In Schlatt hält der Albverein die schöne alte Tradition des Palmwedelbindens am Leben. Unter der Anleitung des stellvertretenden Albvereins-Vorsitzenden Karl-Heinz Schuler (oben links) und weiterer Helfer haben Kinder und Erwachsene kurz vor Ostern in Schlatt schöne Palmwedel gebunden. Alle haben ganze Arbeit geleistet und durften am Abend ihre Palmwedel mit nach Hause nehmen. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Palmwedelbinden: Schlatter Albverein pflegt alte vorösterliche Tradition / Kommunionkinder aktiv

Sie erinnern an den Einzug Jesu in Jerusalem und sind ein Symbol christlich-österlichen Glaubens: Beim Albverein Schlatt wird die alte Tradition des Palmwedelbindens gepflegt.

Hechingen-Schlatt. Aus der Remise von Familie Schuler dringt an diesem Nachmittag fröhliches Stimmengewirr. Kurz vor der Osterwoche haben sich dort Kinder und Erwachsene versammelt, um gemeinsam Palmbuschen zu binden. Auf Tischen liegen fein säuberlich gebündelt Äste und Zweige. Gleich daneben stehen Pappkartons mit ausgeblasenen, bunt bemalten Eiern.

Neugierig nehmen die jüngsten Teilnehmer, ‒ die Kommunionkinder aus Schlatt und Beuren, ‒ das Material in Augenschein. "Als erstes brauchen wir einen passenden Zweig", sagt Karl-Heinz Schuler und greift zu rotem Hartriegel. Diese Pflanzenart ist am besten für die Herstellung von Palmwedeln geeignet, weiß der stellvertretende Vorsitzende des Albvereins. Roter Hartriegel ist biegsam und behält seine Form. "Früher hat man ihn auch zur Herstellung von Kränzen verwendet", erklärt er, während er seinen Blick über die Tischreihe schweifen lässt und als nächstes zu einem dickeren Pflanzenstängel greift.

Dieses Mal ist es ein Holunderzweig, aus dem das Kreuz entsteht, das später den Palmbuschen zieren wird. Hier hat Karl-Heinz Schuler bereits Vorarbeit geleistet und die Zweige geschält – eine aufwändigere Prozedur. Nun muss die Holunder-Rute noch auf die richtige Länge gekürzt werden, bevor ihr weiches, weißes Mark durchbohrt wird und sie in den Hartriegelzweig eingefädelt werden kann.

Vorsichtig probiert der Experte aus, wo der Stängel auf Widerstand stößt. "An dieser Stelle könnte er halten", erklärt er den Kindern, die jeden der Arbeitsschritte aufmerksam beobachten.

Zum Schmücken werden Naturmaterialien aus dem Wald verwendet

Ganz besonders spannend wird es, wenn das ausgeblasene Osterei durch den Zweig gezogen wird. "Sind die Löcher im Ei zu dünn, kann es schon mal kaputt gehen", weiß Schuler und versucht es behutsam mit Drehen. Dieses Mal hat es geklappt: das Osterei ist heil geblieben. Doch auch wenn mal eines zu Bruch geht, ist das nicht schlimm. Die Kinder haben genug von Zuhause mitgebracht.

Noch einmal ein Holunderstück zum Abschluss – und fertig ist das Grundgerüst des Palmwedels. Nun geht es ans Schmücken, bei dem die Frauen den Erstkommunikanten behilflich sind. Auch hier werden, ganz nach alter Tradition, bestimmte Naturmaterialien verwendet: Kiefernzweige, getrocknetes Eichenlaub und Palmkätzchen. Eben "das, was der Wald in unserer Gegend so hergibt", sagt Anne Schuler. Da Ostern in diesem Jahr spät ist, hat Karl-Heinz Schuler letztere schon geschnitten, bevor sie zu blühen begonnen haben. Sorgfältig werden Zweige und Laub rund um das Kreuz drapiert und dann wird das Ergebnis zufrieden betrachtet.

"Selbstgemachtes ist eben etwas anderes als Gekauftes", freut sich Anne Schuler und eine der Helferinnen stellt fest, dass die Palmbuschen "von Mal zu Mal schöner", werden. Kein Wunder: Übung macht schließlich den Meister.

Viel üben kann zum Beispiel Mathis, der gleich drei Palmwedel bindet – für sich und seine Geschwister. Wie man das macht, das hat auch Karl-Heinz Schuler schon als Kind gelernt. "Am Palmsonntag wurden mit den Palmwedeln dann die Verwandten bedacht", erinnert er sich und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Damit konnte man sich das Taschengeld aufbessern." Denn für die liebevoll gebundenen Buschen gab es nicht selten 50 Pfennige oder sogar mal eine Mark.

In Schlatt sorgen die Mitglieder des Albvereins seit drei Jahren dafür, dass solche schönen alten Traditionen an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden. Und wenn die Palmwedel dann am Palmsonntag im Gottesdienst geweiht werden, dürfen die Kinder zurecht stolz auf ihr Werk sein.