Nasrullah Amiri, Johanna Nanok, Sybille Müller-Schrödter und Margarita Sommerfeld (von links) begutachten die verfügbaren Stoffe. Foto: Merk Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Im neu eröffneten Nähcafé der Caritas können Jugendliche schneidern lernen

Hechingen. Die Nähmaschinen stehen bereit, verschiedenfarbige Stoffe gibt es auch, nur der Andrang hält sich in Grenzen. Für Jugendliche ab 14 Jahren hat der Caritasverband in Hechingen in der Gutleuthausstraße 8 ein Nähcafé eröffnet. Von den vier angemeldeten sind drei erschienen.

Einer von ihnen ist Nasrullah Amiri aus Afghanistan, der vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen ist und in der Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMA) im ehemaligen Hechinger Krankenhaus lebt. Er erzählt, dass er schon in seiner Heimat drei Jahre als Näher in einer Schneiderei gearbeitet hat. Darauf wollte er hier aufbauen und bewarb sich für eine Ausbildung als Näher, die er aufgrund fehlender Sprachkenntnisse zunächst nicht machen konnte. Mittlerweile hat der 19-jährige Afghane B1-Niveau und beginnt im September eine Ausbildung als Näher bei Trigema in Rangendingen.

Er ist sozusagen der Profi unter den Teilnehmern. Heute möchte er eine orientalische Sommerhose, eine Shalvar, nähen. Den schwarzen Stoff dazu hat er schon ausgesucht. Drei Stunden hat er dafür heute Zeit.

Mit Stoff und Nähmaschine zum Erfolgserlebnis

Dass er nähen kann, das weiß UMA-Jobmentorin Johanna Nanok bereits durch die Kreativwerkstatt in der Unterkunft, wo Nasrullah sein Talent zum Nähen zeigte. Zusammen mit Projektmitarbeiterin Margarita Sommerfeld, mit der sich Nanko ein Büro teilt, entstand die Idee, ein Nähcafé ins Leben zu rufen. Hintergrund war, dass der alte Krankenhausflügel bald abgerissen wird und dass sie im Caritashaus einen großen Raum für solch ein Projekt zur Verfügung haben.

Mit ins Boot geholt haben sie die ehemalige Lehrerin Sybille Müller-Schrödter. Die Pensionärin hat lange im Fach "Mensch und Umwelt" an der Realschule in Hechingen un-terrichtet, wo sie ihren Schülern auch das Nähen beibrachte. Sie ist gespannt darauf, welches Niveau die Gäste des Nähcafés mitbringen. Mit Nasrulla spricht sie bereits über eine computergesteuerte Nähmaschine. Aber auch totale Anfänger sind willkommen. "Die Erfolgserlebnisse kommem beim Nähen schnell", weiß Wanka. Schneller als bei anderen Handwerken und auch mit weniger Ausrüstung – Stoff und Nähmaschinen reichen. Diese wurden größtenteils der Caritas gespendet.