kosten, was man heute dafür bezahle, und es würde sich gewiss lohnen, Altdeponien abzubauen und die wertvollen Inhaltsstoffe zurückzugewinnen.

Als Beispiel führte Gäth an, dass eine Tonne Restmüll im Schnitt 240 Gramm Gold und 15 Kilogramm Kupfer enthalte. Ziel der Unterstuchungen sei gewesen, herauszufinden, was in der Hechinger Kreismülldeponie an Wertstoffen vorkomme. Zudem sei eine Prognose erstellt worden, wie sich die Rohstoffpreise in den kommenden Jahren entwickeln werden. Anhand dieser beiden Parameter werden die Anforderungen an die technische Umsetzung aufgezeigt und ein »Entscheidungs-Unterstützungsmodell« ausgearbeitet.

Zwischen 1,7 und 2,6 Millionen Tonnen Abfall liegen nach Einschätzung des Gießener Müll-Wissenschaftlers auf der Hechinger Deponie, und die Untersuchung des Bohrguts nennt er »nicht schön, aber interessant«: Im Bild dokumentiert wurden unter anderem eine ausgediente Bosch-Bohrmaschine, eine Todesanzeige in einer Zeitung von 1991, ein Butterpapier mit Ablaufdatum März 1995 und eine Computermaus aus der Zeit des C 64, »die ein Kind heutzutage kaum noch als Computermaus identifizieren würde«.

40 000 Tonnen Metall

Zusammenfassend gesagt: Sieben Prozent des Müllbergs besteht aus Eisenmetallen, 2,4 Prozent aus Buntmetallen. Alles in allem lagern dort 40 000 Tonnen Metall, 220 000 Tonnen Kunststoffe und rund 60 000 Tonnen Textilien mit einem Gesamtpotenzial von 27 Millionen Euro. Der Abbau würde sich heutzutage zwar noch nicht lohnen, aber in 20 oder 30 Jahren könnte es allemal interessant werden, in den alten Müllbergen zu buddeln: »Die Preise entwickeln sich mit dem Wachstum in den Schwellenländern«, erklärte Gäth.

Auf die Frage von Angela Godawa (SPD) nach der Kosten-Nutzen-Schere und danach, wer die Preisentwicklung künftig beobachten werde, erwiderte der Gießener Projektleiter, dass das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen derzeit bei 2 : 1 liege, und dass es Sache des Landes sei, die Entwicklung zu verfolgen.

Auf die Frage von SPD-Kreisrat Martin Frohme, wie es mit der Zukunft der Solaranlage aussehe, die ja erst kürzlich auf der Kreismülldeponie in Betrieb gegangen sei, erwiderte Matthias Frankenberg, dass die Laufzeit der Anlage bei 20 Jahren liege. So lange werde sie wohl auch in Betrieb sein. Danach werde es sowieso leistungsfähigere Solarzellen geben. Landrat Günther-Martin Pauli schlussfolgerte, dass es auf der Deponie nicht nur Negatives gebe. Ganz nebenbei könne man die Bohrlöcher auch zur Deponiegasgewinnung nutzen.