Bildung: An den Hechinger Schulen sind die schriftlichen Prüfungen vorbei / Gespräch mit Abgängern

Für viele Schüler der Realschule und der Werkrealschule in Hechingen sind die schriftlichen Abschlussprüfungen vorbei. Was kommt danach? Weiterführende Schule, Ausbildung? Im Gespräch mit Schulleitern und Schülern zeigt sich, dass es viele Wege gibt.

Hechingen. Realschulrektor Stefan Hipp führt eine Statistik, was seine Abschlussschüler machen. Über 60 Prozent wechseln demnach auf eine weiterführende Schule, fast 30 Prozent machen eine Ausbildung, fast zehn Prozent ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Vier Realschüler, die gerade die schriftlichen Prüfungen hinter sich haben, sprachen mit unserer Zeitung über ihre Pläne: Dorentina Ibrahimi (17 Jahre), Jasmin Schneider (16) und Michael Walter (16).

Dorentina und Antonio haben sich für das berufliche Gymnasium beziehungsweise das Wirtschaftsgymnasium entschieden. "Ich bin noch nicht bereit für eine Ausbildung", sagt sie. Den Job fürs Leben habe sie noch nicht für sich auserkoren. Um sich trotzdem weiterzuentwickeln, besucht sie zunächst das Berufsgymnasium. Wenn das gut läuft, könnte sie sich sogar ein Studium vorstellen.

Ein Studium hat auch Antonio im Sinn. Zunächst überlegte er sich nach zwei Praktika im Bankensektor, eine Banklehre zu machen. Aber ob er damit seine hohen Ziele erreichen könnte? "Mein Traum ist es, für die Europäische Zentralbank zu arbeiten", sagt er. Um das zu erreichen, hat er sich ein duales Studium bei einer Bank zum Ziel gesetzt. Weil er dafür Abitur braucht, besucht er das Wirtschaftsgymnasium.

Jasmin und Michael hingegen beginnen direkt nach der Realschule eine Ausbildung. Jasmin hat sich für ein Reisebüro in Hechingen entschieden, wo sie eine Ausbildung zur Tourismus-Kauffrau macht. "Ich war immer schon inspiriert von Reisen", sagt sie. Sie habe zunächst probegearbeitet, sagt sie. Dabei hat sie überzeugt, denn sie bekam dort die Ausbildungsstelle.

Für Michael war es von Anfang an klar, eine Ausbildung zu beginnen. Er sei froh, weg von der Schule zu kommen, sagt er. Sein Interesse an einer Ausbildung als Elektroniker weckte ein Praktikum bei Baxter, wo er eine Musikbox gebaut hat. Daraufhin bewarb er sich dort für eine Ausbildung, wurde jedoch nicht genommen, ebenso wie bei zwei weiteren Unternehmen. Schließlich wurde er an der Uni Tübingen genommen, wo er an der Physik-Fakultät eine handwerkliche Ausbildung startet.

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) kam für die vier nicht in Frage. Jasmin meint, dass das die machen, die keine Ausbildung oder Schule gefunden haben. Dorentina nennt es gar "Plan D".

Auch Hauptschüler finden Ausbildungsplätze

Auch an der Werkrealschule sind die schriftlichen Prüfungen vorbei. 29 Schüler streben die mittlere Reife an, 55 den Hauptschulabschluss. Verena Barth von der BBQ Beruflichen Bildung gGmbH, die an der Werkrealschule arbeitet, ist überzeugt, dass jungen Menschen auch mit Hauptschulabschluss viele Wege offenstehen.

Ein Beispiel dafür sind Besart (15 Jahre) und Besnik Behramaj (16) sowie Alexander Backe (16). Alle drei haben einen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf bekommen. Besart macht eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker, sein Bruder Besnik beginnt eine Ausbildung zum Fensterbauer. Beide haben zuvor Praktika absolviert. Alexander beginnt im September eine Ausbildung zum Maurer in Rangendingen. Auch sein Opa ist Maurer. Eine weiterführende Schule war für ihn keine Option. "Ich habe keinen Bock mehr auf Schule", sagt er.

Das ist bei ihren Mitschülerinnen Liliana Alloschi (16) und Larissa Özsevgic (15) anders. Sie gehen nach dem Hauptschulabschluss weiter auf eine Schule. Liliana würde sogar gerne Abitur machen und später als Dolmetscherin arbeiten. Sie kommt aus Italien, ist seit drei Jahren in Deutschland und kann neben Deutsch und Italienisch auch Englisch. Auch Larissa macht die Schule Spaß. Nach der mittleren Reife möchte sie eine Ausbildung zur Frisörin beginnen. Ihre Tante ist auch Frisörin.

Nach den Prüfungen gehen sie auf Abschlussfahrt nach Köln, danach ist die Abschlussfeier. Und dann trennen sich die Wege.