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Schäfer Karl Storr blieb mit seiner Herde erstmals auf den Weiden unter dem Zollern

Schäfer zu sein, das ist grad eine recht frostige Angelegenheit. Das weiß auch Karl Storr aus Weilheim, der diesen Winter mit seiner Herde erstmals nicht auf der Winterweide im Rheintal ist.

Hechingen. Seit wenigen Tagen ist es für den Weilheimer Schäfer und dessen Sohn Thomas wieder bedeutend angenehmer, draußen bei der Herde zu sein. Doch der 70-Jährige ist hart im Nehmen. Selbst als das Thermometer auch tagsüber dauerhaft unter null Grad anzeigte, antwortete er auf die Frage, ob es ihn denn nicht friere wie aus der Pistole geschossen: "Noa." Filzhut, dicke Gummistiefel und der warme Schäferkittel scheinen gute Dienste zu leisten.

Dass Storr seine mehrere hundert Schafe zählende Herde auch über die Wintermonate im Hohenzollerischen weiden lässt ist die pure Ausnahme. Denn der Weilheimer ist einer der letzten Wanderschäfer, die im Spätherbst mit ihren Schafen der rauen Gegend am Fuße der Alb den Rücken kehren und in Richtung dem wesentlich milderen Rheintal entfliehen.

Ende November haue er normalerweise jedes Jahr ab, erzählt Karl Storr. Doch dieses Jahr hätten die Weiden unter dem Zoller auch da noch genügend Futter für seine Herde gegeben. Deshalb schob er die Wanderschaft immer weiter nach hinten. Bis dann Anfang Dezember ein rascher Wintereinbruch kam, der den Marsch über den Schwarzwald unmöglich machte.

Der Weg des Wanderschäfers führt ihn und seinen Tross von Weilheim über Rangendingen, Bad Imnau und durchs Glatttal nach Rötenberg, dem höchsten Punkte der Reise. "Die hatten da oben plötzlich 30 Zentimeter Schnee", sagt er. "Da komm ich mit den Schafen nicht mehr durch."

Von dort an geht’s dann bergab. Entlang der Kinzig führt die Wanderschaft hinunter nach Gengenbach auf eine Höhe von etwa 150 Meter über dem Meeresspiegel, wo Storr mit seine Herde bis zum 15. März bleibt. Rund 14 Tage sei er für die 150 Kilometer normalerweise unterwegs, erzählt er.

"Dort im Rheintal ist es deutlich milder und entsprechend ist auch die Weide im Winter besser", sagt Thomas Storr, der seinen Vater in diesen Tagen begleitet. Trotzdem geht es auch dort nicht ohne Winterfutter, das der Schäfer während des Sommers eingefahren und zu Rundballen gepresst hat. "Heu hab ich immer genug", sagt Karl Storr. Das wird im Winter dann auch zum Zufüttern ins Rheintal gefahren.

Diesen Winter müssen sich die Tiere nun mit den Weiden in der Umgebung begnügen. Futter sei auch hier genügend da, sagt Karl Storr. Zusätzlich bekommen sie natürlich auch hier Heu aus dem Lager. Not müssten die Tiere auch in der Heimat nicht leiden, sagt der erfahrene Schäfer, dessen Vater bereits als Wanderschäfer unterwegs war.

In den vergangenen Tagen weidete der Schäfer aus Weilheim auf seiner kleineren Wanderschaft in der Heimat auch in Rangendingen. Von dort zog Storr weiter über Höfendorf und Trillfingen in Richtung Empfingen. Ob es dann noch ins Rheintal gehe, das glaube er eher nicht, sagt er. "Wenn es jetzt wärmer wird ist das dann nicht mehr nötig."