Schüler, die sich den Achtelfinal-Einsatz der Deutschen bis zum Schluss angeschaut haben, werden am Morgen darauf sicher herzhaft gegähnt haben. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock/Tyler Olson

Zur Geisterstunde Fußball schauen? In Hechingen drückt man allenfalls bei Halbfinal- oder Finalteilnahme der Deutschen ein Auge zu.

Hechingen/Jungingen - Bis in die Nacht Fußball schauen und am nächsten Morgen später zur Schule gehen – das Kultusministerium erlaubt das. Doch die Hechinger Grundschulen ziehen nicht mit.

Alexandra Gruler-Baeck, Rektorin der Hechinger Grundschule, würde durchaus von dem Angebot des Kultusministeriums, den Unterricht später beginnen zu lassen, Gebrauch machen – jedoch nicht nach dem gestrigen Achtelfinale der deutschen Mannschaft, das erst um 22 Uhr angepfiffen wurde. Sie sagt: "Bei einem Spielbeginn um 20 Uhr hätten wir um eine Stunde verschoben. Aber unsere Schüler sind nicht älter als elf Jahre, viele von ihnen schauen nach 22 Uhr nicht mehr."

Grundsätzlich findet es die Rektorin gut, dass die Kinder die WM verfolgen: "Wir sind ja auch eine sport- und bewegungsfreudige Schule." Bei einer Halbfinal- oder Finalteilnahme der deutschen Mannschaft zu später Stunde würden sie und ihre Kollegen sich nochmal Gedanken über eine Verschiebung machen.

Doch würde die Schule dann auch zu anderen besonderen Anlässen außerhalb der Fußball-WM den Unterrichtsbeginn verschieben? GrulerBaeck: "Das würden wir bei anderen Sachen im Einzelfall entscheiden."

Auch Ursula Kleinmaier, Leiterin der Grundschule Stetten, geht nicht davon aus, dass viele Kinder im Grundschulalter das Achtelfinale verfolgt haben. Sie sagt: "Sechsjährige sollten abends nach 22 Uhr nicht mehr vor dem Fernseher sitzen. Wegen einem Achtelfinale den Unterricht zu verschieben, sehe ich auch nicht ein. Bei einem Finale wäre es noch einmal etwas anderes." Später kommen dürfen die Kinder in Stetten heute morgen trotzdem. "Wir haben gerade Projektwoche und fangen erst zur zweiten Stunde an", sagt die Schulleiterin.

Tobias Lillge, Schulleiter an der Grundschule Jungingen, findet es sogar gut, wenn ein WM-Spiel so spät stattfindet: "22 Uhr ist eine sehr günstige Zeit. Als Vater würde ich mich freuen, wenn die Kinder schon im Bett sind und ich in Ruhe schauen kann." Er geht davon aus, dass die meisten Grundschulkinder nicht länger aufbleiben. "Und wenn Kinder meinen, zur Geisterstunde doch noch Fußball schauen zu müssen, ist es am nächsten Tag eben etwas ruhiger im Schulhaus."

Während die Grundschulens ich einig sind, den Unterricht zumindest heute nicht später beginnen zu lassen, ist die Realschule in Hechingen sowieso aus dem Schneider: Da in diesen Tagen die mündlichen Abschlussprüfungen stattfinden, beginne der Unterricht generell erst zur zweiten Stunde, heißt es vom Sekretariat. Außer für diejenigen, die ihren Prüfungstermin schon in der Frühe haben.

Am Gymnasium Hechingen gibt es keine einheitlich für die gesamte Schule geltende Regelung. Dort entscheiden die Fachbereichsleiter, wann sie nach einem Fußballspiel mit dem Unterricht beginnen.