Melanie Haesser bei der Arbeit – auch sie trifft Vorkehrungen, um sich vor einer Infektion zu schützen.Foto: Witte Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: Melanie Haesser arbeitet als Reinigungskraft und bleibt während der Pandemie gelassen / Sie hat keine Angst vor Ansteckung

In der aktuellen Situationen arbeiten auch sie sozusagen an der Front: Putzfrauen – oder, wie sie heute offiziell genannt werden – Reinigungsfachkräfte. Wie fühlt es sich an, sauber zu machen, während sich ein Virus ausbreitet? Wir haben bei Melanie Haesser, die unsere Redaktionsräume regelmäßig reinigt, mal nachgefragt.

Hechingen. Zeit zum Grübeln hat Melanie Haesser wenig, denn sie hat eigentlich immer was zu tun. Die 40-jährige Reinigungsfachkraft säubert nicht nur die Hechinger Filiale, sondern eigentlich alle Außenstellen des Schwarzwälder Boten. Und auch Kurierfahrten erledigt sie für den Verlag: "Da merke ich schon, dass ich mit weniger Leuten Kontakt habe als vor der Krise, viele Leute arbeiten von zu Hause aus", sagt Haesser.

Doch auch dadurch, dass derzeit manche Räumlichkeiten nicht oder weniger genutzt werden, ändert sich an der Stundenzahl für die Reinigungsfachkraft erstmal nichts: "Es fällt keine Zeit weg, wir machen stattdessen Sonderreinigungen, putzen beispielsweise mal die Fenster", sagt Haesser.

Man komme schon sehr weit, indem man sich die Hände regelmäßig mit Seife wasche

Und was die regulären Reinigungsarbeiten angeht, wurden aufgrund der Pandemie besondere Maßnahmen getroffen: "Wir arbeiten jetzt vermehrt mit Desinfektionsmittel". Eine wesentliche Veränderung für ihren Arbeitsalltag stelle dies aber nicht dar, sagt Haesser – ob man nun die Flächen mit gewöhnlichem Putzmittel oder Desinfektionsmittel säubere, ändere an dem Arbeitsaufwand nicht viel. Klar, sie achte vermehrt darauf, dass Bereiche, die häufig mit den Händen angefasst werden, gründlich zu reinigen – wie etwa Türklinken oder Spülmaschinen. Und in den Sanitäreinrichtungen wurden auch Desinfektionsmittel verteilt: "Die ein oder andere Flasche ist da auch schon abhanden gekommen", sagt Haesser.

Und ob die Maßnahmen eigentlich übertrieben seien? "Eigentlich finde ich es schon übertrieben, aber das muss jeder so handhaben, wie er es für richtig hält", sagt die 42-Jährige. Man komme ja eigentlich schon sehr weit, indem man sich die Hände regelmäßig mit Seife wasche.

Sie selbst geht mit ihrer Arbeit genauso um wie vor der Pandemie auch – Sauberkeit stand schließlich auch schon vorher hoch im Kurs, als Reinigungsfachkraft. "Ich gehe meinen Weg genauso weiter wie vorher", sagt Haesser. Abstand zu anderen Menschen zu halten, stellt für sie kein organisatorisches Problem dar: Die Arbeitszeit teile sie sich ja ohnehin immer so ein, dass sie niemandem begegne, putzt, wenn alle anderen schon Zuhause oder im Wochenende sind.

Nach der Geburt ihrer Tochter gestaltete sich der Wiedereinstieg in den Beruf schwer

Angst vor einer Ansteckung hat Haesser nicht: "Vorsichtig zu sein und sich zu schützen ist okay, aber Panik habe ich keine", sagt sie. Und auch bei anderen Reinigungskräften beobachtet sie eine eher gelassene Haltung beobachtet hat: "Wir haben zwei Kollegen, die bereits in Rente und über 60 sind und auch genauso weiter arbeiten wie bisher", meint Haesser.

Nach einer Ausbildung zur Pferdewirtin, die sie in Sigmaringen machte, stieg sie ein in den Bereich der Reinigung. Nach der Geburt ihrer Tochter gestaltete sich der Wiedereinstieg in den erlernten Beruf schwer und als Alleinerziehende war sie froh über den sicheren Arbeitsplatz: "Die Gebäudereinigung hat mir von Anfang an Spaß gemacht, weil man mit vielen unterschiedlichen Leuten in Kontakt kommt, viele positive Rückmeldungen bekommt wenn es sauber ist und der Bereich hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt", so die 40-Jährige.

Und Haesser blieb am Ball, qualifizierte sich ständig weiter. Sie machte regelmäßig Weiterbildungen und übernahm eine Objektleitung, auch ihre 20-jährige Tochter arbeitet als Teilzeitkraft im Team. Das Reiten ist ihr als Hobby geblieben: "Wenn die ganze Coronageschichte vorbei ist, werde ich vielleicht auch mal wieder reiten", sagt Haesser hoffnungsvoll.