Das Foto zeigt Ausgrabungen aus dem Jahr 2010. Foto: SB-Archiv

Es ist nicht geklärt, ob man das ganze Ausmaß der Römerbauten in Stein erfasst hat.

Hechingen-Stein - Nicht erst seit dem bedeutenden Bodenfund in 2011 ist klar: Die römische Anlage in Stein zählt zu den landesweit wichtigsten archäologischen Forschungsprojekten. Ihre Bedeutung aus wissenschaftlicher Sicht erläuterte Klaus Kortüm.

Sechs Jahre sind mittlerweile vergangen, seit das Amt für Denkmalpflege die Leitung der wissenschaftlichen Forschungen in Stein übernommen hat. Jahre, in denen viele weitere Details ans Licht kamen. Was hat sich in der Zwischenzeit getan und wie sehen die Planungen für die Zukunft aus?

In der Hauptversammlung des Fördervereins gab der provinzialrömische Archäologe Klaus Kortüm am Freitag einen Überblick über abgeschlossene und anstehende Projekte. Der Einstieg in die Arbeit des Amtes habe 2011 mit der Entdeckung eines weiteren römischen Gebäudes seinen Anfang genommen, erklärte Kortüm. Rasch habe man erkannt, dass hier offensichtlich "eine relevante Struktur" im Boden stecke.

Denkmal, das landesweit seinesgleichen sucht

Und in der Tat: Das "Haus mit den umgefallenen Wänden" – in der Fachsprache das Gebäude M – erwies sich als "sehr wertvolles Denkmal, das landesweit seinesgleichen sucht." Denn dessen Mauer, so der Experte, sei einst in einem Stück umgefallen, so dass sich seine Fassade abbildete. Waren die Fachleute anfangs der Meinung, ein riesiges Bauwerk entdeckt zu haben, erwies sich das Haus später als viel kleiner, was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass die Überlieferungsbedingungen "so gut wie selten" waren.

Mit dem Fund verschiedener Architekturteile setzte sich das Puzzle immer mehr zusammen. Trotz nach wie vor offener Fragen konnte das Gebäude gut rekonstruiert werden. Mittlerweile wurden die Untersuchungen beendet. Die Arbeiten am nächsten interessanten Projekt, die Rekonstruktion des Tempelbezirks, haben indes schon ihren Anfang genommen.

Es handle sich dabei um ein "Heiligtum", das "Teil des täglichen Lebens" der damaligen Bewohner der römischen Anlage war, erklärte Kortüm. Der Fund des Überrestes eines quaderartigen Elements in der Mitte des Bezirks habe sich als Standort einer Jupitersäule erwiesen.

Untersuchungen zur tatsächlichen Größe

"Mit dem Tempelbezirk wollte man sich des Schutzes seines Anwesens versichern", erläuterte der Experte den Hintergrund dieses Bereichs. Von hohen Mauern begrenzt, könne man sich den Innenraum als "inszenierte, idealtypische Natur" vorstellen, der "die unmittelbare Anwesenheit des Göttlichen in der Natur" spiegle.

Noch sind die Arbeiten in der Anfangsphase. Wie es auf dem Museumsgelände weitergehen wird, steht hingegen schon fest: Unter anderem hoffe man, die Gebäude genauer und wenn möglich mit den entsprechenden Grundrissen fassen zu können, um einer Antwort auf die Kernfrage näher zu kommen: Wie groß ist die Anlage eigentlich wirklich?

Ziel sei es, diese zu prospektieren, um gegebenenfalls neue Erkenntnisse zu gewinnen, unterstrich der Grabungstechniker Thomas Schlipf. Dabei gelte es, "Dinge herauszukitzeln, die in den vergangenen 30 Jahren noch nicht herauskamen."

Wie zügig die Forschungen voranschreiten, können die Experten allerdings noch nicht sagen. Personalmangel und die Tatsache, mit den Mittelanmeldungen jedes Jahr neu planen zu müssen, machten eine Prognose schwierig, so Klaus Kortüm.