Rund 40 Zuhörer lauschten den Worten von Josef Wolf, der viel Wissenswertes über die Urbanskapelle berichtete. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Führungen mit vielen spannenden Informationen

Wenn Steine und Mauern sprechen könnten, hätten sie viel zu erzählen. Lebendige Einblicke in ihre Geschichte erhielten Interessierte am Tag des offenen Denkmals. Auch in Hechingen und Umgebung konnte man auf Entdeckungsreise gehen.

Hechingen. Über die Weilheimer Urbanskapelle informierte am Sonntag Josef Wolf. Nachdem die Kapelle im 30-jährigen Krieg vollständig zerstört worden war, wurde sie 1728 an derselben Stelle wieder aufgebaut. Belegt ist diese Jahreszahl durch einen behauenen Stein, der 1935 bei Renovierungsarbeiten aufgefunden wurde.

"Die Kapelle muss etwa um das Jahr 1500 errichtet worden sein", erklärte Josef Wolf den rund 40 Führungsteilnehmern. Denn bereits 1544 wurde im Hagenschen Lagerbuch (einer Art Grundbuch) ein Kapellengrundstück aufgeführt, das mit der um 1500 erwähnten "Kapelle unserer lieben Frau auf dem Berge" identisch sein dürfte. Vermutlich aufgrund der Tatsache, dass der Weinbau nach 1540 eine immer größere Bedeutung erlangte, wurde die Kapelle nach dem heiligen Urban, dem Schutzpatron der Winzer, benannt. Eine Holzstatue des Heiligen befindet sich rechts neben dem Altar. Linksseitig ist eine Figur des heiligen Ulrich zu sehen. Den Mittelpunkt bildet die "Rosenkranzkönigin", die um circa 1770 erschaffen wurde.

Im Jahre 1999 wurde das Kirchlein durch einen heftigen Sturm in Mitleidenschaft gezogen. Doch auch als das Außenensemble 2001 wiederhergestellt war, nagte der Zahn der Zeit weiter unerbittlich an seinen Mauern.

Um die kleine Kapelle zu retten und das steinerne Zeugnis regionaler Geschichte für nachfolgende Generationen zu bewahren, wurde in diesem Jahr ein Förderverein ins Leben gerufen, dessen Vorsitz Josef Wolf übernommen hat.

Mit viel Herzblut und Engagement setzt sich auch in Boll ein Förderverein für sein sakrales Kleinod ein. Er kümmert sich um die im Jahre 1757 auf den Mauern eines gotischen Vorgängerbaus errichtete, idyllisch gelegene Wallfahrtskirche Maria Zell, die mit Bildwerken und Plastiken aus dem 17./18. Jahrhundert ausgestattet ist und wohl eine der ältesten Glocken Süddeutschlands (ihre Glocke ist aus dem 12. Jahrhundert) besitzt.

Aus dem 12. Jahrhundert stammt auch die Johanneskapelle in Hechingen-Stetten. Über sie, sowie die Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert, den barocken Klostergarten und den Klosterkeller, gab es bei den Führungen des Fördervereins viel Wissenswertes zu erfahren.

Unter den Kirchen, die den Besuchern am Sonntag vorgestellt wurden, war auch die 1783 geweihte Stiftskirche St. Jakobus in Hechingen mit Fürstenloge und Fürstengruft. In der Gruft ruht das letzte Hechinger Fürstenpaar Friedrich Wilhelm Constantin und Eugenie von Hohenzollern-Hechingen, deren karitatives und soziales Engagement in der Zollernstadt unvergessen ist. Auf den Spuren des Fürsten und seiner Gemahlin wandelten am Denkmalstag die Teilnehmer einer Führung, deren Schwerpunkt auch auf dem musikalischen Wirken Friedrich Wilhelm Constantins lag.

Wohnsitz des Fürstenpaares war ab 1834 die Villa Eugenia, die 1789 als Lustgartenhaus im Fürstengarten erbaut und 1833 um zwei Seitenflügel erweitert wurde. Auch das heute als Kultur- und Tagungsstätte genutzte Gebäude, um das der Förderverein Sorge trägt, hatte am Sonntag seine Türen geöffnet – ebenso wie die private Galerie Welzel in Hechingen-Stetten, in der Werke des Bildhauers Manfred Welzel in Augenschein genommen werden konnten.