Grabungsleiter Thomas Schlipf berichtete am Freitag über den aktuellen Stand der Forschungen in Stein. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Römermuseum: Größe des Areals weiterhin ungewiss / Alleinstellungsmerkmal Heiliger Bezirk

Die Prospektion der Gesamtanlage – das ist das Ziel, an dem auf dem Gelände des Römischen Freilichtmuseums gearbeitet wird. Über den aktuellen Forschungsstand berichtete am Freitag Grabungsleiter Thomas Schlipf.

Hechingen-Stein. Trotz anderslautender Gerüchte: In Stein gehen die Ausgrabungen weiter. Das bestätigte der Referent zu Beginn seines Vortrags, den er im Rahmen der Hauptversammlung des Fördervereins hielt. Im Vordergrund stehe derzeit die Klärung offener Fragen im bereits untersuchten Teil des Geländes, wofür Sondagen und kleinere Grabungen vorgenommen werden.

Die Frage, wie groß die Anlage wirklich ist, ist indes besonders spannend, denn immer wieder zeige sich, "dass deren Ende noch lange nicht erreicht ist." Ein Schwerpunkt war 2018 die Suche nach der Umfassungsmauer. Die Grundlage für die Bestimmung der zu grabenden Flächen bildete eine geophysikalische Untersuchung.

Im Waldbereich haben die Forscher dabei erstaunliche Funde gemacht. So wurde etwa eine Mauer entdeckt, die komplett nach Norden umgekippt ist und deren Mauersteine noch sehr gut erhalten sind.

"Ein wunderschön ausgearbeiteter Konsolenstein hat uns darauf hingewiesen, dass wir am Dachtrauf angelangt sind", erklärte Schlipf und verwies auf die darauf folgende Erkenntnis: "Wir sind sicher, dass wir die Mauer eines Hauses gefunden haben, das bis zu elf Meter hoch und mindestens 30 Meter lang war." Das Bauwerk sei "sehr imposant" und zeige einmal mehr, dass in Stein "alles möglich" sei – "auch Gebäude, die man nicht vermutet."

Suche nach Nordmauer könnte zwei Fragen beantworten

Die Umfassungsmauer müsse dementsprechend noch nördlicher verlaufen sein, konstatierte der Experte, der die intensive Suche nach der Nordmauer als eine der anstehenden Aufgaben beschrieb, die zur Antwort auf zwei zentrale Fragen führt: Wie groß war die Anlage insgesamt und wie viele Gebäude hatte der Gutshof? Die Sichtung von Altgrabungen, das heißt, die genaue Untersuchung und Dokumentation von Fundpunkten, habe viel dazu beigetragen, "die Aussage des Gutshofs in den vergangenen fünf Jahren wesentlich zu erhöhen."

Ein Alleinstellungsmerkmal erhält die Anlage durch die aktuelle Rekonstruktion des Heiligen Bezirks, der einzigartig im süddeutschen Raum ist. Das Projekt hat bereits große Fortschritte gemacht. "Alles sieht schon sehr römisch aus", betonte Schlipf. "Auch für uns vom Landesdenkmalamt ist das alles Neuland", erklärte er und ermunterte dazu, hier weiterzumachen.

Wie hat so ein Haus ausgesehen? Welche Farben hatte es? Das seien nur einige der fraglichen Punkte. Was bereits klar ist: "Wir wollen versuchen, Farbe in den Tempelbezirk reinzubringen" ‒ ganz nach römischem Vorbild, erklärte der Experte. Denn die Sache müsse "Hand und Fuß haben."

Weiter im Vordergrund steht die Prospektion der Gesamtanlage. Dass sich mindestens drei Bauphasen nachweisen lassen, ist bereits bekannt. "In diesem und im nächsten Jahr werden wir sehr gute Ergebnisse bekommen", prognostizierte der Referent.

Bereits beantragt sind Fördermittel, die eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Fundmaterials ermöglichen. Die Erkenntnisse sollen die Grundlage für einen neuen Museumsführer bilden, der in einigen Jahren erscheinen wird.