Katharina Thoms zeigt ihren Film "Widerstand ist Pflicht" im Hechinger Burgtheater

Von Andrea Maute

Hechingen. Er pflegt die Erinnerungskultur und rückt ein Ereignis von überregionaler Bedeutung ins Bewusstsein der Nachgeborenen: Der Dokumentarfilm "Widerstand ist Pflicht", der den Mössinger Generalstreik von 1933 beleuchtet.

Ein Generalstreik am Rande der Schwäbischen Alb? Menschen, die dem Aufruf der Kommunistischen Partei folgten und gegen Adolf Hitler auf die Straße gingen? Vielen sind die Geschehnisse, die sich am 31. Januar vor 82 Jahren abgespielt haben, heute unbekannt. Sie wissen weder, dass damals der einzige Generalstreik gegen die Machtergreifung Hitlers stattfand noch bringen sie diesen mit der Blumenstadt Mössingen in Verbindung.

Auch Regisseurin Katharina Thoms betrat unbekanntes Terrain, als sie über den Mössinger Generalstreik recherchierte. Ursprünglich hatte die Historikerin und SWR-Journalistin lediglich einen Radiobeitrag geplant, doch das Thema zog sie so sehr in seinen Bann, dass daraus ein ganzer Film wurde. Es ist keine auf historischem Bildmaterial basierende Dokumentation, die die Ereignisse von damals auf Leinwand bannt. Auch keine nüchterne Auflistung der geschichtlichen Fakten. Stattdessen begleitet der 80-minütige Film ein Projekt des Theaters Lindenhof aus Melchingen; vermittelt einen lebendigen Eindruck vom Werden und Entstehen des Stückes, das unter dem Titel "Ein Dorf im Widerstand", mit über 100 Laiendarstellern und Musikern inszeniert wurde. Und doch ist er, jenseits der Theaterinszenierung, auch das Dokument einer Reise in die Vergangenheit.

Die Kamera begleitet Andrea Ayen, deren Vater Paul Ayen 1933 einer der Organisatoren des Mössinger Generalstreiks war, an Original-Schauplätze; verfolgt ihren Weg zu den verschiedenen Stationen des Protestzugs.

Im Film lässt Andrea Ayen, die ebenfalls als Akteurin im Theaterstück mitgewirkt hat, den Zuschauer an ihren Eindrücken teilhaben, schildert ihr "Gänsehautgefühl", als sie im Pulk durch die Buntweberei Pausa marschiert. Obwohl die historische Pausa schon vor Jahren abgebrochen wurde und der Marsch im Rahmen der Theaterprobe im 21. Jahrhundert stattfand, habe die Situation fast so gewirkt, als wäre sie "real"; als seien die Ereignisse des 31. Januar 1933 in die Gegenwart transformiert worden.

Was wohl der Vater dazu gesagt hätte, dass seine Tochter 82 Jahre später ein Teil seiner eigenen Geschichte wieder aufleben lässt? "Er wäre sicher sehr stolz, wenn er wüsste, dass ich im Stück mitwirke", erfährt der Zuschauer von Andrea Ayen, die betont, dass "diese große Tat von damals Würdigung erfahren sollte."

Es war, so weiß auch Theaterregisseur Phillip Becker, einst "nur ein halber Tag. Aber er strahlt bis heute." Das Projekt, das nicht nur "Recht/Pflicht zum zivilen Ungehorsam erörtert", sondern auch ein "David-gegen-Goliath-Syndrom" beleuchtet, hat Regisseurin Katharina Thoms in ihrem Debütfilm auf bewegende Weise ins Bild gesetzt.

Weitere Informationen über den Dokumentarfilm "Widerstand ist Pflicht" gibt es auf www.widerstandfilm.de. Im Burgtheater Hechingen ist er am 7. und 8. Februar, jeweils um 17 Uhr, und am 9., 10. und 11. Februar, jeweils um 20 Uhr, zu sehen.