Walter Bühler übt als Buchbinder ein seltenes Handwerk aus. Für die Meisterprüfung vor 50 Jahren hat er ganz besondere Exemplare aufwändig in Leder gebunden. Foto: Ullrich Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Buchbindermeister Walter Bühler erhält Goldenen Meisterbrief

Er ist einer der letzten seiner Zunft, seit 1975 hat er seine Werkstatt in Weilheim: Buchbinder Walter Bühler ist jetzt mit dem Goldenen Meisterbrief der Handwerkskammer Reutlingen ausgezeichnet worden.

Hechingen-Weilheim. Geboren 1940 bei Augsburg, suchte er nach dem Besuch der Volksschule eine Lehrstelle. Die waren 1954 aber dünn gesät. Ein Mitbewohner im elterlichen Haus wies auf die Möglichkeit einer Buchbinderlehre hin.

Es war keine Liebe auf den ersten Blick, aber danach fragte damals niemand. Walter Bühler wechselte nach der Gesellenprüfung die Arbeitsstelle. "Wenn nicht, bleibt man immer der Stift im Betrieb", erklärt er lachend. Als Geselle arbeitete er zehn Jahre in München in einer Banknotendruckerei.

Geld für den Eigenbedarf zu drucken, sei da aber natürlich nicht möglich gewesen, berichtet er schmunzelnd. "Es wurde peinlichst genau Buch geführt und kontrolliert. Da wäre nicht zu machen gewesen, auch wenn man gewollt hätte."

Aber Walter Bühler war ohnehin ein aufrechter Handwerker, und so verfolgte er das Ziel, Meister seines Fachs zu werden. Die Ausbildung dazu absolvierte er neben seinem Beruf in der Abendschule. 1968 legte die Meisterprüfung ab. 1974 machte er sich in Reutlingen selbstständig, ein Jahr später eröffnete er eine Werkstatt in Weilheim.

"Seitdem arbeite ich halbtags, nachdem der Tag ja 24 Stunden hat," scherzt der Mann, der seit seiner Lehrzeit nur Sechstagewochen kennt. In den 64 Jahren, in denen er im Beruf arbeitet, habe sich vieles verändert, berichtet er. Früher hat er viel für Institute, Universitäten, Betriebe und Behörden gearbeitet. Vieles war von Hand geschrieben und musste mit Fadenbindung versehen werden.

Diese Aufträge sind stark zurückgegangen. "Die Digitalisierung hat auch hier sehr stark Einzug gehalten", erzählt er. Das macht den Wahl-Weilheimer aber nicht brotlos. "Ich bekomme meine Aufträge, zu denen auch Einrahmungen gehören, praktisch aus dem ganzen süddeutschen Raum". Es gebe immer weniger Buchbinder, und er und seine Kollegen, zu denen er ein gutes Verhältnis pflegt, sind gesuchte Spezialisten.

Seine Berufswahl hat er nie bereut

Viele der alten Techniken, die er beherrscht, sind aber nur noch selten gefragt. Seine Meisterstücke sind Zeugen einer früheren Welt. Das Buch "Werke von Honoré de Balzac" ist ein Ganzfranzband mit Handheftung, mit Goldschnitt und Goldprägung und in Oasenziegenleder gebunden.

Das Werk "Deutsche Taler" hat einen Einband aus Ziegenpergament mit Blindprägung, und die Märchen der Gebrüder Grimm ist gebunden in Kalbspergament mit versteckten Bündchen. "Heute ist Faden- und Klammerheft nur selten gefragt. Es wird in der Regel geleimt, wobei der Leim heutzutage wesentlich besser ist als der von früher", berichtet er.

Walter Bühlers Kunden sind Leute, die sich Schriftstücke, an denen sie sehr hängen, binden oder reparieren lassen. Seine Berufswahl vor 64 Jahren hat er nie bereut. "Je älter ich werde, desto mehr liebe ich meinen Beruf", sagt er. Das sieht ja nun wirklich nicht so aus, als wolle er demnächst aufhören. Wäre ja auch zu schade.