Die Werke von Marita Linder-Schick, die am Wochenende die Ausstellung im Weißen Häusle gestaltete, thematisieren Facetten des Menschseins. Besucher durften dabei selbst zum Stift greifen. Fotos: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Kunstverein: Marita Linder-Schick stellt im weißen Häusle das Menschliche ins Zentrum ihrer Arbeit

Es gibt keine Norm für das Menschsein: Was Richard von Weizsäcker in Worte fasste, ist das prägende Thema in den Werken von Marita Linder-Schick. Am Wochenende gestaltete sie die Ausstellung im Weißen Häusle.

Hechingen. "Hier bin Mensch, hier darf ich’s sein" – das gilt nicht nur für Goethes Osterspaziergang. Auch beim sommerlichen Rundgang durch die Galerie im Fürstengarten war dieser Gedanke präsent. Das Menschliche, das Emotionale – in den Arbeiten von Marita Linder-Schick offenbart es sich in unterschiedlichen Facetten.

Was ist der Mensch? Was fühlt er? Wie fühle ich mich? Durch den Versuch, dieses Empfinden in Form zu bringen, wird eben jener Gedanke weitergesponnen und berührt einen Aspekt, der in Verbindung zum Titel der Ausstellungsreihe steht. "Solitaire im Weißen Häusle" – einzeln, allein. Marita Linder-Schick, die an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim Kunst und Design studierte und mit einem Kollegen die Balinger Jugendkunstschule gründete, hat es künstlerisch umgesetzt.

Eigens für ihre Ausstellung im Weißen Häusle sind drei Bilder entstanden, für die sie sich einer alten Technik bedient hat: der Schichtenmalerei. Schicht für Schicht hat sie dafür dünn Acrylfarbe aufgetragen, was den Werken eine räumliche Tiefe verleiht. Dass die Bilder im Hochsommer gemalt wurden, sei in diesem Fall ein Vorteil gewesen, denn bevor der Auftrag der jeweils nächsten Schicht folgen konnte, musste die Farbe der vorherigen erst trocken sein.

"Die Hitze war deshalb vorteilhaft", erklärt Linder-Schick, für die das Arbeiten mit dieser Technik "eine neue, spannende Erfahrung" war. Im sommerlich leicht anmutenden Farbenspiel in Gelb- Orange-, Blau- und Grautönen offenbart sich das Figürliche. Offenbaren sich ganz verschiedene Formen des Menschseins, die bei den Rezipienten, wie die Künstlerin im persönlichen Gespräch erfuhr, ganz unterschiedliche Assoziationen hervorriefen.

Leichtigkeit und Eleganz prägen die Werke

Während eines der Bilder für eine Betrachterin Anklänge an Ägypten eröffnete, ist in einer anderen Arbeit das Tänzerische, Fließende greifbar. "Wie eine Braut", brachte eine Besucherin ihren ersten Gedanken zum Ausdruck.

Was allen Arbeiten zu eigen ist, ist eine schlichte, von anmutiger Leichtigkeit geprägte Eleganz. In Bezug auf das Thema "Solitaire" können sie auch unter einem ganz aktuellen Gesichtspunkt betrachtet werden. Denn in Zeiten von Corona hat sich das Leben verändert. Statt Gemeinschaft ist es eben oft jenes Allein-, jenes Einzeln-Sein. "Man fühlt sich wie in einer Blase", beschreibt es Marita Linder-Schick.

So reizvoll das Thema "Solitaire" auch ist – "es braucht immer auch ein Gegenüber", findet die Künstlerin und hat im Weißen Häusle deshalb eine Idee aufgegriffen, die die Besucher buchstäblich zum Teil der Ausstellung machte. Sie durften sich am Wochenende auch selbst künstlerisch betätigen. Wer Lust hatte, konnte an einem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes Platz nehmen und auf Blättern, auf denen noch zarte Farbspuren der Arbeit von Marita Linder-Schick zu sehen waren, eigenen Ideen zu Papier bringen.

Das Resultat waren persönliche Werke, die, über dem offenen Kamin hängend, ein ganzes Kaleidoskop an Erinnerungen und Gedanken bündelten. Einmal war es eine Katze, dann eine paradiesische Insel. Und auf einem weiteren Blatt prangte schlicht der von zarten Farbnuancen umrahmte Schriftzug "Engel der Kunst." Faszinierend zu sehen, wie "Solitaire 8/20" im Weißen Häusle Spuren hinterlässt, die sicher auch nach Corona noch lange nachwirken werden.