Bühne frei für alle, die Spaß am Vorlesen haben – so lautete das Motto des zweiten Interaktiven Leseabends. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Leseabend mit Humorvollem, Besinnlichem, Tiefgründigem und Nostalischem

Hechingen. Nicht nur Kinder lieben es. Auch Erwachsene genießen das, was ihnen im Alltag eher selten zuteil wird: vorgelesen zu bekommen. Eine schöne Gelegenheit bot dazu der Interaktive Leseabend im "Fecker."

Sie öffnen Tore in wunderbare Welten und erzählen von unterschiedlichsten Erlebnissen und Begebenheiten: Geschichten und Gedichte. Ob aus der Feder berühmter Autoren oder selbstverfasst – sie zu lesen, sie sich zu erschließen, ist kurzweilig und spannend. Mindestens genauso schön ist es jedoch, ihnen einfach nur zu lauschen.

Auf genau diesem Prinzip basiert der von den Kulturfreunden und der Stadt Hechingen veranstaltete Interaktive Leseabend: Einerseits will er die Zuhörer in den Bann der Poesie ziehen und andererseits Bücherfreunden und Autoren die Gelegenheit bieten, ihre Lieblingsgeschichten und -gedichte, aber auch Selbstverfasstes vorzutragen. Schon die Premiere im März war ein großer Erfolg. Und auch die zweite Auflage am Freitag war wieder gut besucht.

Die Atmosphäre im "Fecker" konnte gemütlicher nicht sein, denn wo könnte man die Geschichten Anfang Dezember besser auf sich wirken lassen, als vor dem warmen Kachelofen? Fehlten nur noch diejenigen, die die kleine Bühne der Gaststätte in ein literarisches Café verwandelten. Und genau das war die spannende Frage: Wer aus dem Publikum würde einen Text vortragen? Um den Anwesenden Mut zu machen, eröffneten die beiden Initiatorinnen Nadine Ottenbreit und die Leiterin des Sachgebiets Kultur im Rathaus, Anke Gärtner, den Abend mit "Frau Ursulas Bescherung" – eine Geschichte, die vor Augen führt, dass eine schöne Bescherung nicht von kostbarer Herrlichkeit abhängig ist. Und siehe da – ihr Beispiel machte Schule und nach und nach meldeten sich immer mehr Vorleser zu Wort, die den Gästen einen unterhaltsamen Abend bescherten.

Zu hören gab es allerhand Weihnachtliches und Besinnliches, Humorvolles und Nostalgisches, Winterliches und Tiefgründiges – kurzum: eine zur Jahreszeit passende Auswahl an literarischen Beiträgen. Ob Erich Kästner wohl zu seinen Lieblingsautoren zählt? Der Mann, der sich aus den Reihen der Zuhörer als erstes auf die Bühne wagte, trug jedenfalls dessen Gedicht "Weihnachtslied, chemisch gereinigt" vor. Ein anderer Gast, ein begeisterter Langläufer, hatte seine "Beobachtungen auf der Heufeld-Loipe" in einen originellen, humorvollen Text gefasst. 35 Jahre Aufenthalt in Norddeutschland – dass es da einer "Gebrauchsanweisung für einen schwäbischen Winter" bedarf, ist nachvollziehbar. Ein weiterer Leser hatte jedenfalls genau diese im Gepäck. Vom Winter zu Weihnachten war es indes nur ein kleiner Schritt. Besinnliche Stimmung verbreitete etwa die von Ilona Heukamp vorgetragene Geschichte "Die Apfelsine", während Hanne Zopf zum großen Vergnügen des Publikums die schwäbische Weihnacht zelebrierte – mit all ihren Tücken und Schwierigkeiten.

Für die Musik zwischen den einzelnen Lesungen war, wie schon bei der Premiere im Frühjahr, Gitte Müller zuständig. Auch dieses Mal begeisterte sie die Gäste mit heiteren und tiefgründigen Liedern, die den ganz normalen Wahnsinn des Alltags beschreiben.