Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Maike Stopper aus Hechingen macht ein Jahr einen Freiwilligendienst in einem Kinderheim in Namibia

Unterrichten, einkaufen, Tiere füttern, das Gewächshaus herrichten und sich Freizeitaktivitäten ausdenken – zu einem Freiwilligendienst kann so einiges gehören. Maike Stopper aus Hechingen arbeitete ein Jahr im "Children’s Haven" in Omaruru, Namibia.

Hechingen. "Ich hatte schon lange vor, ein Jahr im Ausland zu verbringen", erzählt sie, auch um zwischen Abitur und Studium neue Energie zu sammeln. Über die Entsendeorganisation "Weltwärts" kam sie auf die Organisation "Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiner". Eigentlich wollte die 20-Jährige nach Australien – bei den Einrichtungen dort war aber Voraussetzung, dass die Bewerber selbst einmal eine Waldorfschule besucht haben. So wurde es dann Namibia.

Der "Children’s Haven" wird zwar auch von den "Freunden" betreut, dort wird aber nicht nach Waldorfpädagogik gearbeitet. In der Einrichtung leben Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich nicht um sie kümmern können. Sie wohnen in verschiedenen Bereichen mit je einer Hausmutter, die Freiwilligen unterstützen die Arbeit.

Kinder und Jugendliche von anderthalb bis 20 Jahren leben derzeit im "Haven". Wann sie die Einrichtung verlassen, ist unterschiedlich, erzählt Maike Stopper: "Wenn sie auf eigenen Beinen stehen." Aber auch wenn sie die Schule beendet und die Einrichtung verlassen haben, können die Jugendlichen finanzielle Unterstützung erhalten.

Jeder Tag begann früh: um 5.30 Uhr das Frühstück vorbereiten, um 6.30 Uhr die Kinder zur Schule fahren. Danach trafen sich alle Mitarbeiter zum morgendlichen Meeting. Maike Stopper war dann dafür zuständig, sich um die Hühner und um das Gewächshaus zu kümmern. "Oft war man aber auch für den ›Fahrtag‹ eingeteilt", berichtet sie, "da habe ich dann eingekauft oder dem Heimleiter, der blind ist, geholfen, wenn er etwas in der Stadt zu erledigen hatte." Wenn die Kinder zurück aus der Schule waren und Mittag gegessen hatten, ging es mit der "Study Time" weiter – der Hauptaufgabe der Freiwilligen. Sie unterstützten die Kinder bei den Hausaufgaben oder entwickelten eigene Übungsblätter. "Viele der Kinder, die im ›Haven‹ leben, sind leider nicht sonderlich gut in der Schule", sagt Maike Stopper. Besonders die Zeit vor wichtigen Prüfungen der Schüler konnte für die Freiwilligen also sehr stressig sein.

Nach dem Lernen wurde gespielt, gebastelt und das Lesen geübt, denn "einige Kinder sind Analphabeten". Anschließend räumten die Kinder ihre Häuser auf. Jeden Freitag besuchten die Freiwilligen mit den Kindern die Bücherei, sonntags mussten sie sich ein Beschäftigungsprogramm überlegen – eins für alle wohlgemerkt. Gar nicht so leicht bei dem großen Altersunterschied der Bewohner. Aber Ballspiele, Schnitzeljagd, Kochen oder Stockbrot backen machte dann doch allen Spaß. Auch in den Ferien mussten die Kinder immer beschäftigt werden.

"Freizeit und Arbeit sind dort oft schwer zu trennen. Man ist immer auf Abruf", muss Maike Stopper zugeben. Trotzdem blieb Zeit zum Reisen. Mit den anderen Freiwilligen fuhr sie unter anderem nach Botswana und Simbabwe. Ein ungutes Gefühl hatte sie dabei nie, aber: "Als Weiße fällt man auf." Die Hautfarbe werde eben oft noch mit Reichtum assoziiert.

Zurück in Deutschland vermisste die 20-Jährige die "Weite von Namibia": "Hier steht Haus an Haus." Auch spiele sich das Leben dort viel mehr auf der Straße ab, die Menschen seien lockerer. Mit den anderen Freiwilligen sei sie sehr zusammengewachsen, sie wollen sich bald wieder treffen.

Ab Herbst studiert Maike Stopper in Freiburg Grundschullehramt. Durch den Freiwilligendienst hat sie gemerkt, dass sie Spaß daran hat, mit Kindern zu arbeiten. "Und man ist auch ein bisschen stolz, wenn es gelingt, den Kindern etwas zu erklären."

Will sie denn irgendwann einmal wieder nach Namibia? "So ein bisschen hat mich das Fieber jetzt schon gepackt", sagt sie lächelnd.