Montag, 11 Uhr: Auf einigen Ebenen im Parkhaus Neustraße sind alle Plätze belegt. Und Gastparker kommen vor allem von auswärts. Foto: Stopper

Garage ist zu mehr als 80 Prozent ausgelastet. Umfrage vor Ort bringt erstaunliche Ergebnisse.

Hechingen - Einer der schlimmen Orte auf dieser Welt, zumindest aber in Hechingen, ist das Neustraßen-Parkhaus – den Eindruck haben in der jüngsten Sitzung Hechinger Gemeinderäte vermittelt. Die Freien Wähler wollen sogar einen Teilabriss prüfen lassen.

Manchmal macht es Sinn, sich Problembereiche einfach mal selber anzuschauen. Genau das hat der Autor dieser Zeilen am Montag um 11 Uhr auch gemacht. Und siehe da: Das Parkhaus war gut gefüllt, und die Benutzer fanden zwar alle, dass es hier eng zugeht, sahen darin aber kein Problem. "In welchem Parkhaus geht es nicht eng zu?", fragte einer der Nutzer, der aus Bisingen zu einem Zahnarztbesuch in die Zollernstadt gekommen war.

Die Hechinger selber gehen mit ihrem Parkhaus viel strenger ins Gericht, das wurde wieder deutlich, als am Donnerstag im Zusammenhang mit der Obertorplatz-Tiefgarage die generelle Parkplatz-Situation in der Stadt angesprochen wurde und auf freie Kapazitäten im Neustraßen-Parkhaus verwiesen wurden.

Zumindest aus Sicht der Freien Wähler ist dieses Parkhaus gar nicht richtig nutzbar, denn ihr Fraktionssprecher Werner Beck stellte an die Stadtverwaltung den Antrag zu prüfen, ob man dieses Parkhaus nicht bis zur Zufahrts-Ebene abmontieren und mit komfortableren Auffahrten neu errichten könnte. Die Rampen zwischen den Ebenen seien derzeit so schmal, dass viele Autofahrer Angst hätten, das Parkhaus zu nutzen.

Ist das Parkhaus wirklich zu eng und unbeliebt? Eine Umfrage am Montag brachte zwei erstaunliche Ergebnisse. Erstens: Autofahrer aus Hechingen nutzen das Neustraßen-Parkhaus nicht. Stattdessen parken hier fast nur Leute aus Bodelshausen, Bisingen, Jungingen, einer aus Horb, eine Frau kam aus Tübingen. Sie fahre immer in Parkhäuser, wenn sie in Städten ihr Auto abstelle, sagte sie.

Arztbesuche und "etwas besorgen" waren Gründe, nach Hechingen zu fahren. Eng sei es schon, meinten alle, aber nicht besonders eng. "Toll" aber sei, dass man hier zwei Stunden kostenlos parken dürfe, betonte die Tübingerin. "Die Hechingen wissen gar nicht, wie gut sie es haben". Nebenbei bemerkt: Beim Kontrollgang über den Marktplatz waren ausschließlich Hechinger Autofahrer auf Parkplatzsuche zu sehen. Offenbar geht kein Auswärtiger davon aus, dass man hier Parkplätze findet.

Und Erkenntnis zwei: Das Parkhaus steht nicht leer. Am Montagmorgen – nicht gerade Spitzenandrangzeit in der Stadt – waren auf den unteren drei Ebenen die Hälfte der Plätze besetzt. Von Ebene vier bis acht gab es pro Ebene höchstens je zwei freie Plätze. Ab den beiden oberen Ebenen, wo die Autos im Freien stehen, waren dann alle Plätze frei. Insgesamt waren im Parkhaus 83 Plätze besetzt, 55 frei. Eine Auslastung von 60 Prozent.

"Im Durchschnitt haben wir sogar eine Auslastung von über 80 Prozent", sagt dazu Reinhold Dieringer, Chef der Stadtwerke, die auch die Tiefgarage betreiben. Er verweist darauf, dass 95 Plätze an Dauerparker vermietet sind. Viele wohnen oder arbeiten hier und sind bereit, Geld zu zahlen für einen festen, zuverlässigen Stellplatz zu haben.

Das heißt aber auch, dass es überhaupt nur maximal 43 freie Stellplätze im Parkhaus gibt. Sind die voll, zeigt die Ampel am Parkhauseingang Rot. "Das kann dann sein, dass man noch viele freie Plätze dort sieht, aber die Parkplatzmieter sind in der Zeit gerade mit ihrem Auto unterwegs", erklärt Dieringer. Zu diesen Situationen komme es immer wieder.

Und ist das Parkhaus zu eng? "Ich wüsste nicht, dass es da besonders häufig zu Unfällen kommt", meint der Stadtwerke-Chef. Die Wände auf den Rampenseiten seien seit vielen Jahren nicht mehr gestrichen worden, "und da sieht man eigentlich kaum Streifen", sagt er.

Seine Meinung: "Das Neustraßen-Parkhaus wird in Hechingen schlechtgeredet". Dass Einheimische dort ungern parken, sei ein generelles Verhalten. "Wenn ich in fremde Städte reinfahre, suche ich auch eher einen Parkhausplatz", sagt er. Als Einheimischer aber kurve man lieber durch die Altstadt, weil man halt wisse, wo eventuell noch ein Plätzchen frei ist.