Die Alte Synagoge in Hechingen ist heute ein beliebter Veranstaltungsort für klassische Konzerte. Hier wird aber auch an die Geschichte der Hechinger Juden erinnert. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Zum 250-jährigen Bestehen der Synagoge hält Joachim Hahn einen Vortrag

Hechingen (kla). Fast 500 Jahre lang lässt sich die Geschichte der Juden in Hechingen zurückverfolgen. Ein Vortrag von Joachim Hahn in der Alten Synagoge in Hechingen hat diese Zeit beleuchtet.

Anlass war das Jubiläumsjahr zum 250-jährigen Bestehen des Synagoge. Das Gebäude hatte die Zerstörungen jüdischer Gotteshäuser durch die Nazis in der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 vergleichsweise unbeschadet überstanden, die jüdische Gemeinde aber wurde in den folgenden Jahren weitgehend ausgelöscht. Weitere Jahrzehnte vergingen, in denen das Haus verfiel, bis es in den 1970er-Jahren durch einen Förderverein renoviert und in eine Gedenkstätte umgewandelt wurde.

Die wechselvolle Geschichte der Juden in Hechingen ist in diesem Gebäude immer noch präsent. Dass man relativ viel darüber weiß, ist Historikern wie Otto und Manuel Werner, Manfred Stützle, Casimir Bumiller und vielen anderen zu verdanken, erklärte Joachim Hahn. Es gebe nur wenig jüdische Gemeinden in Süddeutschland, über die so viel geforscht wurde. Und dieses Wissen reicht weit zurück.

1542 war es Graf Jobst Nikolaus II von Hohenzollern, der ein Haus an die jüdische Gemeinde verkaufte, die so genannte Judenschule. Eine kurze Zeit der Toleranz. Graf Eitel Friedrich vertrieb 1592 die Juden wieder aus der Stadt, in der Zeit des 30-jährigen Kriegs, der 1618 begann, bildete sich in Hechingen wieder eine jüdische Gemeinde. Sie stellte im Jahr 1767 die heute noch in der Goldschmiedstraße stehende Synagoge fertig, wie sich heute aus alten Genehmigungsdokumenten und Handwerkerrechnungen rekonstruieren lässt.

Es gab in dieser Zeit noch zwei weitere Synagogen in Hechingen. Eine stand in der Friedrichstraße, eine Talmudschule befand sich in der Münzgasse. Eine relativ friedliche Zeit begann, einmal davon abgesehen, dass auch in Hechingen unter den Juden Modernisierer und Traditionalisten Richtungsstreitigkeiten austrugen.

Die Entwicklung verlief jedenfalls positiv, so dass bereits in den Jahren 1850 bis 1852 die Synagoge umgebaut und vergrößert wurde. Dass hier 1870 ein Harmonium aufgestellt werden konnte, hatte zuvor viele öffentlich ausgetragene Diskussionen verursacht, zeigte aber auch, dass man sich modernen Tendenzen gegenüber nicht verschloss. Durch eine Renovierung 1881 erhielt die Synagoge ihre heute noch bestehende, neoklassizistische Fassade. 160 Männer und 96 Frauen hatten offiziell Platz in diesem Gebäude.

Die Hechinger Juden, die nicht zuvor fliehen konnten oder wollten, fielen in der Zeit des Nationalsozialismus dem Holocaust zum Opfer. Heute erinnert neben dem Jüdischen Friedhof vor allem noch die Synagoge an jene Zeit, als diese Religion in Hechingen lebendig war.