Ende einer Ära: Am 31. Dezember schließt das Landgasthaus Kaiser für immer.Foto: Renner Foto: Schwarzwälder Bote

Gastronomie: Partyservice brach während Corona ein / Schlemmerwägele fährt noch eine Zeit lang weiter

Corona und seine Folgen: Das Landgasthaus Kaiser in Boll zieht zum Jahresende den Schlussstrich. Es ist zwar viel Wehmut dabei, aber die Entscheidung steht fest.

Hechingen-Boll. Zuletzt hatten Monika und Bernhard Heinzelmann, beide 53 Jahre alt, sich auf den Partyservice und das Schlemmerwägele mit den bekannten hausgemachten Maultaschen konzentriert. Letzteres soll noch bis auf Weiteres weitergeführt werden. Denn wie die berufliche Zukunft des Ehepaars aussieht, steht noch in den Sternen.

Leicht fällt es den Heinzelmanns nicht, sich von ihrem Gastrobetrieb zu trennen. "Diese Entscheidung trifft man nicht einfach so. Wir haben nächtelang nicht schlafen können", erzählt Monika Heinzelmann. "Die Arbeit macht Spaß, aber es ist eine unternehmerische Entscheidung."

Wie auch die, dass die Öffnungszeiten des Restaurants reduziert wurden. Erst war noch nur am Wochenende geöffnet, dann nur noch sonntags. Grund: "Die Personalsituation wurde immer schwieriger", blickt Heinzelmann zurück. "Der Partyservice war von Personal her wenigstens planbar."

Ab Januar dieses Jahr konzentrierten sich die Eheleute dann auf Partyservice und das Schlemmerwägele, das dienstags in Bisingen, mittwochs in Engstlatt und donnerstags in Hechingen steht. "Es hat immer mehr zugenommen", so Heinzelmann.

Großveranstaltungen fielen aus und rissen ein Loch in die Kasse

Doch dann kam Corona. Das Schlemmerwägele lief in Zeiten von Home-Office nicht mehr wie gewohnt, und die zahlreichen Aufträge für den Partyservice schmolzen weg wie der Schnee in der Mittagssonne. Hochzeiten, Firmenfeiern, Abibälle – alles fiel der Pandemie zum Opfer. Nachdem die Lockerungen eintraten, zog das Geschäft zwar wieder an, aber es war zu wenig. Derzeit weiß niemand, wann es wieder eine Perspektive für die Gastronomie gibt. Diese Entscheidung fiel schon, als der aktuelle Lockdown noch nicht absehbar war.

Kurz und knapp: "Wir sind mit unserem Betrieb nicht durch die Corona-Krise gekommen. Den fehlenden Umsatz mit Krediten aufzufüllen, ist für uns kein Weg", sagt Monika Heinzelmann, die die Lage mit spitzem Bleistift kalkuliert hat. "Wir haben alle Kosten reduziert. Eine Lokal ohne Hotelzimmer ist heutzutage schwierig zu betreiben."

Das Restaurant mit insgesamt 170 Sitzplätzen inklusive der zwei Privatwohnungen wird nun über einen Makler veräußert, und der Partyservice zum 31. Dezember eingestellt. Ob der Kaiser dann als Gastwirtschaft weiterbetrieben wird, steht dann nicht mehr in der Macht der Heinzelmanns.

"Das Schlemmerwägele fährt noch eine gewisse Zeit weiter, weil die Abwicklung noch nicht ganz klar ist", sagt Koch Bernhard Heinzelmann. "Danach fangen wir ein komplett neues Leben an." Die Entscheidung "tut so weh" und man müsse das Ende erst noch verarbeiten, ergänzt seine Frau. Beide sind für alles offen.

1989 hatte das Ehepaar das Lokal von Bernhard Heinzelmanns Eltern übernommen, die das Objekt 1961 erworben hatten. Sie führten das Restaurant mit viel Engagement. Nun müssen sich Monika und Bernhard Heinzelmann neu orientieren.

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