Einen Vortrag über den Bohnerzabbau in Hohenzollern Hechingen hat die Archäologin Birgit Tuchen vom Landesamt für Denkmalpflege in Hechingen gehalten. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Birgit Tuchen berichtet im Landesmuseum über Bohnerzabbau auf der Alb

Eisenkügelchen im Boden haben Bewohner der Alb buchstäblich vor dem Hungertod gerettet, und erst ein gewonnener Krieg machte sie uninteressant: Die Rede ist vom Bohnerz.

Hechingen. Nicht nur im Ruhrgebiet, auch in Hohenzollern qualmten einst die Hochöfen. Wälder wurden abgeholzt, um sie zu betreiben, bis zu 1000 Beschäftigte fanden hier Arbeit. Die Archäologin Birgit Tuchen vom Landesamt für Denkmalpflege hat über diesen vergessenen Industriezweig im Hohenzollerischen Landesmuseum einen Vortrag gehalten.

Bohnerz kommt überall im Albgebiet vor. Die rostfarbenen Steinchen enthalten zwischen 30 und 50 Prozent Eisen. An manchen Stellen sammeln sie sich im Boden an. Dort buddelte man schon im Mittelalter Gruben und schmolz das Eisen aus den Kügelchen, aber erst im 17. Jahrhundert kam System in die Sache. 1684 wurde in Laucherthal eine Eisenschmelze eröffnet, auch in Thiergarten an der Donau gab es einen Hochofen. Die Sigmaringer Fürsten haben bis heute dort metallverarbeitende Industrie, deren Ursprung aus dieser Zeit stammt.

Wo kam das Erz her? Vor allem Tagelöhner und arme Bauern von der Alb klaubten es mühsam aus dem Boden. Standorte wurden eher zufällig entdeckt, wenn etwa ein Baum entwurzelt wurde oder ein Maulwurf die Eisenkügelchen ans Tageslicht brachte. Dann wurde losgebuddelt. Meist im Winter, weil es wenig landwirtschaftliche Arbeit gab und zudem der Boden durch den Frost hart war. So konnten die bis zu 30 Meter tiefen Gruben ausgehoben werden, ohne dass allzuviel Stützbauten notwendig waren. In der Regel waren die Gruben fünf bis zehn Meter tief. Unter anderem bei Salmendingen am Monkberg im Wald sind die Gruben bis heute zu sehen.

Im Vergleich zum Ruhrgebiet war das Eisenerz von der Alb allerdings minderwertig, es gab auch keine Steinkohle für die Beheizung der Hochöfen. Stattdessen waren überall Holzkohlemeiler in Betrieb. Ganze Wälder verschwanden so in schwarzen Ofenlöchern. Bald gab es Versorgungsengpässe.

Straßen gab es kaum, Eisenbahn noch gar nicht, so war das Eisen von der Alb lange gefragt. Wirtschaftlich rentiert haben sich die Hochofen aber trotzdem oft nicht. Die Obrigkeit aber ließ sie laufen, denn ohne Bohnerzabbau hätten viele arme Menschen auf der Alb jede Lebensgrundlage verloren. So konnte sie mit geringem Aufwand für den Staat mit einem geringen Einkommen versorgt werden.

1899 wurde das Laucherthal ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Eigentlich eine tolle Sache, sollte man meinen. Aber auch hier gab es natürlich Opfer der Modernisierung, denn das wirtschaftliche Schicksal der Köhler, deren Holzkohle gegen die importierte Steinkohle keine Chance hatte, war damit besiegelt. Und die nun billig heranzuschaffenden Importe machten der einheimischen Industrie zunehmend zu schaffen.

Den Todesstoß versetzte der Eisenindustrie auf der Alb ironischerweise ein militärischer Triumph. 1870 besiegte das deutsche Heer die französischen Truppen. Die Erz-Arbeiter auf der Alb dürften darüber nicht lange gejubelt haben. Elsass-Lothringen mit seinen reichen Erzvorkommen wurde dem Reich einverleibt, spätestens damit war das Eisen aus Hohenzollern nicht mehr gefragt.