"Eine Stadt muss sauber sein": Zwischen 9 und 80 Jahre alt waren die Helfer bei der Putzete am Neujahrsmorgen. Foto: Rath

14 Mitglieder der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde fegen an Neujahrstag die Altstadt sauber.

Hechingen - Die wenigen Passanten rieben sich verwundert die Augen: Eine Putzkolonne arbeitete sich in den frühen Morgenstunden mit Besen und Mülltüten vom Rathaus Richtung Obertorplatz. 14 Mitglieder der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde räumten auf.

Horst Rosenstock konnte es kaum fassen, als er mit seiner Mini-Bulldogge gegen 8.30 Uhr Gassi ging. "Berge" von Böllern und Raketen würden jedes Jahr direkt vor seiner Haustür verschossen. Im Lauf der Jahre hat er seine Ansprüche gedämpft: "Ich bin schon froh, wenn in der Silvesternacht die Altstadt nicht abfackelt", sagt er. Aber aufräumen am Neujahrsmorgen hat er hier noch nie jemand gesehen. Um 8.30 Uhr? Da waren die Hechinger Muslime schon drei Stunden auf den Beinen.

"Wir machen das freiwillig", sagt Omer. Der zehnjährige ist zweitjüngster Helfer des Einsatzes. Der älteste Mitarbeiter dürfte um die 80 Jahre sein. Wie alt er ist, weiß er selbst nicht genau. Er stammt aus Pakistan. Als Kind habe man ihm gesagt, er sei 1933 geboren. Jetzt klaubt er in Hechingen leere Sektflaschen und ausgebrannte Batterien von Böllern und Raketen vom Straßenpflaster. Zuvor, um 5.30 Uhr, hat er mit den anderen seiner Gemeinde ein Morgengebet gesprochen und ein Frühstück eingenommen.

"Gott freut sich drüber"

14 Helfer hat die Gemeinde mobilisiert, um die Spuren der Partynacht zu beseitigen. Ein halbes Dutzend blauer Müllsäcke steht schon gepackt am Rathausbrunnen, es werden noch mehr dazukommen. Fleißig mit dabei ist auch der neunjährige Maakes. Die Arbeitshandschuhe sind ihm noch ein paar Nummern zu groß, was ihn aber nicht von der Arbeit abhält: "Gott freut sich drüber", sagt er.

Auf jeden Fall freut sich auch der Hechinger Betriebshof über die freiwilligen Helfer, die sich selbst im Rathaus gemeldet haben. Aus dem Lager des Bauhofs wurden sie ausgerüstet, mit Besen, Schaufeln, Greifern und Müllsäcken. Die Kinder harken sogar den Abfall unter den Weihnachtsbäumen hervor. Tahir, 42 Jahre alt, steckt den Unrat in den Sack: "Eine Stadt muss sauber sein", findet er. Das freut auch ihn, Bewohner der Altstadt. Bis 10 Uhr will die Gruppe fertig sein, sagt Shacheel Raza, der den Einsatz der Gemeinde in Hechingen koordiniert hat.

Den Rathausplatz will seine Mannschaft säubern, dazu Markt- und Kirchplatz sowie den Übergang zum Obertorplatz. Dazu kommen die Seitengassen wie Synagogen- und Goldschmiedstraße. Er bückt sich nach einer aufgeplatzten Böllerhülle. "Ist ja auch ein guter Frühsport. Normalerweise liege ich um diese Zeit ja auch noch im Bett", sagt Shacheel Raza, "Übrigens: Fröhliches und gesundes neues Jahr noch."