Richter Bernd Koch, einmal mit Robe und bereit für die Sitzung, einmal mit seiner gewöhnlichen Kleidung, die er sowohl zur Arbeit als auch in der Freizeit gerne anhat. Foto: Brenner

Was tragen Sie drunter, Richter Bernd Koch? Kurze Hosen gehen im Gerichtssaal gar nicht.

Hechingen - "Es ist erstaunlich, welchen Respekt so eine Robe verschafft", sagt Bernd Koch über seine Amtskleidung. Der 29-Jährige ist Richter am Hechinger Amtsgericht und mehrmals die Woche in schwarzer Robe und weißer Krawatte unterwegs.

Wenn Richter Bernd Koch kurz vor einer Sitzung seine Amtsrobe anzieht, weiß er "jetzt wird es ernst". Alle anderen Fälle und  Sachen, die er den ganzen Tag um die Ohren hat, treten in den Hintergrund und aus ihm  wird Richter Koch, ein vielleicht nicht ganz so streng aussehender Jurist "im Sitzungsmodus". Die schwarze Robe soll dabei nicht nur dem Angeklagten und den Zeugen Respekt einflößen. Bei jungen Richtern, verrät Bernd Koch, ist die Amtsrobe auch oft wie ein Schutzschild gegen die eigene Nervosität, wenn es in die ersten Sitzungen geht.

"Die ersten paar Male in der Robe ist es schon ein bisschen merkwürdig", sagt er.Die Robe ist schwarz, geht bis knapp über die Knie und ist aus einer Schurwolle-Merino-Mischung mit Samtbesatz. Darunter wird ein langärmeliges, weißes Hemd mit einer weißen Seidenkrawatte getragen. Diese weißen Krawatten "verschleißen" schnell,  werden fleckig und abgegriffen, verrät Koch. "So zwei, drei im Jahr brauche ich davon schon", sagt er.

Seit kurzem, erzählt er, sei es auch erlaubt, statt der Krawatte eine weiße Fliege umzubinden, bei Frauen reicht ein weißer Schal. Weiße Hemden hat Koch immer so circa acht Stück im Umlauf. "Im Sommer kann es sein, dass man auch mal zwei davon an einem Tag  verheizt."

Da muss dann immer ein Ersatzhemd in greifbarer Nähe sein. Einmal ist es Bernd Koch bisher passiert, dass er das weiße Hemd zu Hause vergessen hat. "Da musste ich leider im roten Hemd zur Verhandlung", erzählt er grinsend,  "in Strafsachen sollte so was natürlich nicht vorkommen!" Darunter trägt Koch eine ordentliche, dunkle Jeanshose. Kurze Hose im Sommer? "Geht gar nicht!", sagt Bernd Koch, "das würde ja schon ein bisschen komisch rüberkommen, so mit knielanger Robe und dann ohne Hose."

Ein kurzärmeliges Hemd sei im Notfall in Ordnung, denn die Ärmel sieht man unter der Robe nicht unbedingt.Koch hat seine Robe selbst gekauft, für rund 320 Euro bei der Firma Natterer, deren Online-Shop er im Gespräch mit unserer Zeitung am Computer aufruft. "Ihre perfekte Passform und ihre sommerleichte Merino-Schurwolle ergeben das einmalige Tragegefühl, auf das Sie nicht verzichten sollten. Edle Besätze aus Brillantsamt geben dieser Robe gepflegte Eleganz", wird dort geworben.

Klar, dass man bei 35 Grad trotzdem auf das wollige Zusatzkleidungsstück gerne verzichten würde. Die Roben von Richtern, Staatsanwälten, Protokollführern und Verteidigern unterscheiden sich im Übrigen in den Details. Richter Koch hat an seiner Robe  den untersten Knopf abgemacht, "damit ich breitbeiniger sitzen kann", sagt er.Ansonsten sehen Arbeits- und Privatklamotten bei Bernd Koch relativ ähnlich aus. "Ich trage Hemd und ordentliche Jeans", sagt er, "am Wochenende darf es auch mal ein T-Shirt sein."

Unsere kleine Sommerserie "Was tragen Sie drunter?" beschäftigt sich mit Menschen in unserer Umgebung, die eine besondere Arbeits-, Amts-  oder Dienstkleidung haben. Heute stellen wir den Richter am Hechinger Amtsgericht, Bernd Koch, und seine Amtsrobe vor. Der 29-jährige ist derzeit noch als Richter auf Probe in Hechingen und fährt jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit.