Hoffen auf eine Aufenthaltserlaubnis: Favour, Edith und John Oyakhilomen in der Waschküche der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Hechingen, wo sie sich täglich um die Wäsche kümmern. Foto: Geiser

Sprachkurse für Asylbewerber in Hechingen gut besucht. John Oyakhilomen aus Nigeria will mehr lernen.

Hechingen - Sie sehen die Sprache als Schlüssel zum Erfolg, und sie wollen sie auch lernen: Die Asylbewerber nehmen rege teil an den Deutschkursen des Landratsamts Zollernalb. Unter den Absolventen ist auch das Ehepaar Oyakhilomen. Es kam über die italienische Insel Lampedusa nach Europa, die praktisch wöchentlich mit einem Flüchtlingsdrama in den Schlagzeilen steht. Die beiden haben ihre gefährliche Flucht überlebt und hoffen jetzt auf eine bessere Zukunft.

Als Christ von islamischen Fanatikern bedroht

Die Nachfrage beim ersten Sprachkurs für Asylbewerber in Hechingen war groß, teilt das Landratsamt mit. Mehr als 50 Frauen und Männer nahmen teil. Jetzt folgt der Sprachkurs für Fortgeschrittene, wieder in Kooperation mit der Volkshochschule Hechingen. Ein Teilnehmer der ersten Stunde ist John Oyakhilomen aus Nigeria. Der 21-jährige ist Christ und war in seinem Heimatland von islamischen Fanatikern bedroht worden, so das Landratsamt. Er floh über Libyen und Italien nach Deutschland. Auch seine Frau Edith stammt aus Nigeria und musste fliehen. Auf dem Boot nach Lampedusa lernten sie sich kennen. Was Edith und John von ihrer Vergangenheit erzählen, gehe unter die Haut, schockiere und erschüttere. Seit knapp zwei Jahren leben sie mit ihrer 17 Monate alten Tochter Favour im Zollernalbkreis – in Sicherheit.

John Oyakhilomen sieht sich und seine Familie gut aufgenommen. "Die Deutschen waren von Anfang an sehr freundlich zu uns. Der gegenseitige Respekt und die Toleranz sind sehr außergewöhnlich. Bevor wir nach Deutschland kamen, mussten wir auf der Flucht in den anderen Ländern viel Feindseligkeit und Demütigungen erfahren", sagt er.

Im Deutschkurs habe er viel gelernt. In erster Linie gehe es um die Sprache, aber auch um das Land, Einkaufstipps und Kulturen. Am Kurs nahmen Asylbewerber unterschiedlicher Herkunft und Religion teil. Auch die jeweiligen Gepflogenheiten und Traditionen der anderen seien Thema gewesen. Oyakhilomen empfand die Stimmung innerhalb der Gruppe als "gut" und "respektvoll", häufig sogar als "sehr lustig". Er wolle am Fortgeschrittenen-Kurs teilnehmen, seine Deutschkenntnisse weiter verbessern und noch mehr über Deutschland und die Gesellschaft hier erfahren. Für die Zukunft erhoffe er sich eine Aufenthaltserlaubnis für sich und seine Familie. "Damit wir mit eigener Arbeit unseren Lebensunterhalt verdienen und uns ein besseres Leben schaffen können", sagt er. Auch in Balingen wird seit Februar 2014 ein Sprachkurs für Asylbewerber angeboten, ein weiterer Kurs soll in Kürze in Albstadt starten. In Hechingen wird es wieder einen Kurs für Anfänger und zusätzlich einen für Fortgeschrittene geben.