Die Mönchsgrasmücke verfügt laut dem Experten über einen interessanten Gesang.Foto: Eichler Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeitbeschäftigung: Franz Glückler hat Freude am Beobachten der Tiere / Handyapps geben Auskunft über die jeweilige Vogelart

Trotz Corona reisen sie scharenweise aus Italien ein, vielleicht sind sie über Tirol gereist, vielleicht über Spanien und Frankreich – aber Einreisesperren kümmern sie nicht: Die Zugvögel. Aber vielleicht können sie hier vor Ort hilfreich sein.

Hechingen. Was tun in Zeiten der Selbstisolation? Wer einen Garten hat, hat es schön. Aber irgendwann ist auch hier alles umgegraben, und Stunden auf das keimende Grün schauen – naja. Natürlich darf man auch noch raus zum Spazierengehen. Nur eben möglichst auf abgelegenen Pfaden, alleine oder im engen Kreis der Familie. Und dann steht man im Wald, schaut sich um, und findet das auf Dauer vielleicht öde.

Wer sich aber mit Vogelstimmen auskennt, die Arten auseinander halten kann, für den ist im Garten sitzen oder im Wald laufen pure Unterhaltung. Jedenfalls empfindet das Franz Glückler so, früherer Hechinger Realschulrektor und Vogelfan seit früher Jugend an. "Gestern habe ich die erste Mönchsgrasmücke entdeckt, das ist immer das Zeichen, dass die Zugvögel wieder hier eintreffen", berichtete er gestern im (natürlich telefonisch geführten) Gespräch.

Seine Vogelbegeisterung hat Franz Glückler bislang immer jede Frühling bei vogelkundlichen Touren durch den Fürstengarten weiterverbreitet und damit sicher schon einige Hechinger sensibilisiert, dass das Gezwitscher, das der Laie so wahr nimmt, in Wirklichkeit ein differenziertes Konzert zahlreicher ganz verschiedener Piepmätze ist.

Nun wird die Vogeltour dieses Jahr wohl wegen Corona ausfallen, aber es gibt ja das Internet. Glückler selbst nutzt eine App, die man sich unter www//sunbird.tv herunterladen kann. "Aber vielleicht gibt es da viel bessere, da müsste man vielleicht mal suchen", empfiehlt er. Diese App spielt einem unterschiedliche Vogelstimmen vor. Und wer sich die Melodien einprägt und dann beim Waldspaziergang aufmerksam zuhört, wird große Überraschungen erleben.

Franz Glückler passierte das kürzlich beim Wandern am Zoller. "Ich habe einen Grauspecht entdeckt. Die sind fast schon ausgestorben, stehen auf der Roten Liste", erzählt er. Und wer dann den Ruf dieses Vogels erwidern kann – so wie Glückler – kann sogar in Dialog treten mit dem gefiederten Waldbewohner. Der will nämlich genau wissen, was für ein Konkurrent ihm jetzt da in seinem Revier eingewandert ist.

Und wer nicht so fit ist wie Glückler, kann versuchen, die Vogelstimme mit dem Handy aufzunehmen, und die App stellt dann fest, was für ein Vogel da tschilpft oder tirilliert. Wer dann noch ein Fernglas dabei hat und beobachtet, wie sich der Vogel so verhält, verbringt auch in Abgeschiedenheit im Wald vergnügte Stunden.

Oder im Garten. Glückler hofft, dass bald wieder "seine" Mönchsgrasmücke in seinem Garten wieder einzieht. Seit Jahren brütet da ein solches Paar. Was nicht so überraschend ist. Die Vogelgattung der Grasmücken zählt zwar viele Unterarten, "aber vor allem die Mönche werden ständig mehr", erzählt der Vogelkenner. Was ihn freut, weil diese Vogelart einen sehr interessanten Gesang hat. Es gibt sogar unterschiedliche Dialekte, je nach Gegend, wo die Vögel aufgewachsen sind.

Derzeit allerdings lässt sich von seinem Haus aus vor allem ein Krähenpaar beobachten, das hier brüten will. Diese Vogelart werden die meisten auch ohne App erkennen. Auf Trab hält einen der Vogel trotzdem. Während dem Telefonat muss Glückler kurz draußen nach dem Rechten schauen, weil eine Krähe auf seine Terrasse geflogen kam. "Vielleicht habe wir da was zum essen stehen lassen?", vermutet Glückler. Krähen sind vielleicht nicht gerade seine Lieblinge im Vogeluniversum, allein schon deshalb, weil sie unglaublich schlecht singen, aber Natur ist Natur.

Die nächsten Wochen sind ideal zum Beobachten

Wer nun Lust bekommen hat, sich mit den Vögeln in Hain und Flur in und rund um Hechingen näher zu beschäftigen: Die nächsten Wochen sind da ideal, weil die Bäume noch kein Laub haben und die Vögel ihre Reviere auskämpfen und sich durch Prachtgesang und auffälliges Verhalten zu Paaren zusammenfinden wollen. Es ist also viel los im Geäst.

Wer da interessante Beobachtungen macht, ist gern eingeladen, der Redaktion ein Foto oder einen Text seiner Beobachtungen zu schicken. Die Redaktionsadresse lautet: redaktionhechingen@schwarzwaelder-bote.de.