Mit Erinnerungen an seine Hechinger Zeit unterhielt Klaus Kinkel die Gäste des Jahresempfangs Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Hechinger Bundespolitiker erinnert sich beim Neujahrs-Bürgertreff an seine Jugend und seine Heimatstadt

Hechingen. Er war der Stargast des Abends und unterhielt die Besucher des Neujahrs-Bürgertreffs im Museum aufs beste: Klaus Kinkel. In seinen "Erinnerungen an meine Heimatstadt" ließ der ehemalige Bundesminister Kriegsende und Nachkriegszeit wiederaufleben.

Der heute 76-jährige liberale Bundespolitiker ist zwar nicht in Hechingen geboren, aber aufgewachsen. Sein Vater Ludwig Kinkel eröffnete in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre seine Praxis in Hechingen, zuerst im Haus Obertorplatz 14, und zog später in die Heiligkreuzstraße.

Viele alte Hechinger waren ihm noch lebhaft in Erinnerung: Josef Klaiber, der morgens jeden Passanten mit "Au schau" begrüßte, Maria Bühler, die ihn als Klavierlehrerin zu "Etuden bis zum Erbrechen" zwang, die Brüder Herbert und Helmut Braun, mit denen er eine mehr oder weniger berüchtigte Fürstengarten-Bande bildete, die fußballspielenden Brüder Hellstern und viele andere. Manch einer von ihnen saß unter den Zuhörern. Den Fürstengarten habe er in guter Erinnerung, weil er sich dort mit seiner Freundin Uschi Vogel verlobt habe. Die Ehe halte seit 51 Jahren, meinte Kinkel: Das sei "fast schon anachronistisch".

Die Atomforscher des Kaiser-Wilhelm-Instituts habe er kennengelernt, als er Lebensmittelkarten verteilen musste, erinnerte sich Kinkel. Die dunkle Seite der deutschen Geschichte habe er als Referendar am Landgericht kennengelernt. Dort sei damals der Prozess gegen den KZ-Lagerführer Hofmann gelaufen. Die "grauenvollen Schilderungen" hätten ihm nachts den Schlaf geraubt.

"Elektrisiert" sei er gewesen, als er nach seiner Ernennung zum BND-Präsidenten erfahren habe, dass sein Gegenspieler in der DDR, Markus Wolf, auch Hechinger war. Begegnet sei er dem ostdeutschen Geheimdienstchef aber nur als Zeuge im Düsseldorfer Prozess. Er habe aber fast alles gelesen, was Markus Wolfs Vater Friedrich Wolf geschrieben habe. Die Niederlage in der Hechinger Bürgermeisterwahl 1967 im zweiten Wahlgang gegen Norbert Roth habe er verwunden, bekannte der Bundespolitiker. Er habe sich damals zwar ordentlich geärgert, aber aus dem Wahlkampf auch "mächtig gelernt" und sei dann "aus lauter Verzweiflung" Minister geworden.

Locker plaudernd füllte Klaus Kinkel die Zeit, immer wieder von Applaus und anerkennend lachenden Zuhörern unterbrochen. Sein Fazit: Die Hechinger Phase war trotz aller Schwierigkeiten nach dem Krieg "eine gute Zeit meines Lebens", und er und seine Frau Uschi kämen "immer wieder gern in unsere Heimatstadt".