Vor einem großen Publikum bot der Gospelchor um Stiftskantor Mario Peters eine mitreißende Darbietung. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Beim Auftritt des Gospelchors springt Begeisterung schnell auf Zuhörer über

Gute Ensembles haben treue Fans, das gilt ganz sicher auch für den Hechinger Gospelchor, der am Sonntag in der Boller Nikolauskirche ein Konzert gab.

Hechingen-Boll. Vor einem großen Publikum bot die Sängerschar um Stiftskantor Mario Peters eine mitreißende Darbietung, so dass manche Zuschauer sich immer wieder ein Tränchen der Rührung aus den Augen wischen mussten. Von denen, die den Chor noch nicht kannten, dürften einige an diesem Abend zu Fans geworden sein.

Stilistisch hat sich der Gospelchor für einen ganz eigenen Weg entschieden. Im Repertoire finden sich zwar viele klassische Gospel-Stücke mit zum Teil afrikanischer Prägung, die in der typischen Form des Wechselgesangs von Solo und Gesamtchor beeindrucken. In Boll war dies beispielsweise das "Baba Yetu – Vater unser".

Protestsong aus Südafrika

Hier wurde zunächst eine deutsche Version dieses Urgebets der Christenheit gesungen und dann eine afrikanische Version in der Bantusprache Suaheli. Auch "Aya ngena" ist ein afrikanisches Stück, das aber eben kein klassischer Gospel aus der Zeit der Sklaverei, sondern ein Protestsong aus der Zeit der Apartheid in Südafrika ist. "Sie kommen, sie gehen. Sie sind zitternde Feiglinge, sie haben Angst", so der Text dieses Stücks.

Auch "Bra Jesus ho" zeigte deutlich, dass Gospelmusik in Afrika für Lebensfreude, Temperament und zugleich tiefe Empfindsamkeit steht. Mitreißend sind auch Interpretationen wie die von "Nkosi sikele", der heutigen Nationalhymne von Südafrika, die so viel von der Hoffnung eines Volkes auf eine Entwicklung in Freiheit und Würde ausdrückt, die in der Realität dieses Landes leider noch nicht wirklich zum Ausdruck gekommen ist.

Aber der Hechinger Gospelchor pflegt auch ein Repertoire, das in eine besondere Form der Popmusik hineinreicht. Und er verfügt über die Qualität, hier vielstimmig und harmonisch einwandfrei Interpretationen anzustimmen, die dem Grundanliegen, die Schöpfung Gottes zu loben, gerecht wird. Besonders schön – und schon Klassiker im Repertoire des Chors – wird beispielsweise "Afrika" inszeniert. Wie hier zu Beginn durch schnippen und klatschen leise ansteigender Regen vor dem geistigen Auge erzeugt wird, inklusive Donnergrollen am Ende, das erzeugt Gänsehaut, die in dieser sehr schönen Komposition immer wieder auftritt.

Überzeugend auch "Cantar", ein Lied mit spanischem Text, das sogar Elemente von Sprechgesang beinhaltet, die von einzelnen Sängern in das Chorgeschehen eingestreut werden. Keine leichten Übungen, die hier aber sehr gut gemeistert wurden. Und in "Lenas Song" wird eine Ballade angestimmt, die die Zuhörer fast wirklich auf eine Himmmelreise auf Engelsflügeln mitnimmt.

Ein hervorragender Chor, aber mit Mario Peters auch geleitet von einem hervorragenden Musiker, der dirigiert und gleichzeitig am Piano begleitet, der Vorspiele präsentiert, die das Publikum von Anfang an einstimmen, und der vom Dirigentenplatz aus diese Musik aus vollem Herzen lebt und damit seine Sänger und Sängerinnen immer wieder inspiriert. Denen machte die Musik wirklich Spaß, man warf sich die musikalischen Bälle zu, strahlte und klatschte, und diese Begeisterung sprang schnell auf die Zuhörer über.

Ein schöner Abend, man freut sich schon auf den nächsten Auftritt des Chors.