Die Zeit des ehemaligen Hechinger Krankenhauses als Unterkunft für Flüchtlinge endet am 30. Juni. Foto: Stopper

Mitvertrag für Jugendwohnheim läuft Ende Juni aus. Flügel wird wahrscheinlich abgerissen.

Hechingen - Die Zeit des ehemaligen Hechinger Krankenhauses als Unterkunft für Flüchtlinge endet am 30. Juni. Der Gebäudeflügel wird wohl abgerissen, möglicherweise wird eine Apotheke dort einen Neubau erstellen.

Tatsache ist, dass am 30. Juni der Mietvertrag für das aktuell dort noch untergebrachte Jugendwohnheim ausläuft. Eine Wohngruppe dort wurde bereits geschlossen. Die jungen Männer werden anderweitig untergebracht.

Was anschließend mit dem Gebäude-Flügel passiert, muss noch in den Gremien des Kreistags beschlossen werden, erklärte Marisa Hahn, Pressesprecherin des Landratsamts, auf Nachfrage unserer Zeitung. Konkrete Vorstellungen aber gibt es durchaus schon. Ziemlich sicher wird der Flügel abgerissen. Ein Gesuch dafür könnte im Frühsommer eingereicht werden, schreibt das Landratsamt. Ein Abriss wäre dann zum Jahresende denkbar.

Diesen Seitenflügel zu beseitigen, das hatte der Landkreis schon vor Jahren geplant, aber angesichts des Flüchtlingsansturms wurden die Räume dringend als Unterkünfte für die Neuankömmlinge benötigt.

Was passiert nach dem Abriss? Klar ist jedenfalls: Der Landkreis selber wird dort nichts bauen, erklärt Marisa Hahn, stattdessen setze die Verwaltung auf eine "Umsetzung durch Dritte". Das Grundstück würde dann verpachtet. Mit "Dritte" gemeint ist wohl die Apotheke, die derzeit am Gebäudeeingang in einer Containerlösung untergebracht ist. Eine durchaus brauchbare Unterkunft, aber eben keine Dauerlösung.

Bekannt ist, dass diese Apotheke auf dem frei werdenden Platz für sich eine neue Bleibe bauen möchte, dass aber zudem auch Räume für eine Praxis dort errichtet werden sollen.

Die Idee mit der Praxis wurde im Hechinger Gemeinderat zum Jahresende schon heiß diskutiert, weil befürchtet wird, dass ein weiterer Arzt aus der Kernstadt an die Peripherie verloren gehen könnte. Arztpraxen sind aber Frequenzbringer für ein Quartier, nach oder vor einer Behandlung bummeln Patienten gerne noch etwas durch die Geschäfte. Wer in der ehemaligen Kreisklinik ist, fährt aber eher mit dem Auto direkt nach Hause.

Notfallambulanz war eigentlich gewünscht

Bittere Ironie: Genau die medizinische Nachnutzung war seinerzeit von den Hechingern massiv eingefordert worden, als die Klinik geschlossen wurde. Allerdings wurde eher an eine Notfallambulanz gedacht oder an die Ansiedlung neuer Ärzte von Auswärts. Wie sich die Sache entwickelt, konnte damals niemand absehen. Der Stadt könnte nun also noch ein weiterer Praxis-Verlust ins Haus stehen.

Das Landratsamt räumt ganz offen ein, dass es derzeit "weitere Interessensbekundungen seitens der Ärzteschaft" an einem Umzug in die ehemalige Hechinger Klinik gibt, dass der Landkreis nun allerdings keine Räume dort mehr übrig habe. Nur noch ein Neubau können den Bedarf decken, so die Behörde. Das heißt: Eine Ergänzung der Apotheke um Praxisräume würde jedenfalls ökonomisch funktionieren.

Wie das am Ende ausgeht, dürfte politisch noch interessant werden. Im Hechinger Gemeinderat wurde jedenfalls angekündigt, dass hier über den Kreistag das letzte Wörtchen noch nicht gesprochen wurde.