Die spinnen wirklich: Helga Hochmayr (von rechts), ihr Sohn Thomas und Freundin Ida Single am Spinnrad. Fotos: Kübler Foto: Schwarzwälder-Bote

Handarbeitstreffen: Nicht nur Stricken steht auf dem Programm: Spinnen, Häkeln, Wolle färben

Von Natascha Kübler

Bei dem 6. Internationalen Sockenstrickertreffen saßen die Besucher gestern an Tischen beieinander und tauschten sich über Handarbeiten aus. Für sie ist das Hobby eine Leidenschaft.

Hechingen. Mit Workshops startete das zweitägige Treffen gestern auf dem Gelände der Firma Tutto Wolfgang Zwerger. "Stricken verbindet einfach", erklärt eine Besucherin. Und das spürt man: Die Gäste sind bester Laune, an den Tischen wird "geschnattert" und viel gelacht.

"Wir kennen uns nicht, schnattern aber, als würden wir uns schon ewig kennen", erklärt Jana Piwarz. Sie sitzt am Tisch mit drei weiteren Frauen und übt das "Häkeln mit dem Broomstick". Es ist ihr zweites Fest dieser Art. Sie hat bei einer ähnlichen Veranstaltung in Backnang "Blut geleckt". "Man wird süchtig", sagt Piwarz und lacht. So ist die 50-Jährige 270 Kilometer von Rüsselsheim nach Hechingen gefahren und übernachtet hier in einem Hotel. Schließlich müsse sich die Fahrt lohnen, Piwarz will auch den zweiten Tag noch mitnehmen. Die Workshops vor Ort findet sie besser als YouTube-Anleitungsvideos im Internet.

Bei den Besuchern besonders beliebt: das Wolle färben

Nebenan kann man das spinnen lernen. Helga Hochmayr, ihr Sohn Thomas und Freundin Ida Single zeigen an drei Spinnrädern, wie man es richtig macht. Hochmayr hat selbst vor 20 Jahren das spinnen gelernt, inzwischen ist sie mit Leidenschaft dabei. "Es ist vor allen Dingen meditativ. Ich kann die Gedanken fliegen lassen", beschreibt die 71-jährige Balingerin diese Form der Handarbeit. Am Anfang sei es gar nicht so leicht gewesen, sie wollte fast aufgeben. Dann habe es plötzlich geklappt. Inzwischen ist ihr Sohn Thomas der "Lehrling", der 51-Jährige sitzt zwischen den zwei erfahrenen Frauen und spinnt fleißig mit.

Aus vergangen Zeiten zeugen auch die "Huddlesock" oder "Burlebärle" von Irmgard Landmann aus Untermettingen (Landkreis Waldshut). Die bunten Hausschuhe kennt die 80-Jährige noch aus ihrer Kindheit. Allein schon die verschiedenen Namen, die es für die Hausschuhe gibt, bringen die Seniorin zum Lachen. So würden die Hausschuhe überall anders genannt, sie habe Zuhause ein ganzes Blatt mit Namen. Am besten gefalle ihr "Entendapper", erklärt die fröhliche Seniorin. Weil schon der Name Spaß macht und die Handarbeit auch, sitzt Landmann bis zu acht Stunden an einem Paar "Huddlesock". Finanziell lohnt das nicht, es mache ihr aber einfach eine Freude.

Und deshalb kommen die Besucher: um Spaß zu haben, Leute zu treffen und sich auszutauschen. Besonders beliebt sei auch das Wolle färben, so Prokurist Felix Zwerger von Tutto Wolfgang Zwerger. Das ganze Team der Firma ist im Einsatz, plus ehrenamtliche Helfer. Rund 40 Leute kümmern sich also um das Gelingen der Veranstaltung. Im Laufe des Tages rechnet Zwerger mit bis zu 500 Menschen. Trotzdem sagt er: Im Endeffekt ist es ein "Vereinsfest".