Dekan Alexander Halter weiht die Friedensglocke, auf der die heilige Familie abgebildet ist, mit Chrisam. Foto: Merk

Zahlreiche Besucher bei besonderem Ereignis für Gemeinde. Letzte Glockenweihe liegt 60 Jahre zurück.

Hechingen - Es ist ein "besonderer Tag" für die Hechinger Kirchengemeinde St. Luzius, betonte Stadtpfarrer Michael Knaus zu Beginn eines außergewöhnlichen Gottesdienstes. Das Besondere am Sonntag, das war die Weihe der zwei neuen Glocken.

"Eine Glockenweihe ist nicht alltäglich", sagte Dekan Alexander Halter bei der Segensfeier. Schließlich wurden die letzten Glocken in Hechingen vor über 60 Jahren geweiht. Jetzt gab es also die vielleicht einmalige Chance, eine Segensfeier zu erleben. Und die wurde von zahlreichen Besuchern genutzt.

Die Feier war der Höhepunkt einer Geschichte, die vor fünf Jahren begann, wie Margret Fecker vom Kirchenausschuss erzählte. Denn damals fiel ein Stein aus dem Kirchturm, der Anlass für eine Überprüfung war. Dem Glockeninspektor Johannes Wittekind vom Erzbistum Freiburg fiel auf, dass in der oberen Glockenstube keine Glocken mehr hingen, das Geläut also unvollständig war.

Wittekind appellierte an das Ordinariat, das der Anfrage nach zwei neuen Glocken statt gab. Ein Glockenausschuss wurde gegründet, Gestaltung und Patronat wurden festgelegt. Eine Glocke ziert das Konterfei von Papst Johannes sowie die heilige Familie mit Josef. Der Patron der anderen Glocke ist St. Luzius.

Der Bildhauer Wolfgang Eckert wurde mit der künstlerischen Gestaltung beauftragt, gegossen wurden die Glocken im vergangenen November in Karlsruhe. Vergangene Woche sind sie in Hechingen angekommen.

Das Glockenläuten sei zwar alltäglich, die Glockenweihe aber definitiv nicht, betonte Dekan Alexander Halter. Er sprach über die Bedeutung von Glocken, die ein Begleiter durch den Alltag seien. Sie erinnerten daran, dass die Menschen nicht alleine seien, sondern dass sie einen Begleiter hätten – das Läuten der Glocken sensibilisiere die Menschen für diese Gemeinschaft und erinnere sie an Gott, so der Dekan.

Glocken erinnern an Frieden und Toleranz

Außerdem läuten sie zu den großen Festen wie Taufe, Firmung und Hochzeit. Darüber hinaus hätten sie eine "missionarische" Bedeutung, denn durch ihr Läuten dringe das Sakrale in den säkularen Bereich ein. Die Grenzen zwischen sakral und profan, zwischen Kirche und Welt würden durch die Glocken überschritten. Sie erinnerten den Menschen daran, selbst andere nicht auszugrenzen, sondern zu tolerieren und Botschafter zu sein.

Außerdem verkündeten Glocken Frieden und Heilung, seien aber auch eine Mahnung, dass dies nicht selbstverständlich sei, so Halter. Es seien immer schreckliche Zeiten gewesen, wenn Glocken nicht läuteten, weil sie vernichtet und eingeschmolzen wurden, um daraus Waffen zu schmieden, sagte er.

Dann war es so weit. Dekan Halter schritt auf die Glocken zu und weihte sie nach einem Ritus von 700 mit Weihwasser, Weihrauch und Chrisam. Mehrmals umkreiste er die aufgehängten Glocken. Mit einem Hammer schlug Pfarrer Michael Knaus die zwei frisch geweihten Glocken an und ließ ihren Ton erklingen.

Dazu sangen drei Chöre das Gotteslob: der Gospelchor, der Stiftschor und der Jugendchor, die von Organist Mario Peters an der Orgel begleitet wurden. Kaplan Georg Seelmann trug die Fürbitten vor, in die er eine Bitte für die Glocken einschloss.

"So ein tolles Fest erlebt man nur einmal"

Zum Abschluss des Gottesdienstes dankte Pfarrer Knaus vor allem dem Glockenausschuss und dem Gemeindeteam, seinem Vorgänger Gabriel Maiwald sowie den Stifterfamilien um Margret Fecker und Lars Sunnanväder.

Margret Fecker betonte dann auch beim anschließenden Stehempfang im katholischen Gemeindehaus, dass die Glockenweihe der Höhepunkt des Projektes gewesen sei und sprach von einer "angemessenen Feier". "So ein tolles Fest erlebt man nur einmal", sagte Pfarrsekretärin Melanie Homberger.

Im nächsten Schritt werden die Glocken im Turm montiert. Pfarrer Knaus kündigte an, es werde einen extra Termin geben, an dem Interessierte vor der Kirche den Klang aller sieben Glocken erleben können.