Vorzeigeschwabe und scharfer Beobachter: In der Hechinger Stadthalle hatte Dodokay das Publikum schnell auf seiner Seite. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Dominik Kuhn alias Dodokay hat die Lacher in Hechingen schnell auf seiner Seite

Während Faust des Pudels Kern ergründet, dringt Dominik Kuhn alias Dodokay zum Kern des Schwaben vor. Was so alles unter der vermeintlich harten Schale schlummert, deckte der schwäbische Comedian in der proppenvollen Stadthalle Museum auf.

Hechingen. Schwaben, Menschen, Abenteuer: Klammert man den ersten Begriff im Programmtitel aus, denkt man unwillkürlich an das Leben fremder Völker, erkundet im Geiste bereits unerforschtes Terrain oder reitet auf einem Kamel durch die Sahara. Setzt man dann das Wort Schwabe vor den Menschen, sieht man plötzlich klarer. Oder etwa doch nicht? Denn jenseits aller Klischees sind "Schwoba tatsächlich anders, als ma sich des vorgschdellt hot". So "a bissle gaga halt", sagt einer, der es wissen muss. Nämlich Dominik Kuhn alias Dodokay.

Kuhn ist ein wahrer Tausendsassa, ist sowohl Produzent als auch Sprachkünstler, Komiker, Musiker und Übersetzer. Er ist derjenige, der Barack Obama den schwäbischen Dialekt in den Mund gelegt hat, mit dem Gelbe-Sack-Dealer auf Du und Du ist und seine vielfältigen Talente in den Dienst einer Mission stellt: Die Welt auf Schwäbisch zu erklären. Akribisch hat er sie studiert, jene Spezies, der er selber angehört; hat beobachtet, gelauscht und auf Grillfesten heimlich mitgetippt. Dass es gerade die Zollernstadt war, in der er am Freitag zum letzten Mal seine Show "Schwaben, Menschen, Abenteuer" präsentierte, war purer Zufall. Die Sahara schien, angesichts der tropischen Temperaturen in der Halle, aber zumindest gefühlt gar nicht so weit weg zu sein. Einen waschechten Schwaben kann so leicht jedoch nichts erschüttern.

Und während der Schweiß rann, gab Dodokay auf der Bühne alles. Einzig von der Synchronisation der viereinhalbstündigen Schnittfassung von "Ben Hur" sah er dann doch ab. Stattdessen wurden Ausschnitte aus verschiedenen Agentenfilmen präsentiert. "Gibd’s a Problem, Dr. No? Noi, höchschdens wenn d’ Elke Sommer, dia daub Blodr, sich mol schnell da Sicomatic ausleiha will." Apropos "Sicomatic": Im schwäbischen Wortschatz kreist dieser Begriff um die Gespräche wie die Erde um die Sonne. Nun gut, der Themenkomplex ist eben schon sehr beschränkt. Eines jedoch haben garantiert alle schwäbischen Städte: "A Dorf, des gruslig isch."

Im "Grusldorf" von Reutlingen ist Dodokay aufgewachsen. Dort wurde so breit Schwäbisch gesprochen, dass er es als Kind gar nicht verstanden habe, plauderte er aus dem Nähkästchen, um daraufhin im Publikum nachzufragen: "Welches isch denn s`Alpdraumdorf vo Hechinga?" Zunächst vorsichtiges Schweigen. Dann die etwas zögerliche Antwort, doch "mit Hechinga selber azufanga." Bedeutend schneller fiel hingegen der Begriff "Engstlatt", woraufhin Kuhn auf Balingen zu sprechen kam. "Mir Reitlinger findet jo, dass d`Balinger it Autofahra kennat", verriet er und erntete dafür reichlich Applaus. Die Gelegenheit, "a alde Bauraregl" zu bemühen: "Alkohol am Steuer isch gar net wild, Hauptsach Du hosch koi Balinger Nommraschild."

Bei Dodokay bekommt eben jeder sein Fett weg – oder auch seine Rolle. Stuttgarts OB Fritz Kuhn, dem Harry Fauser vom "SV49", ist diese sogar bereits in Fleisch und Blut übergegangen. "Sie sind doch dr Dominik Kuhn?", habe er bei der ersten Begegnung gefragt, um anzufügen: "Ond I be dr Orgelspieler." Neue Folgen vom "SV49" und ein neues Programm wird es übrigens ebenso sicher geben, wie der Schwabe A sagt, in Wirklichkeit aber B meint. "So, sitzet mr heit wieder uff` am Bänkle?", bedeutet also nicht anderes als "aber nix schaffa, dia faule Sau."