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Aktion auf Kreismülldeponie stößt auf Interesse. Nichts landet in Afrika

Über 40 Jahre hat der elektrische Lichterbogen von Elisabeth Sandow an Weihnachten treue Dienste geleistet. Bei der Elektroschrottaktion des Landkreises am Donnerstag war der Tag der Trennung gekommen.

Hechingen. Es war ein kleines Volksfest, was da von 18 Uhr an auf der Kreismülldeponie stattfand. Großes Zelt, Landrat Günther-Martin Pauli kam, Märchenerzählerin Sigrid Maute trat auf – da allerdings wurde es schon spezieller, denn ihre Märchen von der Liebe eines Spielzeugautos zu einem Bällchen oder vom jungen Mann, der die Prinzessin und das halbe Königreich nur durch Schrottsammeln erringt, wichen etwas von dem ab, was die Gebrüder Grimm als Vorgabe gesetzt haben.

Denn dieses Fest hatte ein klares Ziel, wie Friedrich Scholte-Reh, Leiter des Abfallwirtschaftsamts, erklärte: "Wir wollen, dass mehr Elektroschrott recycelt wird". 7,5 Kilo Elektroschrott landen im Landkreis pro Einwohner im E-Container. Europaweit ist das ein allerhöchstens mittelmäßiger Wert. Immerhin werden pro Kopf im Durchschnitt über 20 Kilo Elektrogeräte gekauft. Mehr als die Hälfte landet also im normalen Müll oder in dubiosen Kanälen. Aber dazu später.

Am Donnerstag waren die Besucher – über 100 schauten vorbei – jedenfalls aufgefordert, Altgeräte abzuliefern. Darunter der Weihnachts-Kerzenbogen, den Elisabeth Sandow im Jahr nach ihrer Hochzeit erhalten hat und der bis vor zwei Jahren jedes Weihnachten Glanz verströmen durfte. Aber auch alte Akku-Bohrmaschinen, Computer, Handys oder Lampen wurden abgegeben.

Landet das nicht alles sowieso im Müllheizkraftwerk, oder – noch schlimmer – in Afrika auf dubiosen Deponien? "Ganz sicher nicht, das wird in Deutschland recycelt", versicherte Manfred Fahrner, Betriebsleiter der Firma Alba in Eppingen, die den gesamten Elektroschrott der Hechinger Deponie übernimmt. In einem Vortrag zeigte er, wie mit Hilfe von Robotern und modernster Computertechnik all die Elektrogeräte in kleinste Einzelteile zerlegt und die Bestandsstoffe anschließend wiederverwertet werden.

Und das spart viel Energie und Ressourcen. Für eine Tonne Stahl müssen beispielsweise 200 Tonnen Roherz geschmolzen werden, oder aber drei Tonnen Waschmaschinen wiederverwertet. Noch krasser ist das Verhältnis bei Kupfer und bei Edelmetallen.

Und wie landet dann Elektroschrott in Afrika? "Da kaufen dubiose Geschäftsleute alte Elektrogeräte in Europa auf und verschiffen das", erklärte er. Ein alter Röhrenfernseher, beispielsweise, koste in Deutschland in der Entsorgung viel Geld, weil der Bildschirm bleihaltig und damit giftig sei. Der Rest des Fernsehers lasse sich aber profitabel ausbeuten. "Wenn sie die Röhre einfach kostenlos in die Natur entsorgen, rentiert sich das Recycling in Afrika also", erklärte er dieses Geschäftsmodell. Ein Grund also, ausgediente Elektrogeräte ausschließlich in die Kreisdeponie des Landkreises zu bringen. Dass Elektroschrott im normalen Müll leicht Brände verursachen kann, hochgiftige Substanzen enthalten kann, aber auch wertvollste Rohstoffe, für deren anderweitige Beschaffung in anderen Ländern blutige Kriege geführt werden, zeigte er auch auf, und dass die Verwendung von Recyclingmaterial für neue Produkte viel weniger Energie verbraucht als das Zurückgreifen auf Rohstoffe.