Heinrich Oesterle engagiert sich seit 60 Jahren mit Leib und Seele für andere Menschen. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Kirchgängern gefällt die Art, wie Heinrich Osterle die Gottesdienste gestaltet

Er schafft es regelmäßig, dass die Sitzbänke beim Gottesdienst alle besetzt sind. Pater Heinrich Oesterle hat als Missionar der "Weißen Väter" 50 Jahre in Afrika gewirkt, jetzt kann er sein 60. Jahr als Priester feiern.

H echingen. Wenn Pater Oesterle in der ehemaligen Krankenhauskapelle samstags die einzige Vorabendmesse in der Kernstadt hält, dann ist es vorwiegend die ältere Generation, die aus der Zollernstadt und der Umgebung für ein volles Haus sorgt. Viele kennen den fast 88-jährigen Pater schon seit Jahrzehnten.

Schon früher, wenn er auf Heimaturlaub aus dem Kongo (der heutigen Demokratischen Republik Kongo mit Kinshasa als Hauptstadt) bei seiner Schwester Lisbeth in Sickingen war, sprang er als Zelebrant der Vorabendmesse ein. Die Kirchgänger schätzen seine von Güte geprägte Ausstrahlung, aber auch die Art, wie er die Messe gestaltet und dabei im Besonderen die Predigten.

"Er ist halt noch vom alten Schlag, nennt die Dinge beim Namen", wird das vom Ehepaar Häusser beschrieben, das extra aus Burladingen zur Vorabendmesse kommt. In den Predigten spricht Pater Oesterle regelmäßig Mängel oder Fehlentwicklungen in der Gesellschaft an, die mit den christlichen Grundwerten schwer vereinbar sind wie "überhandnehmende Selbstbereicherung", die "ungerechte Verteilung der Güter" oder den "Verfall der Moral".

Gläubige schätzen Offenheit des Paters

Letzteres ein Thema, zu dem nur noch wenige Geistliche so offen Stellung beziehen. Wie am vergangenen Samstag, als der Pater auf die "angebliche, befreite Sexualität" hierzulande einging, die – im Sinne von Abhängigkeiten – letztlich nur zur Versklavung führe. Die klare Verständlichkeit, das Natürliche, die Offenheit und seine Ehrlichkeit schätzen viele Gottesdienstbesucher an Pater Heinrich Oesterle.

50 Jahre in Afrika als Missionar tätig, das heißt nicht nur Entbehrungen für den Dienst am Nächsten, sondern auch, sich Gefahren aussetzen, schwierige Situationen meistern sowie immer wieder improvisieren, worauf Oesterle gut vorbereitet wurde.

Am 20. Juli 1958 wurde er von Bischof Kevanka in München zum Priester geweiht. Seine erste Messe (Primiz) zelebrierte er am 3. August des Jahres in der Sickinger Antonius-Kirche. Bald sandte man ihn in die damalige belgische Kolonie Kongo, wo er fortan im Nordosten des Landes tätig war, in der Pfarrarbeit mitsamt seelsorgerischer Tätigkeit sowie der Arbeit mit Behinderten.

Pater Oesterle setzte sich erfolgreich für die Bekämpfung der Malaria ein – unter anderem machte er sich für die Einführung des Anbaus eines Anti-Malaria-Tees stark, zudem für die Aus- und Weiterbildung von Katechisten (Laienhelfer).

Später hatte er ein Augenmerk auf Übersetzungen deutschsprachiger Bücher und Schriften. Etwa für den liturgischen Gebrauch in die Landesprache Swaheli oder in die Stammessprachen Lingale und Alur sowie ins Französische (Gesangbuch) oder aus dem Französischen in genannte Sprachen.

Die große Feier zum 60-jährigen Priesterjubiläum wird am 30. September stattfinden.