Fotos: Frank Foto: Schwarzwälder Bote

Ortschaftsräte besichtigen Rückhaltebecken. Kosten von 4,9 Millionen Euro

Im Mai 2019 soll das Hochwasserrückhaltebecken am Reichenbach fertig sein. Die Ortschaftsräte von Stetten und Boll konnten sich am Montag vorab ein Bild von dem Bauwerk machen.

Hechingen-Boll/Stetten. 1700 Kubikmeter Beton kann man sich schwer vorstellen. Vielleicht etwas besser, wenn man bedenkt, dass ein Betonmischer zwischen sechs und zehn Kubikmeter transportieren kann. Da mussten also so einige Lastwagen anrücken, bis der ganze Beton für das Hochwasserrückhaltebecken zwischen Boll und Stetten verbaut war. Am Montag besichtigten die Ortschaftsräte der beiden Teilorte gemeinsam das Bauwerk.

Selbst wenn man das imposante Hochwasserrückhaltebecken am Reichenbach nicht vor Augen hat – die Zahlen sprechen für sich: 236 000 Kubikmeter Stauvolumen hat das Rückhaltebecken; die Dammhöhe beträgt 12,5 Meter über der Gewässersohle des Bachs; der Damm ist an seiner Krone fünf Meter breit, am Fuß sogar 57 Meter. Oben auf dem Damm begann auch der Rundgang mit Jürgen Haas, technischer Leiter des Hochwasserschutz-Zweckverbandes. 4,9 Millionen Euro koste das Hochwasserrückhaltebecken insgesamt, berichtete er nach einem kurzen Rückblick auf die Hochwasser in den Jahren 2007 und 2008 sowie auf die Gründung des Hochwasserschutz-Zweckverbands 2013.

Wasserdurchlass wird vollautomatisch reguliert

Weiter ging es die Treppe hinab in den Durchlass unterhalb des Dammes, wo reguliert wird, wie viel Wasser weiterhin im Bach fließen darf und wie viel im Rückhaltebecken gestaut wird. Reguliert werde das natürlich vollautomatisch, erklärte Haas, eingreifen müssten die Mitarbeiter nur im Notfall. Dennoch werde man zukünftig weitere Stauwärter rekrutieren. Voraussichtlich im Mai kommenden Jahres soll der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens abgeschlossen sein.

Das Hochwasser 2008 jährt sich dieses Jahr zum zehnten Mal, Haas wird auch einen Vortrag zu dem Thema halten. Die Leute würden Ereignisse wie das schlimme Hochwasser schnell wieder vergessen, meint er. Viele würden nach wie vor Grünschnitt oder ähnliches im Bach entsorgen oder direkt am Bach lagern, was dann weggespült werde und unter Brücken "stecken bleibe".

Zum Abschluss des Rundgangs zeigte Haas den "Kolk", eine wassergefüllte Vertiefung der Gewässersohle, die das Gewässer beruhigt. Der Weg über die Dammkrone, erwähnte er noch, werde Schranken bekommen, damit keine Fahrzeuge darüber fahren können. Man habe zeitweilig diskutiert, ob nicht zumindest landwirtschaftliche Fahrzeuge den Damm passieren dürfen – dann hätte das Bauwerk aber anders konstruiert werden müssen und wäre deutlich teurer geworden.

Zwischen Stetten und Boll soll es demnächst auch noch eine Gewässerschau geben. Man werde Anlieger dann gezielt anschreiben und ihnen mitteilen, was sie vom Bachufer entfernen müssen, kündigte Bolls Ortsvorsteherin Meta Staudt an.

Und Stettens Ortsvorsteher Hannes Reis hatte schon Ideen für die Einweihung des Hochwasserrückhaltebeckens: Vielleicht könnten die beiden Musikvereine der Nachbarorte ein gemeinsames Konzert auf dem Damm spielen. Haas lächelt: "Möglich ist alles."