Soziales: Trio von "Kinder brauchen Frieden für zehn Tage in Ruanda unterwegs / Ausführlicher Reisebericht
Wie bereits berichtet, reisten vor Kurzem Matthias Holzmann, Michael Eberhard und Florian Hofmann als projektverantwortliche Vorstandsmitglieder für zehn Tage in das ostafrikanische Land Ruanda. Nachfolgend ein ausführlicher Reisebericht.
Hechingen. Im Fokus der letzten Projektreise stand die Weiterentwicklung des Familienpatenschafts-Programm, in dessen Rahmen neun ehemalige Kinder des Kinderdorfes in ihren neuen Familien besucht wurden. Diese Form der Unterstützung wurde nach dem ruandischen Regierungsbeschluss ins Leben gerufen, der besagt, dass keine Kinder in Waisenhäusern aufwachsen sollen. Seit 2014 werden Familien auf vielfältige Weise unterstützt, die die Kinder aus dem von KbF aufgebauten "Village de la Paix" aufgenommen haben. Nicht immer gelingt es, den Lebensstandard aus dem Kinderdorf zu halten und es kann vorkommen, dass Kinder heute in schwierigeren Verhältnissen aufwachsen als zuvor. Alle Familien werden daher von "Kinder brauchen Frieden" (KbF) sozial abgesichert – Krankenversicherung, Krankenvorsorge und Hygieneartikel werden bezahlt und organisiert. Allen Familien wird außerdem der Zugang zu Bildung ermöglicht, indem die Kosten für Schulgebühren und Schulmaterialien übernommen werden. Zusätzlich gibt es finanzielle und materielle Soforthilfen, die durch den Partner vor Ort schnell und unbürokratisch ihr Ziel erreichen. Viele Familien haben bereits die Adoption der Kinder beantragt. Mehrmals im Jahr werden Workshops für die Pflegefamilien und Holiday Camps für die Kinder und Jugendlichen organisiert. Den heute Jugendlichen des ehemaligen Kinderdorfs wird in vergleichbarer Weise Unterstützung zugesichert, zum Beispiel, indem das Internatsgeld gezahlt wird.
Die Projektreise führte außerdem in den Westen Ruandas an den Kivu-See. Hier unterstützt der Verein seit vielen Jahren das im Jahr 1996 gegründete Flüchtlingslager "Kiziba Refugee Camp“. Im Camp herrschen bisweilen katastrophale menschliche Zustände, es leben dort rund 20 000 meist kongolesische Flüchtlinge und deren Nachkommen. Zwar gibt es eine gewisse Infrastruktur mit Schulen, kleinem Markt, Verwaltung etc., dennoch befinden sich die Bewohner in einer aussichtslosen Lage. Die neuste Entwicklung erschwert die Situation weiterhin: Das UNHCR beschloss die Bewohner nicht wie bisher mit Nahrungsmittelrationen zu versorgen, sondern allen einen Fixbetrag auszubezahlen, mit welchem sie ihre Nahrung selbst beschaffen sollen. Leider reicht dieser Minimalbetrag nicht annähernd aus. Kinder brauchen Frieden organisierte während der Projektreise einen Transport mit knapp zehn Tonnen dringend benötigter Lebensmittel für den Teil der Kinder im Camp, die am schlimmsten unter den Bedingungen leiden.
Wie immer wurde auch das Gesundheitszentrum von Uta Düll im Süden Ruandas besucht. Seit langem unterstützt der Verein das Krankenhaus mit medizinischem Material. So ist neben finanzieller Unterstützung für das angeschlossene Ernährungszentrum, welches mangel- und unterernährte Kinder wieder aufpäppelt, die Übergabe von so genannten "Shunts" hervorzuheben. Diese Implantate werden benötigt um bei "Hydrcocephalus"-Erkrankungen handlungsfähig zu sein und dem Patienten das Leben zu retten.
Große Not herrscht weiterhin in der ostkongolesischen Stadt Goma. In ausgiebigen Gesprächen mit den verantwortlichen Schwestern des St. Bonifatius Ordens wurden die Helfer über die aktuelle Situation informiert. So bestünde vor Ebola nicht immer die berechtigte Angst – zwar gibt es sehr wohl einige wenige Fälle der oft tödlich verlaufenden Krankheit – doch sterben in Goma und in der gesamten Ost-Kongo-Region weitaus mehr Menschen an Infektionen wie Masern oder der Cholera – Krankheiten, denen mit geringen Mitteln erfolgreich begegnet werden könnte. Diese Epidemien würden von den internationalen Organisationen aber meist verschwiegen. Darüber hinaus herrscht in Goma eine anarchistische, angstverseuchte Stimmung. Immer wieder kommen noch mehr Flüchtende aus der Region, die vor den Rebellengruppen ein neues sicheres Zuhause suchen.
Ein weiteres enormes Problem stellt die Baupolitik der Region dar. Der Grenzstreifen zu Ruanda wird nach und nach um ein Vielfaches verbreitert. Das betrifft auch das Armenviertel Birere in welchem das von KbF unterstützte Ernährungszentrum liegt. Über kurz oder lang wird ein neues Zentrum in einem anderen Viertel entstehen müssen. Schon jetzt überlegt der Verein, wie er bei einem Neubau unterstützen kann.
Alle Projekte sind ohne die hohe Bereitschaft von Spendern und Paten nicht zu bewältigen. Aus diesem Grund bittet der Verein auch weiterhin um Spenden und ruft auch weiterhin zu Patenschaften für das Familienpatenschaftsprojekt auf.
Weitere allgemeine Informationen sind auf der Homepage www.kinder-brauchen-frieden.de zu finden. Spenden erreichen den Verein unter Sparkasse Zollernalb, IBAN DE69 65 35 12 60 00 79 23 40 34. Am Freitag, 15. November, um 19 Uhr veranstaltet der Verein ein Benefizkonzert mit Ezio im Museum. Karten gibt es im Vorverkauf für 19 Euro (Abendkasse 21 Euro) im ’s Fecker.