Ulrich Walther beim Konzert in der Stiftskirche. Die Aufführung von Duprés "Kreuzweg" beeindruckte. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Ulrich Walther spielt das Dupré-Werk in der Stiftskirche / Margret Fecker liest

Von Willy Beyer

Hechingen. Tief sakrale Programm-Musik präsentierte der Orgelbauverein St. Jakobus den Zuhörern mit dem Orgelkonzert in der Stiftskirche am ersten Fastensonntag.

Das Programm bestand aus Literatur und Musik zum Thema "Der Kreuzweg". Die Aufführung von Duprés "Le Chemin de la Croix" mit dem Vortrag der Kreuzweg-Texte von Paul Claudel (1868-1955) war eine regelrechte auditive Inszenierung. Sie passte vorzüglich zur beginnenden Fastenzeit. Die langjährige Pfarrgemeinderatsvorsitzende Margret Fecker übernahm die Rezitation der Claudel-Texte.

Orgelprofessor Ulrich Walther, 1980 in Hagen geboren und heute im österreichischen Graz lebend, übernahm den umfangreichen Orgelpart. 14 Stationen umfasst der Kreuzweg. Mit ebenso vielen musikalischen Interpretationen beschreibt Marcel Dupré (1886-1971) das Geschehen auf dem letzten Leidensweg Christi.

"Le Chemin de la Croix" ist eins der Hauptwerke des französischen Komponisten und Organisten und wurde von ihm selbst zunächst als Improvisation zur Fastenzeit 1931 bei einer Lesung von Claudel-Texten vorgetragen, danach überarbeitet und ein Jahr später uraufgeführt.

Während gut 100 Jahre früher der französische Komponist Hector Berlioz in seinem Schlüsselwerk "Sinfonie fantastique" (in Hechingen 1843 unter seiner Leitung teilweise aufgeführt) mit der "idée fixe" als wiederkehrendes Leitmotiv Musikgeschichte machte, verwendete Dupré im "Kreuzweg" ständig wechselnde Leitmotive. So erklingt ein eindringlicher Rhythmus zur Verdeutlichung der Hammer- schläge, wenn Christus an das Kreuz genagelt wird. Eine schon aggressiv anmutende Grundregistrierung mit einem charakteristischen Thema im Sechsachtel-Takt hingegen beschreibt Jesu Geißelung auf der zehnten Station des Kreuzwegs.

Die Aufführung der höchst anspruchsvollen Meditationen beeindruckte die knapp 40 Besucher, was nicht zuletzt an der Rezitationsfähigkeit von Margret Fecker lag, die einfühlsam mit stets passender Akzentuierung den Sinn der Claudel-Gedanken transparent machte.