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Beachtlicher Fortschritt im römischen Tempelbezirk. Experten beraten Förderverein beim Bau.

Hechingen-Stein - Wer von Rangendingen Richtung Hechingen auf der L 410 fährt oder den Rad- und Fußweg nutzt, sieht es von weitem: Kurz vor der Abzweigung nach Stein sind im nahen Wald auf einer Anhöhe binnen eines Jahres gewaltige Mauern entstanden.

Die Mauern gehören zu einem ehrgeizigen Projekt, das sich der Förderverein Römisches Freilichtmuseum vorgenommen hat: den Wiederaufbau eines römischen Heiligen Bezirks.

Es war eine archäologische Sensation, als vor rund zehn Jahren auf einem Geländesporn südlich des römischen Landgutes ein römischer Tempelbezirk freigelegt wurde. Der Förderverein und das Amt für Denkmalpflege in Esslingen möchten diesen Bereich möglichst originalgetreu wieder aufbauen. Das Problem dabei: auf original erhaltene Heilige Bezirke aus dem Römischen Reich kann man nicht zurückgreifen, weil es solche nur bruchstückhaft gibt. Das Amt für Denkmalpflege, vertreten durch den Landesarchäologen Klaus Kortüm und Grabungstechniker Thomas Schlipf, erklärte sich bereit, den Förderverein bei der schwierigen Arbeit zu unterstützen.

"Bedauert wird aber vom Förderverein, dass von Landesseite allgemein für vorzunehmende Rekonstruktionen keine Mittel zur Verfügung stehen, auch nicht hier vor Ort, wo so vieles und besonders mit diesem Projekt für den Normalbürger und für die Schulen auf dem Sektor der römischen Geschichte getan wird", merkt der Fördervereinsvorsitzende Gerd Schollian an.

Sorgfältig bis auf das kleinste Detail wird seit dem Sommer das Vorhaben mit dem Architekturbüro Beuter, Haigerloch, dem Bauunternehmen D&D, Rangendingen und den Verantwortlichen des Fördervereins genau durchleuchtet, geplant und nach und nach in die Tat umgesetzt.

Rund 400.000 Euro soll das Vorhaben kosten. Der Verein will rund die Hälfte durch Eigenleistungen stemmen – durch Spenden und Sponsorengelder. Bislang kann Gerd Schollian aber nur auf bescheidene Unterstützung zurückgreifen, trotz der Tatsache, dass dieses Projekt in Deutschland einmalig ist und besonders dem Tourismus auf die Beine helfen soll.

Bereits im Bau befindlich und inzwischen weit fortgeschritten ist der Aufbau der Portikushalle. In Eigenleistungen wurden innerhalb eines Jahres auf original erhaltene römische Grundmauern moderne Materialien aufgesetzt und eine erste Lage Putz angebracht. Fünf Säulen und Konsolen der aufwendig gestalteten Portikushalle, die später das Schmuckstück des gesamten Bereichs darstellen wird, sind in Eigenarbeit gegossen und eingebaut worden. Als Auflage dienen Rädsandsteinplatten, die aus Thüringen beschafft wurden.

Im Frühjahr steht der Einbau der Dachkonstruktion an. Hier ist die Firma Holzbau Dieringer, Rangendingen, gefordert, für die die Dachkonstruktion ein spannendes Vorhaben darstellt. In jedem Fall soll das Richtfest im Frühjahr stattfinden.

Eckbau kann nicht komplett restauriert werden

Dann erst geht es mit der Innengestaltung und der kompletten Ummauerung bis zum westlichen Eckbau weiter. Dieser Eckbau ragt heute in die moderne Fahrstraße hinein und kann wegen des Steilabfalls des Geländes nicht komplett rekonstruiert werden. Mit einem Holzgerüst, wie durch Vitruv aus römischer Zeit nachgewiesen, soll der Eckbau die Situation der Bauphase vor rund 1800 Jahren darstellen.

Das Anlegen von Fahrwegen zum Abbau von Stubensandstein und dem Abtransport antiker Steine im Mittelalter führten zur teilweisen Zerstörung des Gehbereichs und zu Erosionen am Berghang. Zur Herstellung des einstigen Niveaus wurden inzwischen Tonnen von Recyclingmaterials und Boden eingebaut. Die aufgebauten Umfassungsmauern sind bereits wie in Römerzeit mit Ziegeln abgedeckt worden.

Inzwischen ist Winterpause. Trotzdem wird die Arbeit, wenn es die Witterung dann wieder zulässt, weitergehen. Weit vom Heiligen Bezirk entfernt, gilt es für den Vorsitzenden, nach Maßgabe des Amtes für Denkmalpflege, den erst in diesem Jahr archäologisch untersuchten östlichen Eckturm teilweise zu rekonstruieren.

Zur Veranschaulichung für den Besucher sollen hier ab der Saisoneröffnung am 30. März 2018 zwei Tafeln auf das einstige Aussehen des Turmes und des oberhalb liegenden Speicherbaus hinweisen.