Ideen für Hechingen gesucht: In der erste Bürgerwerkstatt am Sonntag wurden vor allem Vorschläge gesammelt Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Lebhafte Debatten zum Auftakt des Kleinstadtleben-Projekts / Viele mögliche Projekte werden vorgestellt

Von Klaus Stopper

 

Hechingen. Hechingen sucht die Superidee – das hätte am Sonntag das Motto für die erste Bürgerwerkstatt des Projekts "Kleinstadtleben" sein können. Die etwa 60 Teilnehmer waren dabei Kandidaten und Jury zugleich.

11 Uhr, Stadthalle Museum, Konstantinsaal. Einige Teilnehmer haben schon kalte Füße, denn die Heizung ist zu schwach für die aktuellen Frost-Temperaturen. Bürgermeisterin Dorothea Bachmann bibbert im Kostümchen, einige ziehen Jacken an. Im Verlauf des Tages werden es immer mehr.

Die erste Dreiviertelstunde heißt es Zuhören. Die Organisatoren schilderten noch einmal das Projekt. Viele haben das alles schon in der ersten Informationsveranstaltung gehört. Die Konzentration leidet zudem unter dem Gesang, der aus einem anderen Raum der Stadthalle in den Konstantinsaal dringt. Viele Bürgerwerkstatt-Teilnehmer brennen sichtlich darauf, endlich zu Wort zu kommen. Hinten tuschelt man sich bereits erste Ideen zu, wie man Hechingen voranbringen kann.

Dann geht es los. Fast. Zunächst werden Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmer haben keine Wahl. Die mit den weißen Namensschildern müssen über den Obertorplatz reden, die mit den gelben Schildern über den Marktplatz. Manche ziehen eine Schnute, einige hätten lieber nur über den Obertorplatz diskutiert. Andererseits: Die Marktplatz-Gruppe darf in den Kleinen Saal. Da ist es wärmer. Und nach der Mittagspause wird sowieso die Gruppe gewechselt.

Dann legen die Teilnehmer los. Die Marktplatz-Gruppe leitet der Architekt Thorismuth Gaiser. Stadtpläne an der Tafel, seine Assistentin notiert die Vorschläge aus dem Publikum auf Zettelchen, Gaiser heftet sie an die Pläne. Manchmal geht es etwas durcheinander, manchmal wird kontrovers diskutiert. Schnell kommt die Rede auf eine Fußgängerzone für den Marktplatz. Unverzichtbar meinen die einen, tödlich für den Einzelhandel, meinen andere. Nicht gerade neu. Dass der Verkehr irgendwie ein Problem ist und dass vor allem das Quartier zur Goldschmiedstraße baufällig wirkt, da herrscht Einigkeit. Gaiser hätte gern mehr positive Vorschläge.

Mittagspause. Brezel, süßer Senf, Weißwürste – mit einfachen Mitteln wird der Hunger gestillt. Gesprächsthemen sind Obertorplatz und Marktplatz, was sonst? Jetzt ist jeder im Thema drin. Gern gestellte Frage: Was lief denn bei euch so in der Arbeitsgruppe?

Zweite Runde. Stadtplaner Albrecht Reuß leitet im kühlen Konstantinsaal die Obertorplatz-Gruppe. Auch er hat eine Assistentin, die Zettelchen ausfüllt. Auch hier ein zentrales Thema: eine durchgängige Fußgängerzone, nur eine Verkehrsberuhigung oder Parkplätze? Als Fragen werden unter anderem diskutiert: Muss man vor einer Arztpraxis parken können? Kann die Straße verlegt werden? Wie kann der Übergang zum Stadtgarten verbessert werden? Sollte die Orangerie abgerissen werden?

Überraschende Information vom städtischen Wirtschaftsbeauftragten Hans Marquart: Die Stadt lässt derzeit prüfen, ob ein Hotelstandort bei der Orangerie denkbar wäre. Beifall brandet auf. Interessenten gebe es, versichert Marquart. Mehr könne man derzeit nicht sagen.

15.30 Uhr. Zum Abschluss fasst Thorismuth Gaiser im Kontantinsaal die Themen des Tages zusammen. Jetzt treffen die Planer eine Auswahl, kündigt er an. Über das Ergebnis werde in der Bürgerwerkstatt am 25. März diskutiert. Bis dahin wird es wohl wärmer sein im Konstantinsaal.

Von Klaus Stopper

Was soll in dieser Stadt geändert werden? Diese Frage ist eines der Hechinger Lieblingsthemen, und sie stand auch in der Bürgerwerkstatt wieder im Mittelpunkt. Kleine Schwäche der Veranstaltung: Die Organisatoren ließen den finanzielle Spielraum außen vor. Angesichts dringender Projekte wie Hochwasserschutz und Badsanierung sind aber Vorschläge wie die Komplettumgestaltung von Obertor- oder Marktplatz einfach nur unbezahlbare Luftschlösser. Von Anfang an klar zu machen, dass in der Bürgerwerkstatt kleinere Brötchen gebacken werden müssen, hätte der Debatte gutgetan. Zur Meinungsbildung, wo die Hechinger der Schuh drückt, eignete sich die Veranstaltung aber in jedem Fall. Und da gibt es eine zentrale Erkenntnis: Sehr viele Hechinger nervt der Verkehr in ihrer Stadt. Allgemein anerkannte Lösungen für dieses Problem hatte aber niemand zu bieten.

Marktplatz:

u Fußgängerzone vom Café Röcker bis zum Rathaus. Gegenargument: Funktioniert nur in Kombination mit Attraktivitätssteigerung.

u Schlossplatz beleben durch Gastronomie im Freien. Zehntscheuer sollte genutzt werden.

u Autofreie Zonen in Teilen der Stadt. Einkaufsbummel mit Kindern sei purer Stress.

u Ehemaliges Apothekengebäude neben Rathaus soll zum Technischen Rathaus umgebaut werden. Eventuell mit Wohnungen im Obergeschoss.

u Shared Space. Holländisches Modell wird vorgeschlagen. Dabei wird Trennung von Autostraße und Fußgängerbereich völlig aufgehoben. Der Autoverkehr soll dann automatisch weniger und langsamer werden.

u Stadt soll helfen, dass junge Familien Gebäude in der Stadt umbauen können.

u Offener Wasserlauf.

u Ansiedlung eines Lebensmittelmarkts, beispielsweise auf dem Parkplatz an der Firststraße.

u Mehr Aktionen und Feste.

u Abriss einiger Gebäude, um in den engen Altstadtgassen mehr Luft und Licht zu haben.

u Tübinger Studenten sollen auf Wohnmöglichkeiten in der Altstadt aufmerksam gemacht werden. Gefragt wird, ob es überhaupt so viele freie Wohnungen gibt.

u Rücksicht auf spezielle Bedürfnisse von Senioren.

Obertorplatz:

u Mehrfache Nennung: Mehr Grün. Zumindest die nicht für Parkplätze genutzten Teerflächen sollen umgewandelt werden.

u Neubau bei altem Feuerwehrhaus, eventuell für Einkaufszentrum oder Kultur- und Tourismusbüro.

u Verbannung aller Parkplätze, Ersatz könnte ein Parkdeck auf dem Biedermann-Gelände bringen. Anderer Vorschlag: Fußgängerbrücke vom Parkhaus her auf den Platz.

u Straße soll von der "Sonnenseite" des Platzes auf gegenüberliegende Seite verlegt werden. Mehr Platz für Cafés.

u Bushaltestelle in Richtung Stadthalle verlegen.

u Projekt stadtnahes Wohnen.

u Hotel, das Übernachtungskapazitäten für Busgesellschaften bietet.

u Hauseigentümernetzwerk aufbauen.

u Abriss der Orangerie, um bessere Anbindung zur Villa Eugenia zu schaffen.

u Verbesserung des aktuellen Zugangs zum Stadtgarten. Vorschlag für einen Durchgang durch das historische Fürstenpalais neben der Buchhandlung.