An die Bücherverbrennung im Nationalsozialismus erinnerten Schüler der Alice-Salomon-Schule in der Synagoge. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Schüler der Alice-Salomon-Schule erinnern an Bücherverbrennung im Nationalsozialismus

Von Andrea Maute

Hechingen. Am 10. Mai 1933 brannten überall im Land Scheiterhaufen mit literartischen Werken verfemter Autoren. In einer bewegenden Inszenierung holten Schüler der Alice-Salomon-Schule die verbrannten Bücher 80 Jahre danach symbolisch aus dem Feuer.

In der Hechinger Synagoge war die Stille greifbar, als zu Beginn der Gedenkstunde am Montag 24 betroffene Schriftsteller aufgezählt wurden. Ihre Namen hallten von der Empore und verloren sich in der Tiefe des Raums.

Dass sie nicht vergessen sind, daran erinnerten mit szenischen Lesungen, musikalischen Beiträgen und tänzerischen Elementen Schüler der Alice-Salomon-Schule. Sie setzten ein eindrucksvolles Zeichen wider das Vergessen.

Zu Beginn rief Schulleiter Karl-Heinz Rauch die Bücherverbrennung ins Bewusstsein. Inszeniert als öffentliches Spektakel, wurden damals Werke von Autoren wie Bertolt Brecht, Max Brod, Erich Kästner und Sigmund Freud unter Schmährufen ins Feuer geworfen. Dieser von der Studentenschaft geplante barbarische Akt bedeutete nicht nur einen "nie wieder gut zu machenden Schaden für das deutsche Geistesleben", sondern schlug tiefe Kerben in die Seele der Betroffenen. "Viele gingen ins Exil, nicht wenige nahmen sich das Leben", so Rauch.

Die leeren Bücherregale wieder zu füllen – das sei die Intention der Schüler. "Sie haben den Mut, den Widerstand zu proben, damit sich dies nie mehr wiederholt", erklärte der Rektor. Mächtig loderte das auf Leintuch projizierte Feuer. Schon rollte der Bollerwagen mit den Büchern heran, die an jenem Tag Raub der Flammen wurden.

Einen lebendigen Eindruck der schrecklichen Ereignisse vermittelte ein Interview mit dem Augenzeugen Erich Kästner. "Damals wurden die als undeutsch betrachteten literarischen Werke verbrannt, wir betrachten sie als Schätze", betonte eine Schülerin, die gemeinsam mit den anderen Akteuren die Bücher der verfemten Autoren symbolisch dem Scheiterhaufen entriss.

Einen bewegenden und emotionalen Eindruck vom Schrecken des Holocausts, von Heimatlosigkeit und Ohnmacht vermittelten Texte wie Rose Ausländers "Schallendes Schweigen", "Ein Wort" von Kurt Tucholsky oder Irmgard Keuns "Die fremde Stadt" sowie Liedbeiträge wie "Yankele" und "Crystal Spring".

Beim Kanon "Shalom Chaverim" wurde auch das Publikum einbezogen. Nach einem "Israelischen Tanz" versammelten sich zum Schluss der mit viel Applaus quittierten Veranstaltung noch einmal alle Akteure auf der Bühne.