Als "Berta Epple" traten Gregor Hübner, Veit Hübner und Bobbi Fischer in der Alten Synagoge auf. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

"Berta Epple" überzeugt in Alten Synagoge

Von Andrea Maute

Hechingen. Wo lateinamerikanische Rhythmen auf schwäbisches Lebensgefühl treffen, da ist Gänsehaut garantiert: Am Samstag gastierte die Band "Berta Epple" mit ihrem Programm "Hennabrupfa" beim Kunstverein Hechingen.

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Wobei der Spagat zwischen Melodien, die den Duft der großen weiten Welt atmen, und Stücken, die eine Art Liebeserklärung an die Heimat darstellen, auf den ersten Blick nicht gerade leicht erscheint. Gregor Hübner (Violine), Veit Hübner (Kontrabass) und Bobbi Fischer (Klavier) schafften ihn dennoch. Die drei Musiker bestachen unter dem Sternenhimmel der vollbesetzten Alten Synagoge mit virtuosem Spiel, Tiefgang und Humor.

Das Neckar-Dampfschiff, das als Namenspate für die Band fungierte, verließ sein gewohntes Fahrwasser und brach zu neuen Ufern auf. Lange Jahre erfolgreich als "Tango Five" unterwegs, bewegen sich die Künstler heute abseits bekannter Pfade und strafen ihren Liedtext sogleich Lügen: "Eigentlich ist alles anders, wir lassen uns nur selten darauf ein." Das Trio hat sich auf das "Andere" eingelassen. Seine Töne machen Laune, spiegeln Authentizität und werfen die Frage nach Identität auf. Latin trifft auf Weltmusik, Jazz auf schwäbische Kompositionen, Chanson und Humor verbinden sich ebenso wie Nostalgie und Philosophie.

Letztere schimmert zwischen den Zeilen durch, wenn über versäumte Chancen im Leben sinniert wird, die es unbedingt noch abzuarbeiten gilt, oder Veit Hübner in seiner "Hennabrupfa"-Ballade dem Gänsehautgefühl nachtrauert. Die Texte sind ein Plädoyer, dass "weniger mehr ist". Mit spontanem Zwischenapplaus wurden vom Publikum die von Kunstfertigkeit und spieltechnischem Können zeugenden Soli quittiert. Gebannt hielten die Zuhörer den Atem an, als Gregor Hübner seiner Geige in bisweilen halsbrecherischem Tempo virtuose Töne entlockte, Veit Hübner gefühlvoll seinen Kontrabass zupfte und die Finger von Bobbi Fischer behände über die Klaviertasten tanzten.

Warum die Musiker gerade den Begriff "Hennabrupfa" für ihr Programm gewählt hatten, stellte sich nicht erst nach der letzten Zugabe als rhetorische Frage heraus. Das Gänsehautgefühl – schon nach dem ersten Stück war es da.