Der Tübinger Harald Weiß, der freischaffender Filmemacher ist, hat die Diskussion über Hechingen moderiert. Davor wurde die Dokumentation "Die Kleinstadt" im Burgtheaterkino gezeigt. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Dokumentarfilm: VHS-Veranstaltung im Burgtheaterkino folgt ein interessantes Gespräch über die Stadt

Hechingen ist glücklicherweise nicht Pirmasens, das ist eine Erkenntnis eines interessanten Dienstagabends im Hechinger Burg-Theater-Kino. Und die zweite Erkenntnis: Was der Innenstadt fehlt, sind gute und zugleich bezahlbare Wohnungen.

Hechingen. Nun sind das beides keine spektakulär neuen Erkenntnisse, aber der Dokumentarfilm "Die Kleinstadt" über die einstige Schuhmetropole Pirmasens mit anschließender Diskussion im Zuschauerraum war für viele Teilnehmer eine Gelegenheit, ihre Ansichten in neuem Licht zu spiegeln. Und immerhin hatten auch Bürgermeister Philipp Hahn, Stadtbaumeisterin Helga Monauni, Stadträte und bekannte Freunde Hechingens auf den bequemen Polsterstühlen Platz genommen. Organisatorin des Abends war VHS-Chefin Sarah Willner.

Der Dokumentarfilm von Philipp Majer über Pirmasens, zeigt eine Stadt, die vom Zusammenbruch der einst blühenden Schuhindustrie und dem Wegzug der US-Armee doppelt getroffen ist. Tristesse und leer stehende Geschäfte überall sind die Folge. Aber man trifft im Film auf Einwohner, denen es dort trotzdem gut gefällt. Eine Busfahrerin mit Herz, ein irischer Wirt, ein Schuhmacher, der sein Geschäft liebt, ein Turnschuhsammler. Sie alle mögen Pirmasens trotz aller sozialer Probleme, katastrophaler Architektur und sonstigen Macken dieser Stadt, die hier nur zu deutlich zu erkennen sind.

Ein tröstlicher Gedanke für Hechingen? In der anschließenden Diskussion war es Philipp Hahn wichtig darauf hinzuweisen, dass Parallelen zu Hechingen nicht sehr groß sind. Zwar bracht auch hier die Textilindustrie zusammen, aber mit der Medizintechnik hat sich ein Industriezweig im High-Tech-Sektor angesiedelt. Gute Steuereinnahmen sind ein angenehmer Effekt davon.

Desolate Oberstadt muss dringend aufgemöbelt werden

Dass auch in Hechingen viele leere Schaufenster zu sehen sind, bestritt an dem Abend zwar niemand. Aber Philipp Hahn wies zum einen darauf hin, dass die Stadt hier sehr wohl aktiv Interessenten sucht, aber auch die anderen Zuschauer waren sich in einem Punkt einig: In Zeiten des zunehmenden Internet-Handels lässt sich dies in Hechingen kaum mehr ändern.

Muss man sich also abfinden, dass Hechingen an manchen Tagen wie ausgestorben wirkt? Nein, fanden alle Besucher an diesem Abend. Was sich ändern könnte und sollte: Die desolate Oberstadt muss dringend aufgemöbelt werden. Obertorplatz sanieren, den Mittelstand mit neu zu bauenden oder zu sanierenden Gebäuden für ein Wohnen in der Kernstadt begeistern – das wären erste Schritte, die ja auch konkret schon in die Wege geleitet sind – dem pflichtete auch die Stadtbaumeisterin bei. Und die anderen positiven Effekte – mehr Gastronomie und grundsätzlich Leben in der Stadt werden dann folgen.

Es war auch wieder mal ein Abend, an dem man nett über unser Heimatstädtlein reden konnte. Planer Jörg Stötzer betonte, dass die Identifikation von Einwohnern mit ihrer Stadt ganz zentral für die Entwicklung ist, Rolf Ege hob hervor – keineswegs als Einziger an diesem Abend – dass er gern in der Stadt wohnt, Franz Ermantraut wies darauf hin, dass man junge Familien auch in der Innenstadt braucht, Winfried Rullof wies auf die Idee hin, Hechingen als Schaukel- und Rutschenstadt ein Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen, Ralf Merkel zeigte die Probleme auf, die entstehen, wenn man zu bestimmten Zeiten in Hechingen ein Restaurant sucht, es wurden mehr Wochenmärkte gefordert und einiges mehr.

Nur eins hat an diesem Abend gefehlt

Was etwas gefehlt hat an diesem Abend, dass kaum Hechinger da waren, die nicht durch Ämter und Vereine mit der Stadt verbunden sind. Was denken die wohl über ihre Stadt? Vielleicht dreht darüber ja auch mal jemand einen Dokumentarfilm.