Heidi Hellstern hat beim Ohrenkino in der Villa vorgelesen. Foto: Schweitzer Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Heidi Hellstern liest beim "Ohrenkino" zauberhafte Geschichten, passend zur Adventszeit vor

"Oh du fröhliche", hieß es in der Villa Eugenia bei einer der Kurzgeschichten, die Heidi Hellstern beim monatlichen Ohrenkino vorlas und so die Zuhörer in wohlige Weihnachtsstimmung versetzte.

Hechingen. Bei Kerzenlicht und angenehmer vorweihnachtlicher Atmosphäre las Hellstern viele kleine Geschichten zum Einstimmen in die Weihnachtszeit vor.

  Geschichte über die Weihnachtsgans: Angefangen mit dem Klassiker, der Weihnachtsgans, auf deren Grundlage der gebürtige Hechinger Friedrich Wolf seine eigene Interpretation in einer Kurzgeschichte verfasste hatte. Dabei ging es um die Familie Löwenhaupt, dessen Vater für Weihnachten extra eine Gans für das Heiligabendmahl kaufte und damit die ganze Familie ins Staunen brachte, was für ein Prachtexemplar er doch gekauft hatte. Doch vor allem der jüngste der Familie, das kleine Peterchen war ganz vernarrt in die Gans, sodass man sie feierlich Auguste taufte.

Nach und nach schlossen auch alle anderen Familienmitglieder ihr eigentliches Weihnachtsessen ins Herz. Außer Vater Löwenhaupt, der die Gans nach allen Versuchen, sie zu fangen, mit Verona-Tabletten vergiftete. Doch nachdem schon alle dachten, dass es um ihre Auguste geschehen war, und Tante Theresa schon ihrem leblosen Körper die Federn gerupft hatte, hörte man das Tier Schnattern. Und vor lauter Freude darüber wurde dem neuen Familienmitglied auch gleich zum Ersatz des Federkleides ein Pullover gestrickt. Bei dem selbst Vater Löwenhaupt die Worte "sie ist schöner den je" herausrutschten und Auguste fester Bestandteil der Familie geworden ist.

  Der liebe Engel Fridolin: Außerdem las Hellstern die Geschichte des Engels Fridolin von Andrea Schober vor und wie dieser Weihnachten rettete. Es ging darum, wie stressig und hektisch die Leute heutzutage in der Weihnachtszeit sind. Wie sie von Laden zu Laden rennen und ihre Kinder mit Geschenken quasi überhäufen und diese, vor lauter nicht mehr wissen wo hin damit. So sorgt Fridolin zum Beispiel dafür, dass die Straßen mit Kleister überzogen worden sind, sodass die Menschen gezwungen waren zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad in die Geschäfte fuhren, nur um dann die zweite Zauberei Fridolins vorzu finden.

Dabei ließ er alle Ladenartikel schweben, weshalb die Menschen nicht mehr an sie herankamen und sie auch nicht mehr kaufen konnten. Dadurch kam die Frage auf, was man sich nun zu Weihnachten schenken solle? Doch der kleine Engel verzierte die Stadt mit allerlei Weihnachtsdeko und Menschen schenkten sich bunte Papiersterne oder selbst gebastelte Gutscheine, sodass keiner mehr an Weinachtsbesorgungen wie Computer, Handys oder Markenklamotten dachte. Es wurde ein liebevolles und friedliches Weihnachten, da sich die Menschen daran erinnerten, worum es bei Weihnachten ursprünglich geht.

 Wahre Bedeutung von Weihnachten: Geschichten wie diese, die die wahre Bedeutung von Weihnachten zeigen sollen, aber auch humorvolle Adventserzählungen trug Hellstern vor.

Zum Beispiel vom Druck der Frauen, der auf ihren Männern in der Weihnachtszeit lastet, bei der Aufgabe ja den richtigen Tannenbaum mit nach Hause zu bringen, weil sonst der Haussegen schief hängen könnte, wenn man anstatt der stattlichen Nordmann-Tanne eine Fichte mit drei Spitzen präsentiert, bis hin zu der witzigen Geschichte des kleinen Benjamins, der dem Weihnachtsmann schon im September von seinen Wünschen wie zum Beispiel ein Fahrrad mit 31 Gängen und seiner nervigen Schwester schreibt, erzählte Hellstern. Oder dem verspieltem Gedicht über die Weihnachtsmaus.

 Was wäre, wenn? Den Abend beendete Hellstern mit der nachdenklichen Weihnachtsgeschichte "Das Märchen vom Auszug aller Ausländer", bei dem einem vor Augen geführt wird, wie es wäre, wenn tatsächlich alles "Ausländische" aus Deutschland raus wären. Dabei angefangen mit dem Weihnachtsstern, der aus Mexiko stammt, den Einzelteilen des BMW, dessen Rohstoffe von überall herkommen oder die Weihnachtsgans, die wieder nach Polen zurückfliegen muss. Und dass man sich an Weihnachten vor allem bewusst werden sollte: Den Weg zur Menschlichkeit finden.