Beim Ohrenkino waren neben den Vortragenden auch die Hechinger Hofdamen zu Gast. Foto: Kommer Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Ohrenkino befasst sich mit Leben und Wirken der Fürstin Eugenie / Wie das "3000-Einwohner-Nest" zur Kulturstadt wurde

In der sehr gut gefüllten Rotunde der Villa Eugenia fand die neueste Ausgabe der Lesungsreihe des Ohrenkinos statt.

Hechingen. Dieses Mal lasen Anita Maultzsch und Franz Josef Heukamp über Fürstin Eugenie. Die Hechinger Hofdamen waren ebenfalls anwesend und sorgten in ihren farbenfrohen Kostümen für ein historisches Ambiente.

Anita Maultzsch erklärte, wie passend dieses schöne Haus sei, um über Fürstin Eugenia zu sprechen. Sie las dazu aus dem Buch "Bewegte Tage in Hohenzollern" von Horst Joseph Kleinmann vor.

Die Geschichte des Lokalhistorikers Kleinmann begann an einem kalten Novemberabend, an dem die Nachfahren der Fürstin in der Gruft der Fürstin auf deren sterbliche Überreste stoßen.

Obwohl sie kinderlos blieb, war die Fürstin sehr kinderlieb

Dann gab es Wissenswertes zu Eugenies Leben zu hören. Sie sei die Stiefenkelin von Kaiser Napoleon selbst gewesen, ihre Geschichte sei bis heute noch so faszinierend, weil sie in gewisser Weise die Geschichte einer Traumprinzessin sei. Aus München war Eugenia gekommen, um hier den zukünftigen Fürsten von Hohenzollern, Prinz Konstantin zu heiraten. Nach dem Tod von Konstantins Vater hatte sie aus Hechingen mit ihrem Ehemann eine Stadt der Musik gemacht.

Das "3000-Einwohner-Nest" Hechingen wurde so zu einer Kulturstadt, die Musiker von internationaler Bedeutung anzog. Der Berühmteste unter ihnen war mit Sicherheit der Virtuose und Komponist Franz Liszt, der mehrmals in der Villa logierte und wohl auch in der Rotunde spielte.

Daran anknüpfend schmückte der jetzige Pianist Horst Hengstler den Abend musikalisch aus: Hengstler spielte seine ganz eigene Interpretation von "Liebestraum", dem wohl berühmtesten Stück Liszts.

Maultzsch zeigte aber auch ganz andere, sehr menschliche Seiten der Fürstin: Sie habe eine sehr soziale Ader gehabt und vor allem die Gründung eines Kinderheims in Hechingen vorangetrieben. Dort soll sich die Fürstin jeden Tag aufgehalten haben, um mit den Kindern wie mit ihren eigenen zu spielen.

Die sehr fromme Regentin blieb aber kinderlos und erkrankte in sehr jungem Alter an Tuberkulose, an der sie in sehr jungem Alter verstarb. Sichtlich bewegt las Maultzsch die letzten Worte dieser bemerkenswerten Frau: "Grüß mein teures Vaterland, grüß meine lieben Hechinger". Nach ihrem Tod wurde sie aber keineswegs vergessen: Auch lange nach dem ihr Mann Konstantin entmachtet und vertrieben im Exil starb, blieb sie den Hechingern in Erinnerung.

Bis heute erinnert ihr einbalsamiertes Herz in der Stiftskirche an die heiligenähnliche Verehrung der Fürstin, die teilweise bis heute anhält.

Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und Anspruchslosigkeit

D ie Rezeptionsgeschichte der Fürstin und einige weitere Details aus ihrem Leben und aus ihrer Zeit thematisierte Franz Josef Heukamp in der zweiten Hälfte der Lesung. Ihm war es unter anderem wichtig, die Lesung um eine wissenschaftliche Ansicht zu ergänzen. Daher zitierte er an vielen Stellen den Lokalhistoriker Anton Buckenmaier.

Er erzählte unter anderem, dass die Seligsprechung der Fürstin in der Vergangenheit auch an reinen Kostengründen gescheitert ist. Um die große Beliebtheit der Fürstin Eugenie zu illustrieren, las Heukamp aus der Rede eines Hechinger Rabbiners zum Tod Eugenies. Auch dieser gab Eugenie fast den Status einer Heiligen, erklärte Heukamp. Er sprach ihr Bescheidenheit, Fürsorglichkeit und Anspruchslosigkeit zu.