Beherrscht die Mandoline mit geschlossenen Augen: Alon Sariel beim Konzert in der Villa Eugenia. Foto: Wien Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Alon Sariel zeigt sich in der Villa Eugenia als virtuoser Meister auf der Mandoline

Hechingen. Wie schön eine Mandoline klingen kann, stellte Alon Sariel in der Villa Eugenia unter Beweis. Der in Beersheba (Israel) geborene Mandolinist, Lautenist und Dirigent führte die Zuhörer durch vier Jahrhunderte Musikgeschichte – von Johann Sebastian Bach bis Yasuo Kuwahara.

Die Mandoline hat vor allem in den letzten Jahren wieder an Bedeutung in der zeitgenössischen Musik gewonnen und es gibt auch im Instrumentenbau für sie eine Weiterentwicklung. So hat die von Sariel gespielte Mandoline zwei ineinander gebaute Körper. Dieser patentierte Aufbau mit der Stimmung einer Geige ergibt eine größere Klangfülle, die in der Akustik der Rotunde exzellent zur Geltung kam.

Musikalisches Zentrum des Abends war Johann Sebastian Bachs (1685 bis 1750) "Partita N° 2" in d-Moll BWV 1004, deren einzelne Sätze Referenzpunkten im musikalischen Ablauf waren. Mit einer zarten Tonfolge begann das Konzert mit der "Allemande" der Partita, einem Tanz, der auch in der Villa getanzt worden ist. Es folgte mit "Nikriz Pesrev" ein Stück mit orientalischer Melodik aus der Serail-Musik – Pesrev war als ausgebildeter Kirchenmusiker an den türkischen Hof verschleppt worden und hatte dann am osmanischen Hof des 17. Jahrhunderts in Konstantinopel künstlerisch gewirkt.

Die "Courante", ein lebhafter Tanz, führte wieder zu Bachs Partita zurück. Die "Prelude" von Menachem Zur (geboren 1942), der als Professor in Jerusalem arbeitet, war ein moderne Stück, in die Elemente der jüdische Melodik eingewoben waren.

Mit Bachs ruhiger, harmonischer "Sarabande" setzte der Künstler dann einen wirkungsvollen Kontrast. Die "Asturias" von Isaac Albéniz (1860 bis 1909) mit ihrem temporeichen Beginn, einem ruhigem Mittelteil und furiosen Schlussakkorden führte in die spanische Musik des Jahrhunderts nach Bach. Mit der folgenden "Gigue" hat Bach englische Tanzmelodien verarbeitet.

"Jongara" von Yasuo Kuwahara (1946 bis 2003) brachte die Hörer nach Japan zu einem Fest, in dem die Musiker ein mandolinenähnliches Instrument spielen, bis ihnen die Finger bluten. Diese japanische Tonalität gab Sariel indes mit einem Plektrons wieder – die Fingerkuppen blieben also verschont.

Die melancholische "Chaconne" der Partita wurde von Bach komponiert, als er nach einer Reise zurückkehrte und erfuhr, dass seine Frau gestorben und schon beerdigt war. Als Abschluss alles umspannend war sie ein weiterer musikalisch-kontemplativer Höhepunkt eines außergewöhnlichen Konzertes.

Langer Applaus belohnte den Künstler, der aus dem Gedächtnis mit geschlossen Augen dieses umfangreiche Programm dargeboten hatte. Sariel stand anschließend noch zu Gesprächen und auch zum Signieren seiner CD – die viele als Erinnerung erwarben – zur Verfügung.