Es sind die scheinbar unscheinbaren Details, die Elisabeth Arzberger fotografiert.Fotos: Arzberger Foto: Schwarzwälder Bote

Künstler: Elisabeth Arzberger fotografiert die Details

Sie kennt Wien, die kunsthistorische Fülle vieler Museen, aber besonders interessieren sie die Details: Schatten auf dem Parkett, Scharniere am Fensterladen, Kratzer auf Holz. Elisabeth Arzberger hält solche Motive mit ihrer Kamera fest.

 

Hechingen. Im vergangenen Herbst war sie erstmals als Aktives Mitglied des Hechinger Kunstvereins mit eigenen Arbeiten an der Jahresausstellung vertreten. Fotografien, auf denen im gegenständlichen Sinn nichts zu erkennen war. Flächen, Linien, abstrakte Formen, klar, grafisch. Einen zweiten Blick wert. Oder einen dritten.

Derzeit ist sie häufiger im Weißen Häusle, der Galerie des Hechinger Kunstvereins, mit ihrer Kamera unterwegs. "Die Ausstellungen fallen ja aus, das Gebäude steht leer, das hat mich interessiert", sagt sie. Mit viel Ruhe lässt sie sich hier auf das Gebäude ein, lässt genügend Zeit verstreichen, um zu beobachten, wie ein Fleck aus Sonnenlicht, durchkreuzt von den Schattenlinien des Fenstergitters, langsam über das wunderbare Parkett weht, bis einer jener besonderen Momente entsteht, der festgehalten werden muss. Ein geschwungener Streifen im Lack des Fensterladens, kontrastiert von der geometrischen Linie des Metallbandes, an dem das Scharnier befestigt ist. Fenstergriffe, Lichtspiele im Glas. Eine Serie beschäftigt sich auch mit Billardkugeln. Schließlich soll Fürst Konstantin hier einst dieser Passion nachgegangen sein.

"Ich lerne jeden Tag was über das Sehen und die Fotografie"

Wie kommt man auf diese Art Fotografie? "Ja gut, das hat sich entwickelt", sagt Elisabeth Arzberger mit unverkennbarem wienerischen Akzent. Der Anfang sei gewesen, dass sie ihre Schwiegermutter gebeten habe, die restlichen Bilder auf ihrer Kamera im Garten zu verknipsen, damit man den Film abgeben kann. "Und da habe ich gemerkt, dass das ja richtig Spaß macht."

Die Journalistin, die lange für den ORF in Österreich und zuletzt für den SWR in Stuttgart gearbeitet hat, hatte etwas gefunden, was sie faszinierte. In ihrer Arbeit beschäftigte sie sich ausschließlich mit Tönen. Bilder spielten hier keine Rolle. Aber vielleicht gibt es doch Verbindungen. Beim Hören sei es so, dass man Nebengeräusche nie ganz ausblenden könne, erzählt sie, kleinste Störungen fallen auf.

Wer aber sieht, bemerkt selten bewusst auf Anhieb Details, obwohl sich der Eindruck von großen Dingen oft aus der Summe dieser kleinen Eindrücke ergibt. Elisabeth Arzberger sucht nach diesen kleinen Eindrücken mit ihrer Kamera, geht dabei der Frage nach dem Verhältnis von Sehen und Wahrnehmen nach, von Eindruck und Realität.

Die Bilder, die dabei entstehen, scheinen die Zeit festzuhalten, in denen sie entstanden sind. Nicht die Bruchteile von Sekunden, in denen sie geschossen werden, sondern die Zeit des Schauens, Überlegens, auch die Zeit nach der Aufnahme.

Denn das sorgfältige Auswählen hinterher unter den vielen gemachten Aufnahmen, das Bewerten, das ist Teil des künstlerischen Prozesses. Dann, wenn der direkte Eindruck des Gebäudes abgeklungen ist, wenn nur noch das Bild für sich dasteht. "Ich lerne dabei jeden Tag was über das Sehen und die Fotografie", sagt sie zufrieden.