Hechingen - Eigentlich ist der Spielplatz in der Martinstraße sehr beliebt und gut frequentiert – schade nur, dass Mütter und Väter das Klettergerüst zuerst nach halbvollen Vodkaflaschen absuchen müssen, bevor sie ihre Kinder rauf schicken.

Spielplatz "Martinstraße"

Kleine Kinder sind neugierig. Sie erkunden ihre Umwelt und fassen alles an, was sie finden – oft nehmen sie es sogar in den Mund. So etwas wie Ekel kennen sie dabei noch nicht. Leider. Und leider gibt es auf einem der beliebtesten Spielplätze der Unterstadt, in der Martinstraße, häufig viel zu entdecken, was da gar nicht hingehört: Zigarettenstummel, Plastikbecher, halbvolle Alkoholflaschen, Bierdosen, Pizzakartons – die Bandbreite ist groß.

Jugendliche nahe liegender Schulen missbrauchen das Angebot des Spielplatzes, das eigentlich für die Kinder der Umgebung, die ansonsten von viel befahrenen Straßen umgeben sind, bereitstehen sollte: Schon die Kleinsten getrauen sich nach einigen Besuchen, das riesige Holzgerüst hinauf zu laufen, das sie auch über verschiedene Leitern erreichen können. Auf einer wackeligen Brücke balancieren sie bis zur Rutsche, die sie herunterrutschen, um wieder von vorne zu beginnen. Und auch, um im Sand zu spielen, ist reichlich Platz – wer Schaufel und Spielzeugbagger vergessen hat, findet in der Regel Spielkameraden, die gut ausgerüstet sind und gerne teilen oder sich gerne darum streiten – im Zweifelsfall stellt beides eine interessante Beschäftigung dar. Eine Schaukel, für Kinder und Kleinkinder, eine Wippe und einen weiteren Sandkasten sowie Bänke für die Erwachsenen, die nicht gerade nach Alkoholresten suchen, gibt es auch. Klare Empfehlung, sich den Spielplatz mit den Kleinsten mal anzusehen – am besten Montags, nachdem er von den fleißigen Mitarbeitern des Betriebshofs gesäubert wurde – er hält zahlreiche Mutproben für Kinder und deren Eltern bereit.

Spielplatz "Schalksburgstraße"

Es war einmal eine eingezäunte Wiese in einer verkehrsberuhigten Straße. Auf dieser Wiese befand sich ein großer Sandkasten mir einem Elefanten-Federwipptier und einer Wippe aus Federwipptieren, blaue Hunde oder so etwas. Neben dem Sandkasten gab es eine Schaukel, eine für die großen und eine für die kleineren Kinder, die auf Holzschnitzel fielen, wenn sie das Gleichgewicht verloren. Auf der Bank saß ein Vater und schaute seinem Sohn beim Wippen zu. Die Bäume warfen viel Schatten auf den ruhigen Platz. Es war nicht viel los hier, das war gut so und durfte so bleiben.

Spielplatz "Hohenzollernring"

Spielplätze mit dieser Wirkung sind eher selten zu finden, doch es gibt sie: Die Kinder spielen an diesen Orten nicht nur auf dem Klettergerüst oder schwingen auf der Schaukel immer höher hinauf, sondern erfinden bizarre Gestalten, die an diesen Orten in schattigen Höhlen wohnen, auf sie warten und nur zum spielen heraus kommen, wenn die Erwachsenen nicht da sind oder gerade weg sehen. Der Spielplatz "Hohenzollernring" ist so ein Ort, denn die Bäume werfen genau den Schatten, den die für die Erwachsenen unsichtbaren Gestalten brauchen, um sich unbemerkt unter die Kinder zu gesellen und ihr eigenes Spiel zu beginnen. Sie allein beherrschen es, sich auf dem hohen Klettergerüst von einer Stange zur nächsten zu schwingen, herunter zu rufen, gleichzeitig runter zu rutschen und schon wieder hinauf zu klettern und das Karussell immer schneller und schneller zu drehen, ohne dass ihnen schwindelig wird. Die zwei Minifederwipptiere stehen auf diesem Spielplatz nur, um unwissende Besucher glauben zu lassen, es handele sich um einen ganz gewöhnlichen Spielplatz – dabei ist hier doch viel mehr los.

Kommentar: Aufräumen

Von Lena Witte

Liebe Jugendliche, eigentlich sind wir Eltern gar nicht so spießig, wie man in euren jungen Jahren vielleicht meinen könnte. Zwar ist der Spielplatz in der Martinstraße für Kinder bis 14 Jahre und deren Eltern gebaut worden – aber sei es drum, versteckt euch ruhig nach der Schule in dem schönen Klettergerüst und raucht eure erste Zigarette oder trinkt eine Dose Bier. Haben wir alle mal gemacht.

Aber: Bitte räumt euren Abfall weg, inklusive Zigarettenstummel. Ich bin sicher, ihr könnt das und seid nicht auf die Mithilfe unserer Kleinkinder angewiesen. Die haben zwar Freude daran, Dinge zu finden und zum Mülleimer zu tragen, aber wir Eltern fänden es toll, wenn wir unsere Kleinen hier einfach bedenkenlos rennen lassen könnten, ohne ihnen kurz darauf eure alten Kippen aus dem Mund zu fischen oder sie wegen einer Alkoholvergiftung zum Kinderarzt zu fahren.